Europas Fußball und seine Geschichten!

[rapidlerfreak]

Hier könnt ihr demnächst wieder Geschichten über den Fußball verschiedenster Länder lesen.

Beginnen möchte ich mit , Teil 1

Die Geschichte des französischen Fußballs

Obwohl Frankreich wesentliche Beiträge zur Entwicklung des europäischen Fußbals geleistet hat (wie beispielsweise bei der FIFA – Gründung oder der Einführung der Europameisterschaft sowie des Europapokals) hat das Land im internationalen Fußballgeschehen lange Zeit nur eine zweitrangige Rolle gespielt – und Fußball innerhalb Frankreichs sogar nur ein Schattendasein gefristet.

Das ist insofern erstaunlich, als Ballspiele in einigen Regionen Frankreichs eine lange Tradition haben. Im Nordwesten bsp. war vom 13. bis zum 19. Jahrhundert ein fußballähnliches Spiel mit der Bezeichnung „soule“ verbreitet, derweil in den südlichen, an Italien grenzenden Provinzen das florentinische Calcio gespielt wurde. Diese traditionellen Ballspiele hatten jedoch keinerlei Einfluss auf die Einführung des modernen Fußballs, die sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eigenständig vollzog, und deren Initialzündung aus dem Ausland kam.

Fußball stieß zunächst nur auf geringe Resonanz, was nicht zuletzt an den ungünstigen Rahmenbedingungen lag. Frankreichs Infrastruktur war mangelhaft entwickelt, die explosionsartig aufgetretene industrielle Revolution hatte immense soziale Probleme beschert, und das nationale Sportgeschehen war einerseits von Radsport und Gymnastik dominiert und andererseits national – patriotisch angehaucht und entsprechen skeptisch gegenüber „fremden“ Sportarten.

Initiatoren der Fußballbewegung waren somit weniger Einheimische als vielmehr Ausländer (vor allem Engländer), die zunächst allerdings nahezu ausschließlich Rugby bzw. eine combinaison genannte Mischform spielten. So auch beim 1872 gegründeten Havre AC, der zwar als ältester Fußballklub Frankreichs gilt, dessen Assoziationsfußballabteilung aber erst 1892 eingerichtet wurde, als, wie noch zu lesen sein wird, in der Hauptstadt Paris bereits fleißig auch gegen die runde Lederkugel getreten wurde. Gründer waren englische Angestellte einiger lokaler Textil – und Waffenfirmen. Sieben Jahre später riefen englische Landsleute mit dem Paris FC auch in der Hauptstadt einen Klub ins Leben, der ebenfalls vornehmlich Rugby spielte.

Wesentliche Transporteure der Fußballidee waren höhere Schulen, die häufig von Ausländern besucht wurden. 1892 boten bsp. die Gymnasien in Rouen, Cambrai, Bayeux, Roubaix und Cherbourg Fußball an. Alle genannten Orte befinden sich im Norden und Nordosten, wo die Ballspiele – nicht zuletzt wegen der räumlichen Nähe zu England – schon vor der Jahrhundertwende weitverbreitet waren. Noch von den nördlichen Provinzen avancierte jedoch die Hauptstadt Paris zur ersten Fußballhochburg Frankreichs, wobei dort noch immer fast ausschließlich Briten spielten, die weiterhin die Rugbyversion bevorzugten. Anfang der 1890er Jahre war es zwar in einigen lokalen Sportvereinen zur Einrichtung von Assoziationsfußballabteilungen gekommen, die allerdings ein wenig beachtetes Schattendasein fristeten. Wesentlich stärker gefördert wurde die Fußballidee von den reinen Fußballklubs, wie sie zwischenzeitlich mit dem Gordon FV (1891 gegründet, später Standard AC genannt) oder den White Rovers entstanden waren. Beide Klubs waren von Briten (vor allem Schotten) gegründet worden und widmeten sich ausschließlich dem Assoziationsfußball. Im September 1892 entstand mit dem Club francais auch der erste von Einheimischen gegründete reine Assoziationsfußballklub.

|Teil 2 folgt morgen|