Außenbahn offensiv 2006/2007


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Dauerbrenner Hilbert wachsen Flügel

Keine Atempause - Geschichte wird gemacht, es geht voran." Roberto Hilbert war noch gar nicht geboren, als die Band "Fehlfarben" zu Zeiten der Neuen Deutschen Welle genau das als Devise lautstark intonierte, was 27 Jahre später als Motto für die sportliche Erfolgsgeschichte des Oberfranken gelten könnte.

Vor drei Jahren noch kickte Hilbert mit dem SC Feucht in der Regionalliga. Seit März dieses Jahres ist der 22-Jährige Nationalspieler, seit Mai Deutscher Meister - und jetzt auch Branchenführer auf der Außenbahn offensiv.

Eine imponierende Leistung. Auf einer Problem-Position, wo seit Jahren in der Bundesliga der Notstand herrscht. Statt des Guten zu viel - wie zum Beispiel auf der Torhüterposition - ist in den Stadien auf der offensiven Außenbahn stets zu wenig Substanz vorhanden.

Auch in dieser Saison fanden lediglich acht Spieler Aufnahme in unsere aktuelle Rangliste, so wenige wie in keiner anderen Kategorie. Entweder ist eine solche Position in den Taktikbüchern der Vereine nicht vorgesehen (Schalke, Bremen, Nürnberg und Dortmund), oder es fehlt schlichtweg die notwendige Qualität auf konstant hohem Niveau.

Hilbert hingegen nahm beim VfB Stuttgart nach seinem Wechsel aus Fürth und einer gewissen Anlaufphase in der Vorrunde (kicker-Notenschnitt: 3,75) immer mehr Fahrt auf, schaltete regelrecht den Turbo ein: Sechs Tore, ein Assist, Note 2,94. Egal in welchem System, der Neuzugang entwickelte sich in seiner neuen Umgebung auf Anhieb zum Dauerbrenner, kam in allen 34 Saisonspielen zum Einsatz und überzeugte sowohl im 4-4-2 als auch im 4-4-3 oder gar im 4-1-4-1.

Dem geerdeten und eher stillen Vater zweier Kinder wuchsen in seinem ersten Jahr im Oberhaus regelrecht Flügel: Schnell, beidfüßig, dribbelstark und mit Zug zum Tor beackerte er die rechte Außenbahn. Ohne seine zweifelsohne vorhandenen Fähigkeiten im Spiel gegen den Ball zu vernachlässigen und immer mit dem Vorhaben, seine früher hohe Fehlerquote stetig zu minimieren. Roberto Hilbert ist bereit für ein weiteres Kapitel seiner Erfolgsgeschichte.

Wer warum wo steht

Der Entthronte, Albert Streit: Im Winter noch grüßte er von der Spitze der Rangliste (Im weiteren Kreis), keiner kam damals an Albert Streit (27) vorbei. Doch dann der schwache Start in die Rückrunde: Von seinen Tempoläufen und gefährlichen Standards war nur noch selten etwas zu sehen. Vielmehr fand sich der feine Techniker wegen Formschwäche und Unruhe um seinen Vertragspoker sogar kurzzeitig auf der Bank wieder - und wurde von uns ins Blickfeld zurückgestuft.

Der Dampfmacher, Szabolcs Huszti: Er glänzte auf der linken Außenbahn als Vorbereiter, war für die Gegner stets schwer auszurechnen und zeichnete von beiden Seiten für die Standards verantwortlich. Keine Frage, der quirlige Szabolcs Huszti entwickelte sich bei Hannover 96 gerade in der Rückrunde zum unverzichtbaren Dampfmacher und Impulsgeber. Auch in der ungarischen Nationalmannschaft avancierte der 24-Jährige schnell zur Stammkraft.

