Interview mit Lizarazu


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"Hitzfeld wird mich vermissen"

Nach sieben Jahren ist Schluss. Bixente Lizarazu (34) wird die Bayern verlassen. Der Franzose blickt zurück, sagt auch Kritisches über die Münchner. Was lief zuletzt falsch? Es ist keine Abrechnung, eher eine ehrliche Bilanz.

kicker: Herr Lizarazu, warum verlassen Sie den FC Bayern nach sieben Jahren?

Bixente Lizarazu: In den vergangenen sieben Jahren hatten wir es drei Mal geschafft, meinen Vertrag zu verlängern; diesmal klafften die Vorstellungen zu weit auseinander.

kicker: Mit welchen Vorstellungen gingen Sie in die Gespräche?

Lizarazu: Ich kam, um zu sagen, dass ich noch ein Jahr bleibe. Ich hätte verlängert. Leider haben wir keine Lösung gefunden.

kicker: Sie werden am 9. Dezember 35. Sind Sie - wie seinerzeit bei Effenberg oder Helmer - den Münchner Machern zu alt?

Lizarazu: Trainer Ottmar Hitzfeld erklärte mir sein Bedauern, als ich ihm das Ende unserer Kooperation mitteilte. Ich glaube, er wird mich vermissen. Ich kann noch zwei Jahre auf höchstem Niveau spielen.

kicker: Wo wollen Sie das tun?

Lizarazu: Alles ist offen. Wahrscheinlich ist ein Wechsel in eine andere Liga: England, Spanien, Italien. Es hängt vom Klub ab. Es steht jetzt noch ein Monat bei Bayern an; dann folgen die EURO und der Urlaub. Ich habe noch drei Monate.

kicker: Was war das wahre Problem des FC Bayern in dieser Saison?

Lizarazu: Das selbe wie im vorigen Jahr: Wir sind nicht stabil genug. Und wir haben versucht, die Philosophie zu verändern: mehr Spektakel mit mehr Offensive, ein bisschen wie Real Madrid. Aber man kann die Kultur eines Klubs nicht von jetzt auf gleich umstellen. Den erfolgreichen Stil des FC Bayern prägten zum Beispiel beim Gewinn der Champions League 2001 Disziplin, Zweikampf, Aggressivität - sozusagen das gegnerische Team killen. Das wollten wir anders machen und haben dabei unsere Zweikampfstärke verloren, die einstige Sicherheit fehlt.

kicker: Wie lange wird es dauern, bis der neue Stil umgesetzt ist?

Lizarazu: Der FC Bayern wird ein, zwei Jahre brauchen, um die richtige Balance zu finden. Mit dem Stil von Real kann Bayern aber keinen Erfolg haben.

kicker: Welche Rolle spielt Michael Ballack in dieser Taktik-Debatte?

Lizarazu: Es wird viel über Ballack gesprochen; ich möchte zunächst über Zé Roberto sprechen. Er ist ein unglaublicher, ein fantastischer Spieler. Für mich ein Traumpartner auf der linken Seite gewesen.

kicker: Und Ballack?

Lizarazu: Das Thema heißt nicht Ballack, sondern ob man mit einem oder zwei defensiven Mittelfeldspielern antritt. Man muss ihm sagen, ob er mehr offensiv oder eher defensiv denken soll.

kicker: Ballack denkt lieber offensiv.

Lizarazu: Aber er entscheidet nicht, wie wir spielen sollen. Er denkt so, ich vielleicht auch. Insgesamt geht es jedoch um den Erfolg der Mannschaft. Man kann als Fußballer nicht immer seine optimale persönliche Rolle spielen. In Deutschland hat man sowieso nur zwei Spieler, über die gesprochen wird, Ballack und Kahn.

kicker: Macht das Sie und Ihre Kollegen eifersüchtig, wie Hoeneß und Rummenigge andeuteten?

Lizarazu: Mich nicht. Weil ich denke, dass ich für das Team so wichtig bin wie Kahn und Ballack, wie Makaay oder Zé Roberto. Aber deutsche Nationalspieler müssen in ihrem Land einen anderen Stellenwert haben, da geht es um Marketing. Das aber hat nichts mit der sportlichen Bedeutung zu tun. Beckham ist der berühmteste Spieler der Welt, aber nicht der beste; das ist Zidane.

kicker: Neben Ballack stand zuletzt auch Hitzfeld in der Kritik. Wie sehen Sie seine Zukunft?

Lizarazu: Wenn er möchte, kann er mit mir gehen. Er ist der beste Trainer für den FC Bayern, ich habe großen Respekt vor ihm.

kicker: Was zeichnet ihn aus?

Lizarazu: Er ist ein sehr menschlicher Trainer, aber auch hart, wenn nötig; er ist intelligent, clever. Es ist nicht leicht, diesen Verein zu trainieren, die Führung besteht aus starken Persönlichkeiten. Hitzfeld ist diplomatisch. Ohne ihn hätte ich diese Erfolge nicht gehabt.

kicker: Warum dann diese Diskussionen über ihn?

Lizarazu: Manchmal werden Leute, wenn sie lange in einem Klub sind, nicht mehr richtig beurteilt. Es macht einen Unterschied, ob man Trainer oder Manager ist. Ich hoffe, Hitzfeld bleibt Bayern-Trainer.

kicker: Sie werden gehen. Mit welchem Gefühl werden Sie das tun?

Lizarazu: Ich gehe ohne Nostalgie; auch wenn es am letzten Tag sicher ein seltsames Gefühl sein wird. Ich hatte beim FC Bayern großartige Jahre, mit Ausnahme des ersten. Ich musste meine Lebensweise total verändern, das habe ich geschafft, darauf bin ich sehr stolz. Neben Girondins Bordeaux ist der FC Bayern mein Klub. Die Zeit hier war sehr wichtig in meinem Fußballerleben, nach dem Gewinn der WM 1998 hatte ich hier die größten Erfolge. Aber ich lebe in der Gegenwart und suche jetzt eine neue Herausforderung.

kicker: Eine letzte Frage: Haben Sie die 10 000 Mark Geldstrafe, die Sie zahlen sollten, als Sie seinerzeit Lothar Matthäus im Training eine Ohrfeige gaben, je gezahlt?

Lizarazu: Diese Frage kann ich nicht beantworten.

(kicker.de)

bearbeitet von Gigi

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