Bundesliga-Vorschau Sommer 2009


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V.I.P.

Wien – Nur selten wurde von einem Aufsteiger so viel erwartet.

Der SC Magna spielt nur ein Jahr nach seiner Gründung in der Bundesliga. Und ist nicht nur gekommen, um zu bleiben.

„Wir wollen uns von Anfang an am guten Mittelfeld orientieren und mit dem Abstieg nie etwas zu tun haben“, gibt Trainer Helmut Kraft im Gespräch mit LAOLA1 das ehrgeizige Ziel aus.

In der traditionellen LAOLA1-Bundesliga-Vorschau nehmen wir die wichtigsten Brennpunkte aus Wiener Neustädter Sicht vor dem Saisonstart unter die Lupe:

SAISONZIEL: Einfach nur die Klasse halten? Das ist Magnas Sache nicht. „Wir wollen nicht nur nicht absteigen“, stellt der Trainer klar. Das sollte nie ein Thema werden: „Wir wollen uns von Anfang an am guten Mittelfeld orientieren und mit dem Abstieg nie etwas zu tun haben.“ Das Ziel ist ein Platz unter den Top fünf der Tabelle. Ein ehrgeiziges Ziel, das aber nicht unmöglich zu erreichen erscheint. Der letzte Aufsteiger, der unter den ersten Fünf der Abschlusstabelle rangierte, war übrigens die SV Ried in der Saison 2005/06 – die Oberösterreicher beendeten die Saison als Vierter.

DRUCKABBAU: Selten war der Druck auf einen Aufsteiger so hoch. Vom SC Magna wird etwas erwartet. Der Tiroler sieht sich im Gegensatz zum letzten Sommer dennoch entlastet: „Der Druck war letzten Sommer sicher höher. Alles andere als der Meistertitel wäre ein Misserfolg gewesen. Sollten wir heuer unser Ziel nicht erreichen und Sechster werden, ist es kein Malheur.“ Sanel Kuljic sieht es nicht anders. Dem Stürmer ist jedoch klar: „Sollte es diesmal von Anfang an aber nicht nach Wunsch laufen, wird der Druck schon groß werden.“

NEUZUGÄNGE: „Das Einkaufsprogramm ist zu meiner vollsten Zufriedenheit komplettiert worden“, kann sich Kraft nicht beschweren. Mit Diego Viana ist der Torschützenkönig der Ersten Liga geholt worden – der Brasilianer verschärft den Konkurrenzkampf im Sturm noch weiter. Als Ersatz für den wieder zum LASK abgewanderten Georg Margreitter ist der Tscheche Pavel Kostal von Liberec gekommen. Überraschend wurde auch Ronald Gercaliu von Meister Salzburg verpflichtet. Die jungen Christian Ramsebner (Austria Wien), Patrick Niklas (Baumgarten) und Thomas Kral (Wienerberg) sind die weiteren Neuzugänge des Aufsteigers.

GEMÄßIGTER UMBAU: Hierzulande ist es fast schon Usus, dass der Aufsteiger fast seinen kompletten Kader umkrempelt. Nicht so die Niederösterreicher. „Wir haben den Kader letzten Sommer bewusst so zusammengestellt, um mit dem Gros der Mannschaft Bundesliga spielen zu können“, verweist Kraft auf die vorausschauende Planung. Zudem stehen im Kader genügend Spieler mit Bundesliga-Erfahrung – nicht weniger als zehn Kicker waren schon in der höchsten Leistungsstufe aktiv, hinzu kommen noch Johana und Kostal. „Aufgrund ihrer Erfahrung sollte Nervosität keine große Rolle spielen. Viele haben schon vor 10.000-15.000 Leuten gespielt. Die Spieler sollten nervlich gewappnet sein“, hat der Coach diesbezüglich keinerlei Bedenken.

LUXUS-KADER: Nicht weniger als 28 Spieler weist der Kader des Bundesliga-Neulings auf. Eine stattliche Zahl. „Es ist uns bewusst, dass wir uns diesen Luxus leisten. Jede Position ist auch im zweiten Glied gut besetzt“, meint Kraft zu diesem Thema. Besonders interessant wird der Konkurrenzkampf im Angriff. Mit Kapitän Sanel Kuljic, Hannes Aigner, Diego Viana, Mirnel Sadovic und Mensur Kurtisi stehen gleich fünf starke Angreifer im Kader. „Ich erwarte mir drei unzufriedene Stürmer. Diese Unzufriedenheit gilt es aber in positive Energie umzuwandeln. Ich will vermeiden, dass sich der ein oder andere hängen lässt und negative Energie verbreitet. Ich muss als Trainer mit Unmut umgehen können und erwarte das auch“, ist der Trainer vorbereitet.

STRONACHS AKADEMIKER: Der SC Magna sollte ein Team für die Abgänger der Stronach-Akademie sein. Mittlerweile gibt es die Fußball-Schule in Hollabrunn nicht mehr. Außerdem wird bekrittelt, dass der Einbau junger Spieler nur allzu zaghaft erfolgt. Kraft will das so nicht stehen lassen: „Jene Spieler, die uns die Austria weggeschnappt hat, konnten wir unmöglich halten. Wir haben so viele Spieler aus der Stronach-Akademie geholt wie möglich. Wir haben uns nichts vorzuwerfen. Wir können die Spieler nicht an den Haaren her ziehen.“ Fakt ist: Mit Thomas Kral, Alexander Grünwald, Tomas Simkovic, Jörg Siebenhandl und Christian Ramsebner stehen fünf Akademiker im Kader.

