Langzeitfunktionär Ferdinand Fuchs (Update 8.7.2018)


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Mit Leib und Seele Blau-Gelb

Ferdinand Fuchs, der Nimmermüde

Egal ob er Ferry, Ferdl oder Fuchsl gerufen wird, Ferdinand Fuchs ist eine schillernde Persönlichkeit im österreichischen Fußball und besonders im Osten des Landes bekannt "wias foische Göd“, wie er selbst betont. Mögen Urgesteine wie Bertl Allram oder Karli Ruziczka schon länger die Hohe Warte als ihre zweite Heimat betrachten, Ferdinand Fuchs ist mit über 23 Jahren Tätigkeit für Blau-Gelb der am längsten dienende Funktionär der Vienna. Und er ist ein Lebenskünstler, der Familie, bis vor kurzem den Beruf und sein Wirken beim Traditionsverein stets in Einklang bringen konnte und kann.

Dabei war Fuchs in seinen Jugendjahren Anhänger des FK Austria Wien. Als Obmann des Fußballclubs in seiner Heimatgemeinde Au am Leithagebirge machte er die Bekanntschaft eines Herren namens Willi Graber, den er als Trainer nach Au geholt hatte. "Ich führte beim Verein die Geschäfte , war Betreiber der Kantine“, blickt Fuchs zurück, „war Kassier, für Spielertransfers zuständig, organisierte Feste und köderte so manchen Gönner“. Willi Graber, bei Vienna 1968/69 Co-Trainer unter Hans Hofstätter und die Saison danach unter Ernst Hlozek, und später, 2001/02, Sportdirektor, machte dem Niederösterreicher einen Wechsel nach Wien schmackhaft und brachte ihn im Sommer 1988 dank seiner Beziehungen zur Vienna auf die Hohe Warte. Der damalige Sektionsleiter Manfred Polster war von Fuchs nach umfangreichen Gesprächen beeindruckt und machte ihn zum Mannschaftsbetreuer der U 21 unter Trainer Peter Müller.

"Manfred Polster war in allen Belangen mein Lehrmeister, hat mich so richtig auf Schiene gebracht und mir viel Vertrauen geschenkt“, resümiert Fuchs dankbar. Sein Wirken fand bald Anerkennung, die Kontakte zur Vereinsführung, zu den Trainern und den Spielern wurden immer besser. "Unter Ernst Dokupil wurde ich dann sogar zur Kampfmannschaft geholt“, bemerkt Fuchs stolz.

Profitiert hat Fuchs zweifelsohne von den Erfahrungen und den daraus resultierenden Erkenntnissen in der Zusammenarbeit mit den Funktionären und den Trainern, an deren Seite er all die Jahre gestanden ist. Die Liste der Namen dieser Herren ist lang. Präsidenten oder geschäftsführende Vizepräsidenten waren KR Walter Nettig, KR Heinz Havelka, kurz auch Dr. Farrokh Sharif, Arch. Gustav Blei, KR Adi Wala und zur Zeit Ing. Herbert Dvoracek.

Trainer, die Fuchs genau beobachten konnte, waren bei der 1. Mannschaft Ernst Dokupil, Felix Latzke, Peter Leitl, Rudi Eggenberger, Helmut Senekowitsch, Peter Barthold, Walter "Schani“ Skocik, Ilja Sormaz, Kurt Garger, Franz Weiss, Fritz Drazan, Peter Stöger, Frenkie Schinkels und jetzt Alfred Tatar. Bei der 2. Mannschaft stand er den Herren Müller, Ketterer, Brünner, Döring und Marmat zur Seite.

"Da sieht man, wie schnelllebig Fußball ist. Viele sind gekommen und wieder gegangen, ich habe sie alle, sportlich gesehen, überlebt und bin noch immer beim Verein tätig“.

Trotz Familie und Beruf als Chauffeur konnte der zweifache Vater genügend Zeit für die Vienna aufbringen und wurde schließlich in all den folgenden Jahren "Mädchen für alles“. Er war als Administrator für die 1. und 2. Mannschaft und als Teambetreuer tätig, war in dieser Funktion für die Auswärtsfahrten, die Trainingsmöglichkeiten in der Fremde, für die Unterkünfte und Verpflegung zuständig. Er war auch zeitweilig Vorstandsmitglied und ist nun seit vier Saisonen Sportlicher Leiter der 2. Mannschaft: 2006/07 als Vienna 1b Meister in der 1. Klasse B im Wiener Fußballunterhaus und Wiener Totocupsieger, danach als U23 und die beiden letzten Jahre nach dem Aufstieg der Kampfmannschaft in die 1.Liga als Vienna Amateure. Er ist dabei, zumindest in organisatorischen und finanziellen Belangen, fast Alleinunterhalter, nur unterstützt von Vizepräsident Alexander Pauli. In seinen Aufgabenbereich fallen: Tätigkeit beim Wiener Fußballverband, Spielertransfers, die Fixierung der Testspiele, Auszahlung der Schiedsrichter und der geringen Gagen der Spieler ("Die Kosten für die gesamte Mannschaft in der Saison belaufen sich etwa in der Höhe, die man für einen gut bezahlten Profi in der Ersten aufwenden muss“), er kassiert die Eintrittsgelder, beschafft dies und jenes und steht Trainer Marmat und dessen Assistenten Lang zur Seite.

