Luftschlösser, Träume Illusionen


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Willkommen im Land der Luftschlösser, Träume und Illusionen

Ex-LASK-Boss Wolfgang Rieger vor Gericht. Kein Einzelschicksal im heimischen Fußball.

Wien - "Es hat alles Hand und Fuß", versprach Salzburg-Boss Rudi Quehenberger bei der Präsentation des damals noch anonymen arabischen Scheichs, der Salzburg finanziell unter die Arme greifen soll.

Es hat alles Hand und Fuß. Wie fast immer, wenn in Österreich findige Geschäftsmänner, windige Bänker sowie leichtgläubige und aus ihrer wirtschaftlichen Not verzweifelte Klubfunktionäre die kuriosesten Luftschlösser bauen.

Die Hoffnung ist immer die selbe - eine Hauptrolle in der großen Welt des Fußballs, ob national oder international. Das Ende ist allzu oft das gleiche: Ein böses Erwachen.

Ein Blick in die Vergangenheit zeigt: Es ist nicht das erste Mal, dass sich heimische Vereine auf dubiose Geldquellen hofften und sich Illusionen hingaben.

Rapid: Was in England geht, muss in Österreich auch gehen, dachten sich "Bösenguru" Mike Lielacher und Rapid-Vorstandsmitglied Skender Fani im Herbst 1991.

Ein Börsengang sollte die finanzmaroden Hütteldorfer vor dem Bankrott retten. 60.000 Stück der Rapid-Aktie zum Kaufpreis von je 1100 Schilling wurden aufgelegt. Die Rapid AG erwarb im Zuge des Börsenganges sämtliche Transfer- und Werberecht des SK Rapid.

90 Millionen Schulden

Als der sportliche Erfolg der Hütteldorfer ausblieb, verabschiedeten sich auch potenzielle Geldgeber. Die Aktie verfiel ins bodenlose. Knapp drei Jahre später endete der Spuk mit der Liquidation der Rapid Finanz AG. Die Bank Austria sprang als Retter in letzter Not ein.

Mit einem Schuldenstand von rund 90 Millionen Schilling traten der SK Rapid und die Finanz AG im Mai 1994 den Gang zum Konkursrichter an. Das gute Stück Papier genießt bei Nostalgikern in diversen Online-Auktionshäusern noch heute große Beliebtheit.

FC Tirol: Krankl, Stöger, Schwabl, Sane, Cerny: Innsbruck bastelte im Frühjahr 1994 am "Dream Team". Möglich machte es, das selbst ernannte "Finanz-Genie" Klaus Mair, der dem FC Tirol-Innsbruck einen 42-Millionen-Kredit vermittelte.

Im Sommer 1994 wanderte Mair in Untersuchungshaft. Er hat bis zu 280 Millionen von Kundenkonten der GiroCredit in Tirol veruntreut. Ein gutes Viertel davon dürfte die Starkicker des FCT finanziert haben.

Schuldenmeister FC Tirol

Mair weg - Geld weg - Spieler weg. Klaus Mair wanderte ins Gefängnis, hinterließ dort aber so einen guten Eindruck, dass er wegen guter Führung vorzeitig entlassen wurde. Tirol sackte in die Bedeutungslosigkeit, ehe 2000 der Titel gefeiert werde durfte. Wie sich später herausstellte hatte man in Tirol nichts gelernt, man gab Geld aus, das nicht vorhanden war. Das bittere Ende ist bekannt.

Als letzter Rettungsanker sollte ein "Leasing Modell" für Spieler den hoch verschuldeten Klub (zweistelliger Millionen Euro-Betrag) im Herbst 2001 retten.

Dazu überwies FCT-Boss Kerscher 10 Millionen ATS in die USA als Anzahlung, die sich dank steuerlicher Schlupflöcher in den USA in 15 Millionen Dollar verwandeln sollten. Das Geschäft platzte.