INFRASTRUKTUR: Wiener Neustadt bzw. der Magna-Konzern hat sich schon im Frühjahr 2008 für die Bundesliga gerüstet. Rund 1,2 Millionen Euro wurden in den Umbau des Stadions gesteckt. Die Westtribüne wurde mit modernen Schalensitzen ausgestattet, ein elektronisches Ticketsystem adaptiert, ein Turm für TV-Kameras aufgestellt, der Kabinentrakt wurde modernisiert, das Flutlicht ist neu und auch eine digitale Anzeigetafel angebracht. Mit Klagenfurt, Salzburg und Co. kann das Stadion freilich trotzdem nicht mithalten. Die Verkehrssituation bei der Anfahrt lässt zu wünschen übrig und auch in Sachen Sicherheit herrscht noch Aufholbedarf – auch bei den Exekutiv-Beamten vor Ort. Eventuell wird im Laufe der Herbstsaison noch eine zusätzliche Tribüne installiert. „Wir warten das Zuschauer-Interesse in den ersten Runden ab und entscheiden dann“, erläutert Kraft.

ENTSTEHENDE FANSZENE: Ein neu gegründeter Verein hat es in Sachen Fans natürlich immer schwer. Wenn er noch dazu von Frank Stronach – der sich in der heimischen Fußballszene nicht gerade als Sympathieträger etabliert hat – gegründet wird, erleichtert das die Sache nicht. Dennoch hat sich in der ersten Saison eine kleine Fan-Szene gefunden. Bengalische Feuer werden gezündet und auch hin und wieder Choreographien organisiert. „Es sind mit jedem Spiel mehr Fans geworden“, berichtet Kuljic. Kraft meint zu diesem Thema: „Wir haben uns in Wiener Neustadt ziemlich wohl gefühlt. Die Leute haben unsere Leistungen honoriert und machen die Heimspiele hoffentlich auch zu solchen. Es ist wichtig, den Rückhalt der Fans zu spüren.“

ROLLE ALS FEINDBILD: Beliebtheits-Preis haben die Wiener Neustädter in der Ersten Liga keinen gewonnen. In Innsbruck wurde der Vereinsbus beschmiert und auch sonst wurde die Mannschaft von den gegnerischen Fans nicht gerade mit offenen Armen empfangen. „Es ist nicht leicht. Wir sind überall das Feindbild. Sollten wir aufsteigen, wird es sicher noch schlimmer werden“, gab Tomas Simkovic schon im Frühjahr zu Protokoll. Sein Trainer hat diese Angst wiederum nicht: „In der Bundesliga gibt es viele Vereine, die bei den Gegnern Antipathie hervorrufen. Salzburg wird geächtet, Rapid und die Austria haben genug Gegner bei anderen Mannschaften. Ich weiß, dass wir nicht viele Freunde haben. Wir sind aber sicher nicht das erklärte Feindbild Nummer eins.“ Die Spiele gegen Stronachs ehemaligen Klub Austria Wien seien allerdings ein ganz spezielles Thema. Der nicht zur Gänze friedliche Platzsturm nach dem violetten Gastspiel im ÖFB-Cup ist noch nicht vergessen.

STRONACHS ROLLE: Eines ist klar: Die Zukunft des SC Magna steht und fällt mit jener Frank Stronachs. Der Geldgeber scheint bislang durchaus zufrieden mit der Entwicklung seines Klubs zu sein. Immer wieder schaut der Austro-Kanadier in Wiener Neustadt vorbei. „Wenn Stronach da ist, treffen wir uns aber immer. Wir unterhalten uns über die Entwicklung einzelner Spieler, das Umfeld und so weiter. Er ist immer auf dem Laufenden. Er erzählt auch gerne von seiner aktiven Laufbahn als Fußballer und ist auch bei der Mannschaft dabei, teilweise sogar in der Kabine“, erzählt der Tiroler. Sollte der Mäzen nicht im Lande sein, hält Ernst Neumann, der den Machtkampf mit Peter Svetits gewonnen hat, telefonisch Kontakt mit ihm.

LAOLA1-Fazit: Der SC Magna ist mit Sicherheit einer der stärksten Aufsteiger, die die Bundesliga in den letzten Jahren erlebt hat. Der starke Kader könnte den Wiener Neustädtern jedoch zum Verhängnis werden. Vor allem die Konkurrenzkämpfe im Sturm und im zentralen Mittelfeld bergen gehöriges Konfliktpotenzial. Nach dem Abgang von Peter Svetits sollte unterdessen im Umfeld etwas Ruhe eingekehrt sein und Helmut Kraft scheint durchaus fest im Sattel zu sitzen. Bei Frank Stronach kann sich das aber rasch ändern. Gespannt darf man sein, wie die traditionsbewussten Fangruppen diverser Vereine auf den Retortenklub reagieren. Das Sicherheitskonzept in Wiener Neustadt machte letzte Saison noch keinen allzu ausgereiften Eindruck.

laola1.at

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