Sein Engagement ist ungebrochen, wenn auch die sportlichen Erfolge hinter seinen Erwartungen geblieben sind. „Wir haben uns immer den Aufstieg in die Wiener Stadtliga zum Ziel gesetzt, geklappt es leider nie, weil einige Voraussetzungen nicht immer die besten waren. Ich war vielleicht zu euphorisch, hab mir zu viel vorgenommen“, rekapituliert Fuchs doch ein wenig enttäuscht. "Trotzdem bin ich stolz auf die Burschen, die sich fünfmal die Woche beim Training plagen und bei den Spielen alles geben. Talente, die für höhere Aufgaben geeignet sind und auf den Spuren etwa eines Imamoglu und eines Kröpfl wandeln können, sind auch in diesem Team vorhanden“.

Wenn man zurück blickt, hat Fuchs sich nie in den Vordergrund gedrängt und hat seine Aufgaben immer zum Wohle der Vienna mit großem Einsatz erfüllt, wobei auch Pannen passiert sind, denn "Wo gehobelt wird, fallen auch Späne“. "Der Fauxpas mit dem Vertrag von Andi Fading blieb an mir hängen, obwohl auch einige andere Personen darüber gestolpert sind und die vergessenen Spielerpässe bei der Partie in Ritzing haben schlussendlich zu keinem Nachspiel geführt. Ich habe die Verantwortung dafür auf mich genommen und dabei kein Problem gehabt. Fehlerlos ist wohl niemand“.

Dass Funktionäre immer wieder leiser oder heftiger Kritik ausgesetzt sind, ist allgemein bekannt. Beim Fuchs hält sich Kritik augenscheinlich in Grenzen, obwohl er von dem einen oder anderen Szenekenner trotz all seiner Verdienste um den Verein auch als Schönredner oder sogar als "Schaumschläger“ bezeichnet wird, und das gar nicht böse gemeint. Das ist eben Ansichtssache, und der Fuchs wird damit leben können.

Ferdinand Fuchs ist aber nicht nur im Fußballgeschäft ein Tausendsassa, er ist auch ein Lebenskünstler, der privat einige schwere Schicksalsschläge verkraften musste. Seine Gattin verstarb vor zwei Jahren nach einem langen Krebsleiden und der 30jährige Sohn Michael, um den sich Fuchs rührend kümmert, ist schwerer Spastiker, der auf den Rollstuhl und ständige Hilfe angewiesen ist. Auf Grund dieser betrüblichen Umstände ist der Magistratsangestellte mit 16 Dienstjahren nunmehr bis zu seiner Pensionierung in Pflegekarenz.

"Natürlich hat die Familie unter meinem Engagement bei der Vienna gelitten. Ich hatte zu wenig Zeit für sie, aber auch für andere Dinge und seit 23 Jahren keinen Sommerurlaub. Auch das Pendeln von Au nach Wien kostet nicht nur Sprit, sondern auch Energie. Mein Herz ist eben blau-gelb, ich kann einfach nicht anders. Angebote von anderen Vereinen habe ich trotz besserer Verdienstmöglichkeiten stets abgelehnt, obwohl ich bei der Vienna ja nur ehrenamtlich tätig bin und nur die auflaufenden Spesen ersetzt bekomme und viel Geld aus der eigenen Brieftasche zugeschossen habe. Diese Tätigkeiten machen mir riesigen Spaß und diejenigen, die sagen, ich sei ein Besessener, mögen Recht haben, denn ich kann mir ein Leben ohne Fußball und der Vienna gar nicht vorstellen“.

Ich, der ich "den“ Fuchs schon lange persönlich kenne, habe ihn immer ob seines Enthusiasmus, seines unglaublichen Einsatzes, seiner Rastlosigkeit und seiner Schlitzohrigkeit bewundert. Aber nur durch diese Attribute gepaart mit Erfahrung, Insiderwissen und Ideen kann man sich in diesem Metier durchsetzen. Man kann Ferdinand Fuchs nur Vitalität zum eigenen Wohle und dem der Vienna wünschen.

Fotos: A.E., lewo, BL-Journal

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bearbeitet von Fem Fan

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Mamarazza i.R.

Danke Leo für diese Hommage auf Ferry Fuchs und das vor den Vorhang holen. Ohne diese "Wahnsinnigen, Besessenen,Getriebenen" was auch immer, wären Vereine arm dran. Und alles passiert ehrenamtlich, wie Du schreibst, ich hab jedenfalls grad geschluckt, weil wir uns wieder mal echauffieren, weil wir Eintritt zahlen müssen. Für mich war viel Neues dabei, ich wusst z.B. nicht, dass Ferry Fuchs über Hrn. Graber zur Vienna kam.

