Eine Ode an die RLO


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Andreas Tröscher würde den Sportklub am liebsten ganz oben sehen. Trotzdem gefällt ihm die heurige Saison besser als die vergangene - und er kann auch erklären, warum das kein Widerspruch ist.

Die langen Holzbankerln auf der Haupttribüne biegen sich gefährlich. Doch das ist den Leuten in diesem Moment herzlich egal. Sie reißen die Arme hoch, brüllen vor Freude, fallen sich in die Arme. Als wäre das, was sich da gerade am Feld abspielt, einfach nicht real. Eben zu schön um wahr zu sein. Auch mir geht`s nicht anders, an diesem siebten März Zweitausenddrei, kurz nach halb Neun Uhr Abend. Bist du deppert! Der Buchi wird links g`schickt, flankt hinter die Verteidigung, und der Holci vom Sechzehner - unhaltbar. A Wahnsinn! Unvergesslich!

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Verzeihung, kleiner Ausrutscher. Also: Runter vom Holzbankerl, Block und Kulli heraus, anhauchen, weil saukalt - und geht schon: 78. Spielminute, 1:0 für den Sportklub gegen Mattersburg, Torschütze Gernot Holcmann. Und immer noch keine Zuschauerdurchsage. Naja, 3.000 Leute sind sicher am Platz, schließlich ist sogar die "Blaue" gut besetzt. Schiedsrichter: Krassnitzer. Die Besten vom Gegner? Hm, Kühbauer. Nein, den kennt man zwar, aber der liegt nur herum und motzt in einer Tour. Köszegi, Mörz. Wagner vielleicht? Obwohl der eine Hundertprozentige verhaut hat. Die anderen Grünen sind mir durchwegs fremd. Aja, im Tor. Der Hedl. Aber der ist unsicher. Wie wird das erst bei Wörgl, Leoben oder FC Lustenau? Furchtbar. Lauter No-Names. Doch das sind Dinge, um die ich mich in dieser Saison erstmals kümmern muss. Ein bisserl neidisch schweifen meine Blicke rüber auf die Friedhofstribüne. Geile Stimmung. Wirklich geil.

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In offizieller Mission

Keine Zeit. Ich bin nämlich offiziell hier. Als Berichterstatter für die APA. Dabei ist das ja so gar nicht mein Ressort - Sport. Ich bin Bundesländer-Redakteur, verdammt! Aber die Kollegen waren hartnäckig, weil sie ja wussten, dass in meinen Adern schwarz-weißes Blut fließt. Ich hab`s ihnen oft genug auf die Nase gebunden, hab ihnen jedes Mal von den glorreichen Siegen in der Stadtliga, dann in der RLO berichtet. Denn alles unterhalb der zweiten Division ist journalistisch gesehen irrelevant. Also zähle ich jetzt zu den VIPs, trage ein Plastikband ums Handgelenk (wie die Säuglinge nach der Geburt), sitze in dem eingezäunten, bepolsterten Bereich, schlürfe Punsch und verputze Wurstsemmeln. Gratis, versteht sich.

Dabei wär ich jetzt so gern da drüben, wo...nein, geht nicht. Gelbe Karten: Tippmann, Ozegovic, Cehajic bzw. Wagner, Kühbauer und Szeker. Szeker - kennt kein Mensch. Ist aber wichtig. Zumindest für die Meldung. Mir ist das - mit Verlaub - unglaublich Blunzn.

Als Tippmann in der 91. Minute den Elfer zum 2:0 reinhaut, hab ich nicht

mal Zeit zum Aufspringen oder Applaudieren, weil ich grad am Telefon hänge und alles durchgebe. Eine Schande.

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Wieder zuhause

Zeitsprung. Ein halbes Jahr später hat alles wieder seine Ordnung. Der Sportklub ist abgestiegen, ist sozusagen nach Hause gekommen. Die Herbstsonne strahlt auf die FHT, unten am Rasen hat die Fortuna gerade keine Chance, ebenso wie zwei Wochen davor Eisenstadt. Herrlich. Die manchmal schon lähmende Verzweiflung aus Red Zack-Zeiten ist der ursprünglichen Gemütlichkeit gewichen. Endlich. Ich darf wieder Sportklub-Anhänger sein. Name des Schiedsrichters? Die Besten beim Gegner?

Lächerlich. Ich genieße die Kunststücke vom Fading, der in der RLO wie ein Außerirdischer mit dem Ball jongliert und auf den sie auch dementsprechend hinhauen. Hoffentlich bleibt er. Der kann einfach kicken. Unser beleibter Libero ist auch wieder da. Ein Bollwerk, der Mann. Als wäre er nie weg gewesen. Als hätte ich mich nie über diesen Prosenik grün und violett geärgert. Petzi, Buchi und Holci sind geblieben, Tippi ebenfalls. Die ersten Auswärtspunkte. Ein Platz im oberen Mittelfeld. Vorfreude auf die Hohe Warte. Fantastisch.

Bitte, mich jetzt nicht falsch zu verstehen. Bundesliga-Fußball in Dornbach hat schon was. Prominente Gäste, 3.000 Zuschauer - ich möchte das nicht missen. Schließlich war ich ja dabei, als in "Erdhaufen"-Zeiten Austria, Rapid, Sturm, Salzburg, Innsbruck und andere regelmäßig in die Hernalser Hauptstraße 214 kamen. Aber um jeden Preis dort oben mit zu spielen kann nicht das Ziel sein. Genau diesen Eindruck musste man jedoch in der vergangenen Saison bekommen. Die Unruhe, das Chaos, der aufgeblähte Kader, die vielen unnötigen Gegentore, die Verunsicherung - das sind die Erinnerungen an den Ausflug in den bezahlten Fußball". Man muss aber auch Verständnis haben. Für Spieler und Funktionäre. Zwei Mal hintereinander Meister, Aufstieg in die Bundesliga - das war zuviel für einige, das ging einfach zu schnell. Darum: Aus den Fehlern lernen, ruhig bleiben, geduldig arbeiten, nicht den Überblick und die Nerven verlieren. Die lang erprobte Leidensfähigkeit als Vorteil nützen. Dann wird das schon. Irgendwann. Aufsteigen ist ja schließlich nicht verboten. Schließlich will ich wieder Sensationssiege - wie etwa jenen gegen Mattersburg - bejubeln dürfen. Ohne Block und Bleistift, ohne Handy - nur als Sportklub-Fan.

Andreas Tröscher ist Sportklub-Fan (und nebenbei Journalist bei der APA).

Quelle: www.wienersportklub.at

bearbeitet von ChristianS

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