Der Effektive, Vlad Munteanu: Technisch versiert, zielstrebig, eiskalt. Der torgefährliche Linksfuß machte bei Energie Cottbus schnell auf sich aufmerksam. Nach der Winterpause lieferte Vlad Munteanu (26) zwar mehr schlechte als gute Spiele ab, von seiner enormen Effektivität büßte der Rumäne aber nichts ein (fünf Tore, fünf Assists). Zusammen mit Landsmann Radu war er damit maßgeblich am Klassenerhalt der Lausitzer beteiligt, zusammen mit Radu wechselt er nun nach Wolfsburg.

Der Vielseitige, Gilberto: Der Brasilianer begann als linker Verteidiger, rückte später vor auf die Außenbahn, zog von dort immer wieder nach innen ins Zentrum - und steht nun im Blickfeld. Dennoch: Gilberto (31) agierte vielseitig, aber nie konstant auf hohem Niveau. Dank starker Auftritte bei Herthas "Endspielen" in Bochum und Aachen war es jedoch der Nationalspieler, der den Berlinern ball- und kombinationssicher zum positiven Saisonausgang verhalf.

Jörg Böhme: Der Routinier (33) ging auch in seinem 15. Jahr als Profi bis an die Grenzen, präsentierte sich gerade in der schwierigen Phase, als Bielefeld immer mehr abzustürzen drohte, unheimlich engagiert und stellte sich der Verantwortung. So mitreißend seine Vorstöße, so schwankend aber auch seine Leistungen: Haarsträubende Querschläger wechselten sich ab mit genialen Ideen - und verhinderten eine höhere Einstufung.

Dennis Grote: Noch unter Trainer Peter Neuruer schnupperte er erstmals hinein ins Profigeschäft, danach war Dennis Grote wieder weg vom Fenster. Auch zu Beginn der Rückrunde spielte der 20-Jährige beim VfL Bochum keine große Rolle, Filip Trojan war links offensiv gesetzt. Als dessen Formkrise beunruhigende Ausmaße annahm, kam die Chance des Bochumer Eigengewächses. Schnell war Grote schon immer, dank einer verbesserten körperlichen Robustheit wurde der frischgebackene U-21-Nationalspieler zuletzt in seinem gesamten Spiel stabiler und stärker. Der Lohn: die Einstufung ins Blickfeld.

Jan Rosenthal: Vergangene Saison lag er mit einem Kreuzbandriss lange flach, um in seinem darauf folgenden ersten Profijahr voll durchzustarten. Beeindruckend, wie sich Jan Rosenthal (21) spielerisch zu jeder Zeit als absoluter Gewinn für Hannover erwies, dabei dank seiner Unbekümmertheit und seiner Offensivstärke Akzente setzte. Auch wenn ihm auf der Zielgeraden die Puste ausging und in Sachen Konstanz und Kraft Nachholbedarf besteht: Der U-21-Nationalspieler ist mitverantwortlich für die stabile Rückrunde der Niedersachsen.

Weshalb Schweinsteiger, Hitzlsperger & Co. fehlen

In unserer Winter-Rangliste tauchten mit Bastian Schweinsteiger und Thomas Hitzlsperger zwei Nationalspieler auf, die nun, sechs Monate später, nicht mehr zur Debatte standen. Hitzlsperger, der in Stuttgart von der Außenbahn vermehrt in die Mitte rückte und dort die Fäden zog, findet in der Kategorie Mittelfeld offensiv Berücksichtigung. Schweinsteiger hingegen fiel komplett aus unserem Ranking - zu schwach seine Auftritte in der Champions League (kicker-Schnitt: 3,88), zu wenig konstant seine Leistungen in zehn Spielen (3,85).

Auch der Argentinier Juan Pablo Sorin deutete beim HSV seine Leistungsfähigkeit allenfalls an. Interessant die Personalie Jonas Kamper: Der Däne war aufgrund seiner fünf Joker-Tore zwar maßgeblich am Bielefelder Klassenerhalt beteiligt und liegt auch bei der Wahl zu "Arminias Spieler des Jahres" weit vorne in der Fan-Gunst - zu einer Platzierung in unserer Rangliste sollten seine zehn benoteten Spiele (3,85) allerdings nicht ausreichen.

(kicker.de)

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