War sehr spannend zu lesen. :clap:

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Top-Schriftsteller

Ja, kann er. Außerdem bekommt er von mir einen "schönen" Ausdruck zur Erinnerung. Bei der Auswärtsbegegnung der Amas am Freitag, 10.6., in Aspern können wir ihm zum kommenden Geburtstag gratulieren. Hoffe, die Mannschaft schenkt ihrem Sportlichen Leiter einen Sieg.

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Sehr bekannt im ASB

super Bericht, Gratulation.

Respekt an Fuchs, eine rührende Geschichte. Solche Leute brauch der Fußball mehr, denn genau so bleibt der wahre Wert des Fußballs erhalten. Leider gibts viel zu wenige von dieser Sorte

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danke für das gelungene portait lewo. ferdinand fuchs hat es sich wahrlich verdient, derart vor den vorhang geholt zu werden.

da ich gehört habe, dass nicht registrierte user die fotos nicht sehen können, noch solche, die direkt eingespielt sind:

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Weltklassekicker

Man kann sich den Lobhymnen auf unserer Ferdl nur anschließen.

Ich nehme an, dass die Sache mit Fading wahrscheinlich - natürlich nur neben den privaten Schicksalsschlägen - die schwerste Zeit seiner Vereinstätigkeit war. Wir haben das alle überstandn und ich würde ihm alsEntschädigung dafür umso mehr einen Erfolg (Aufstieg) mit seiner zweiten Familie - den Vienna Amateuren - wünschen.

Von der Sache in Ritzing ist ja zwischenzeitlich nicht mehr als eine lustige Anektote für die Vereinsgeschichte übrig geblieben.

Was man jedoch an Ferdl hervorheben muss - er ist ein Mensch geblieben. wo er ist da menschelt es und er ist auch ein Mensch der Basis. Er unterscheidet sich damit sehr wohltuend von einigen anderen Fussballfunktionären.

In diesem Snne freue ich mich auch schon, am Asperner Platz ein Achterl auf seinen Gburtstag zu trinken. Alles Gute und bleibe uns noch lange gesund erhalten.

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Mamarazza i.R.

Man kann sich den Lobhymnen auf unserer Ferdl nur anschließen.

Ich nehme an, dass die Sache mit Fading wahrscheinlich - natürlich nur neben den privaten Schicksalsschlägen - die schwerste Zeit seiner Vereinstätigkeit war. Wir haben das alle überstandn und ich würde ihm alsEntschädigung dafür umso mehr einen Erfolg (Aufstieg) mit seiner zweiten Familie - den Vienna Amateuren - wünschen.

Von der Sache in Ritzing ist ja zwischenzeitlich nicht mehr als eine lustige Anektote für die Vereinsgeschichte übrig geblieben.

Stimmt, und das passierte auch schon anderen Kalibern, wie z.B. dem nunmehrigen österr. Meister Sturm Graz, glaub ich habs im Speaker´s Corner damals geschrieben. Die Grazer vergaßen vor ein paar Wochen gegen den LASK die Pässe und der LASK ist deshalb nicht unter Protest angetreten, weil sich der Sportdirektor Kreutzer persönlich verbürgte, dass die Spieler echt sind.

Sagt´s bitte dem Fuxl von mir auch alles Gute zum Geburtstag. :winke:

bearbeitet von Fem Fan

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  • 7 years later...
Mamarazza i.R.

R.I.P. Ferry ! Hab's gerade von Lewo am Telefon erfahren.

Eine blau-gelbe Funktionärslegende ist nach längerer schwerer Krankheit vergangene Nacht  verstorben. 

Ich eröffne bewusst keinen eigenen Thread, wie wir das sonst bei Todesnachrichten machen, weil am Anfang dieses Threads ein Porträt von Lewo über Ferry Fuchs und auch einige Bilder zu seiner Erinnerung hier drinnen sind.

Aufrichtiges Beileid an seine Angehörigen.

bearbeitet von Fem Fan

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Knows how to post...
lewo schrieb vor 7 Stunden:

@lewo-von der fb-site der Vienna

Recht lieben Dank für diesen wunderschönen Nachruf! Auch für die uns erwiesene Anteilnahme ein herzliches Dankeschön!
1f49b.png1f499.png Michael und Andrea Fuchs

bearbeitet von yellowbear

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"Da Dokta"
Fem Fan schrieb am ‎08‎.‎07‎.‎2018 um 14:49 :

R.I.P. Ferry ! Hab's gerade von Lewo am Telefon erfahren.

Eine blau-gelbe Funktionärslegende ist nach längerer schwerer Krankheit vergangene Nacht  verstorben. 

Ich eröffne bewusst keinen eigenen Thread, wie wir das sonst bei Todesnachrichten machen, weil am Anfang dieses Threads ein Porträt von Lewo über Ferry Fuchs und auch einige Bilder zu seiner Erinnerung hier drinnen sind.

Aufrichtiges Beileid an seine Angehörigen.

r.i.p. ferdl!

 

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Top-Schriftsteller

Das Begräbnis des Verstorbenen findet am kommenden Freitag, 13.6.2018, um 15:00 Uhr statt. Er wird am Friedhof seiner Heimatgemeinde Au am Leithagebirge zu Grabe getragen. 

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