Der Heimvorteil stirbt – aber nicht überall: Was Statistiken über Fans, Schiedsrichter und Reisestress zeigen
Früher war es eine Selbstverständlichkeit: Wer zuhause spielte, war im Vorteil. Die Statistik gab dem Gefühl recht – in fast allen Ligen der Welt gewannen Heimteams signifikant häufiger als Auswärtsteams. Doch in den letzten Jahren ist etwas passiert. Der Heimvorteil – einst fest in Stein gemeißelt – bröckelt. In manchen Ligen ist er fast verschwunden, in anderen hält er sich hartnäckig. Was steckt dahinter?
Mehrere Faktoren ausschlaggebend
Der Heimvorteil war nie ein Mysterium, sondern das Ergebnis eines Zusammenspiels mehrerer Faktoren. Die Unterstützung der eigenen Fans erzeugt Emotionen und baut Druck auf, während die Gewohnheit an das eigene Stadion – von den Platzverhältnissen über die Kabinen bis hin zu den Abläufen – für zusätzliche Sicherheit sorgt. Hinzu kommen die Reisestrapazen, mit denen sich Auswärtsteams auseinandersetzen müssen – sowohl körperlich als auch mental. Und schließlich gibt es einen oft unterschätzten Aspekt: den unbewussten Einfluss, den die Atmosphäre auf Schiedsrichterentscheidungen nehmen kann.
In Summe sorgten diese Effekte dafür, dass Heimteams über Jahrzehnte hinweg deutlich öfter gewannen – in vielen Topligen lag die Heimsiegquote lange bei etwa 45 %, während Auswärtsteams nur auf rund 30 % kamen. Ähnlich klare Verhältnisse findet man auch in anderen Bereichen: In Restaurants etwa bevorzugen Gäste nachweislich Plätze in Fensternähe, und im Onlinehandel dominieren Plattformen, die vertraut wirken oder besonders schnell liefern. Vergleichbare Muster zeigen sich auch bei Top Crypto Plattformen für deutsche Spieler, wo bestimmte Anbieter deutlich häufiger genutzt werden – meist aus Gründen, die erst auf den zweiten Blick sichtbar werden.
Die Zahlen bröckeln – was ist passiert?
Seit den 2010er-Jahren ist ein klarer Trend erkennbar: Der Heimvorteil geht zurück. In der Bundesliga liegt der Heimsieganteil heute deutlich unter früheren Werten, und auch in der Premier League, der Serie A oder der Champions League ist die Dominanz der Heimteams geschrumpft.
Dafür gibt es mehrere Gründe:
Professionalisierung der Auswärtsvorbereitung: Flugreisen sind komfortabler, Ernährung und Schlaf besser abgestimmt, Regeneration effizienter organisiert.
Taktische Disziplin: Auswärtsteams spielen heute kontrollierter, defensiver, systemorientierter – mit klaren Matchplänen.
Leere Stadien während Corona: Die Pandemie legte den psychologischen Effekt der Fans offen – und zeigte, wie stark der Heimvorteil tatsächlich an die Tribüne gekoppelt ist.
VAR und Technologie: Schiedsrichter sind heute stärker überwacht, ihre Entscheidungen transparenter – der "Druck der Masse" ist geringer als früher.
Doch es gibt Ausnahmen: Bedrängt im Hexenkessel
In vielen europäischen Topligen ist der Heimvorteil auf dem Rückzug – aber es gibt Regionen, in denen er so stark ist wie eh und je. Besonders auffällig: die Türkei und Argentinien.
In der türkischen Süper Lig zum Beispiel ist der Heimvorteil seit Jahren stabil hoch. Vereine wie Galatasaray, Fenerbahçe oder Besiktas verwandeln ihre Stadien regelmäßig in Höllenkessel. Die Atmosphäre ist nicht nur laut – sie ist elektrisierend, aggressiv, einschüchternd. Auch internationale Stars berichten davon, dass sie sich in Istanbul „bedrängt“ oder „überfordert“ fühlten.
In Argentinien ist es ähnlich – mit einem zusätzlichen Faktor: dem teils chaotischen Umfeld. Die Stadien sind nicht immer in perfektem Zustand, Anreise, Organisation, Druck durch Medien und Fans – all das wirkt auf Auswärtsteams wie ein Cocktail aus Lärm und Unsicherheit. Und die Fanbasis ist dort nicht nur laut, sondern mitunter auch extrem leidenschaftlich und unberechenbar.
Hier spielt Fußball nicht auf der Bühne – sondern mitten im Vulkan. Das lässt sich nicht komplett wegtrainieren.
Der psychologische Faktor: Druck wirkt selektiv
Was viele unterschätzen: Der Heimvorteil wirkt nicht auf jeden Spieler gleich. Manchen gibt das Heimstadion einen Leistungsschub – andere lähmt es. Junge Spieler etwa spüren den Druck der eigenen Fans manchmal mehr als den eines auswärtigen Publikums.
Und bei Schiedsrichtern? Studien zeigen, dass Heimteams statistisch seltener Fouls gepfiffen bekommen und mehr Nachspielzeit erhalten, wenn sie zurückliegen. Mit VAR ist dieser Effekt zurückgegangen – aber nicht verschwunden. In emotional aufgeladenen Stadien kann der psychologische Einfluss nicht komplett ausgeblendet werden.
Interessant ist auch: In Geisterspielen – etwa während der Corona-Pandemie – sank die Heimsiegquote deutlich. In der Bundesliga gab es in der Saison 2019/20 nach dem Restart sogar erstmals mehr Auswärtssiege als Heimsiege. Der Heimvorteil war in weiten Teilen ein Produkt der Zuschauer – und ohne sie fiel ein entscheidender Baustein weg.
Heimvorteil im Wandel?
Es wäre jedoch zu einfach, den Heimvorteil als „veraltet“ abzuschreiben. Vielmehr hat er sich verändert. Er ist nicht mehr flächendeckend dominant, sondern kontextabhängig geworden. In Ligen mit ausgeglichenem Leistungsniveau, professioneller Organisation und geringer Fankultur ist der Heimvorteil stark geschrumpft. In Ländern mit starker emotionaler Bindung, hitziger Atmosphäre und großen infrastrukturellen Unterschieden bleibt er bestehen.
Und auch auf Clubebene gibt es Unterschiede: Vereine wie Roter Stern Belgrad, Boca Juniors oder AEK Athen bauen auf ihre Heimstärke, während Clubs wie RB Leipzig oder Manchester City ihre Punkte vergleichsweise ausgeglichen holen – egal ob zuhause oder auswärts.
[ Image by Damon Nofar from Pixabay ]
0 Kommentare
Recommended Comments
Keine Kommentare vorhanden