Interview mit Knaller


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Wien - Fünf Spieler plus Trainer Rashid Rachimow - die Wiener Austria bekommt es am Samstag im Horr-Stadion und eine Woche später in der Südstadt gleich mit sechs Ex-Violetten zu tun.

"Ein Sieg gegen die Austria wäre für uns alle doppelt schön", spricht Wolfgang Knaller stellvertretend für die Herren Iwan, Troyanski, Ledwon, Swiercsewski und seinen Trainer Rachimow, die früher allesamt den Dress der Veilchen trugen.

135 Spiele für die Austria

Gleich 135 (!) Mal streifte der 41-jährige Tormann-Evergreen zwischen 1997 und 2002 das Trikot der Austria über, ehe seine Ära im Horr-Stadion ein jähes Ende nahm. Knaller vergisst die Ausmusterung durch Manager Svetits bis heute nicht, im Sport1-Interview zieht er Bilanz und spricht über das neue Selbstvertrauen in der Südstadt und seinen Nachfolger im Austria-Tor.

Sport1: 135 Spiele für die Austria, wie sieht deine violette Bilanz ein Jahr nach dem ungewollten Abschied aus Favoriten aus?

Wolfgang Knaller (41): Sportlich war es o.k. - in einer schwierigen Übergangsphase hat man es zunächst mit jungen Spielern probiert, da das Geld für besondere Spieler nicht da war. Und wie es dann besser wurde, habe ich gehen müssen (lacht). Die Fans und die Spieler und auch das Umfeld waren immer o.k. zu mir, mit ein paar Leuten habe ich aber abgeschlossen.

Sport1: Es nagt also nach wie vor ein bitterer Nachgeschmack vom Abgang?

Knaller: Da ist vieles falsch gelaufen. Ich bin damals im Bus nach Graz gesessen und habe erfahren, dass ich deswegen nicht spiele, weil mein Vertrag nicht verlängert wird. Das war ein reines Politikum, hatte mit Sport nichts mehr zu tun. Es wurde gesagt, dass der Neue spielen muss, weil sonst der Manager (Svetits Anm.) Probleme bekommt. Ich hatte im Winter zwei Angebote, man ließ mich nicht gehen und ein Monat später stand der Ziegler vor der Tür. Das vergesse ich natürlich nicht so schnell.

Sport1: Der überlegene Tabellenführer Austria hat im Frühjahr nie restlos überzeugt, hat auch gewisse Probleme, wie ist der Erste für den Letzten zu Knacken?

Knaller: Sie sind auf alle Fälle zu knacken. Für österreichische Verhältnisse sind sie mit diesem Kader zur Zeit natürlich die Spitzenmannschaft. International sind sie von dort aber noch weit weg. In Österreich können wir jeden schlagen.

Sport1: Woher kommt das neue Selbstvertrauen in der Südstadt?

Knaller: Wir haben im Frühjahr gut gespielt, oft als bessere Mannschaft verloren oder nur einen Punkt geholt. Gegen Rapid wurde ein reguläres Tor von uns nicht gegeben. Extrem war es in Graz, wo wir das zweite Tor nicht machen und aus kleinen Fehlern 1:2 verlieren. Dabei waren die Tore von Sturm nicht einmal herausgespielt.

Sport1: Dennoch ist zwischen Admira im Herbst und im Frühjahr ein starker Aufwärtstrend zu erkennen. Ist das nur auf das neue Trainerduo zurück zu führen?

Knaller: Es wird immer auf den Trainer gemünzt. Ich bin aber in einer schwierigen Situation, weil der Vorgänger mein Bruder war. Er hat auch sehr gut, vielleicht in eine andere Richtung gearbeitet. Man darf aber auch nicht vergessen, dass wir erst im Verlauf der Meisterschaft wichtige Spieler wie Ledwon oder Iwan dazu bekommen haben. In der Winterpause hatten wir Zeit, im taktischen Bereich und an der Abstimmung zu arbeiten. Wir sind besser im System und gehen besser in die Zweikämpfe, dadurch stehen wir hinten viel besser.

Sport1: Was fehlt, sind die Tore.

Knaller: Ich hoffe, dass jetzt dem ein oder anderen der Knopf aufgeht. Wenn wir mehr Tore machen würden, hätten wir mehr Punkte. Hinten mache ich mir keine Sorgen.

Sport1: Die Konkurrenten im Abstiegskampf (Kärnten und Bregenz) treffen jetzt zwei Mal aufeinander. Beginnt da bei euch in der Kabine die Rechnerei um Schützenhilfe?

Knaller: Am besten wären natürlich zwei Unentschieden oder zwei Bregenz-Niederlagen. Wir müssen aber in erster Linie auf uns schauen. Wenn wir keine Punkte sammeln nützen auch die Ergebnisse der anderen nichts. Wir können es locker schaffen. Ich kenne das Potential von Bregenz und glaube dass wir da Vorteile haben.

Sport1: Noch ein Wort zu deinem Nachfolger im Austria-Tor. Thomas Mandl hat sich mit zuletzt guten Leistungen bis ins Nationalteam gespielt. Wie beurteilst du das?

Knaller: Sehr viel Konkurrenz ist im Moment nicht da. Es ist ja nicht so wie zu meiner Zeit mit Konsel, Wohlfahrt, Konrad oder Knaller. Das ist im Team heute überhaupt anders: Wenn ein Junger zwei, drei Mal gut spielt, ist er schon im Teamkader, früher hat das Jahre gedauert. Durch den Umbau hat man jetzt eher die Möglichkeit, reinzuwachsen. Bei der Austria ist es im Moment sicher nicht so schwer, im Tor zu spielen. Da wirst du nicht so gefordert, wie es zu meiner Zeit war. Obwohl ich die Spiele nicht so verfolgt habe glaube ich nicht, dass er sehr viel zu halten hatte.

Sport1: Siehst du noch gewisse Schwächen bei ihm, um wirklich ein ganz Großer zu werden?

Knaller: Er ist nicht der Größte, es geht aber noch. Er ist dafür sehr reaktionsschnell. Jetzt hat er noch den Bonus der Jugend. Wichtig wird sein, dass er auch mental stark genug ist, um aus einem Tief möglichst schnell heraus zu kommen. Bei der Austria geht es aber schnell und man ist wieder weg. Er wird seinen Weg schon machen, wohin der führt, hängt auch von ihm selber ab. Ich muss mich aber eher auf uns und mich konzentrieren. Mir ist egal wer bei der Austria im Tor steht.

Sport1: Zu dir persönlich, du bist 41 Jahre alt, wie lange wirst du noch im Tor stehen?

Knaller: Ich bin körperlich topfit, das Feuer brennt, und wenn wir heuer den Klassenerhalt schaffen und die Mannschaft zusammengehalten wird, haben wir im nächsten Jahr sicher nichts mit dem Abstieg zu tun. Das Schwierigste ist oben zu bleiben.

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