LASK: Wolfgang Rieger wollte den LASK zu einer Top-Adresse in der heimischen Fußball-Szene machen. Spieler wie Riseth, Friigard, Pavlovic, Stöger, Weissenberger und Trainer Otto Baric sorgten für einen Fußball-Boom in Linz.

Dann das böse Erwachen. Die Riegerbank war mit über 1 Milliarde Schilling verschuldet, ihr Chef auf der Flucht vor der Justiz. Wie ihr Boss, verabschiedeten sich mit Ausbleiben des Geldes auch die teuren Stars aus Linz.

Millionenklagen und Lizenzsorgen

Danach kamen auf die Athletiker Millionenklagen vom Masseverwalter der Riegerbank zu. Abstieg und Kampf ums wirtschaftliche Überleben, und das bis heute.

Die Lizenz für die Erste Liga gab es erst im zweiten Anlauf. Schon Mitte der Neunziger war der LASK im Gerede. Der in die USA ausgewanderte "Lottomillionär" Joe Strauß wollte dem Linzer Fußball als Vize-Präsident "amerikanisches Flair" einhauchen.

Mair, Krankl, Fani, Stöger (v.l.n.r.): Wegen Anstiftung zur Steuerhinterziehung 1997 vor Gericht

Flash St. Pölten: Im Herbst 1999 erwischte es den FCN St. Pölten. Die Spieler erhielten seit Monaten kein Geld, der Klub war hoch verschuldet: Da kam das Angebot der Investmentgruppe inFavorit gerade recht, mit "in Österreich völlig neuen Methoden" den Klub zu sanieren.

Bis Saisoende sollte ein ominöser US-Investor 60 Millionen Schilling investieren und alle Schulden übernehmen. Danach sollten gar bis zu 300 Millionen pro Saison fließen und die Niederösterreicher bis 2003 zum Meister machen.

InFavorit-Geschäftsführer Albin Walchshofer versprach obendrein eine Nachwuchsakademie und - wie könnte es anders sein - ein Stadion, "das in Österreich einzigartig sein sollte".

Kein Stadion, kein Geld

"Wir haben so viel Kapital, dass wir eine schlagkräftige Mannschaft für die Champions League bilden können." St. Pölten träumte von Milan und Real. Der Vereinsname sollte in Flash St. Pölten geändert werden.

Die Kontakte in die USA sollte Marketingleiter Benjamin Englisch aufstellen. Der war aber im Gastgewerbe besser aufgehoben und wurde im Dezember 1999 wegen Verdachts des schweren, gewerbsmäßigen Betrugs verhaftet.

Erst wartete man tagelang auf Zahlungen vom reichen Onkel aus Amerika. Dann wurde das Stadionprojekt abgesagt. Am Ende stand der Konkursantrag. Aus der Traum.

Salzburg: Vor kaum zwei Wochen präsentierte sich Austria Salzburg seine Zukunftspläne. Ein arabischer Millionen-Investor (Scheich Khalid Al Qasimi) war gefunden.

Er soll neue Spieler nach Salzburg holen und die Geldbörse von Klub-Boss Quehenberger entlasten. Als Statthalter war der Spanier Juan Pedro Benali. "Es hat alles Hand und Fuß", versuchte man in der Mozartstadt die Zweifler zu beruhigen.

Warten auf die Öl-Millionen

Es dauerte aber nur wenige Tage, bis auch dem Klub erste Zweifel kamen. Der neue Sportdirektor verfügte über zahlreiche Identitäten und Lebensläufe. Er ist mittlerweile seines Amtes enthoben. Öl-Millionen flossen bislang auch keine. Dafür wurden zwei fragwürdige Südamerikaner verpflichtet.

Der Vertrag soll aber laut Aussagen der Salzburger aufrecht bleiben. Noch darf geträumt werden, dass die Millionen wirklich fließen und nicht zum Bumerang werden.

Michael Unger

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Eigendlich ziemlich traurig, und ich glaube das ist nur die Spitze, im Inneren geht da noch viel mehr schief.

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