„Rapid ist eine Kamikaze-Aufgabe“


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Trainer Josef Hickersberger: Abrechnung mit Stronach und dem EURO-Traum

KURIER: Sie gelten als Fan sprachlicher Bilder. Wie sieht Ihre Momentaufnahme aus?

HICKERSBERGER: In diesem Fall bin ich künstlerisch nicht begabt genug. Ich hätte noch kein klares Bild, es sind noch keine Konturen erkennbar. Weder vom Weg. Noch von der Mannschaft.

Ist eine so genannte „iranische Welle“ eine Option?

Die wird’s nicht geben. Pashazadeh ist quasi fix, ein Spieler ist aber noch keine Welle. Es waren zwar die Stürmer Samereeh und Azizi im Gespräch, wenn ich aber richtig zählen kann, haben wir vier Angreifer im Kader. Und es ist unwahrscheinlich, dass ich in unserer Liga mehr als drei einsetzen werde.

Kommt Akagündüz?

Ich habe mein Interesse deponiert. Rapid wird auch in der kommenden Saison auf Konter spielen müssen – vielleicht öfter, als Rapid lieb ist. Das Problem: Akagündüz hat Vertrag, und Rapid ist in keiner finanziellen Situation, wo man sich Ablösen und Leihgebühren leisten kann. Wir haben bisher fast nur mit dem Rotstift agiert und Personalkosten reduziert.

Durch die Abgänge von Herzog, Sobotzik, Knez, Laursen und Co. ist mindestens eine Million Euro frei geworden. Wie erklären Sie der Öffentlichkeit, dass Rapid nicht handlungsfähiger ist?

Es ist nicht meine Aufgabe, das zu erklären, ich kann es nicht, verstehe es nicht, habe zu wenig Einblick. Als Trainer weiß ich nur, dass wir die Kosten im Vorjahr um über 20 Prozent gesenkt haben, und wenn man die Entwicklung betrachtet, sieht man, dass noch mehr eingespart wurde, es uns noch immer nicht rosig geht.

Ist Rapid demnach sportlich schwächer geworden?

Wenn derzeit jemand erklärt, dass sich Rapid verstärkt hat, würde ich das als Geringschätzung jener Spieler betrachten, die uns verlassen haben. Es ist momentan schwierig, eine Zielsetzung abzugeben, weil man den Wettbewerb nicht klar beurteilen kann.

Was meinen Sie damit?

Ich habe berechtigte Bedenken, dass einige Vereine von Frank Stronach Zuwendungen erhalten. GAK-Boss Roth etwa hat laut Stronach drei Millionen Euro bekommen, bei Admira tauchen Großverdiener auf. Das ist kein lauterer Wettbewerb mehr. Es ist möglich, von Oberwaltersdorf aus den Absteiger zu bestimmen – was ja in dieser Saison bei Ried auch passiert ist. Es ist weiters möglich, zu sagen: Wer kommt für Europacupplätze in Frage, wer kriegt nix. Das ist nicht in Ordnung. Auch Stronachs Einstiegs-Ambitionen bei Sturm sind laut UEFA nicht erlaubt. Die Meisterschaft wird indirekt beeinflusst vom Liga-Boss, das ist ein offenes Geheimnis.

Österreichs Liga läuft Gefahr, . . .

. . . unglaubwürdig zu werden. Das ist ein Problem. Das andere: Meister Austria schießt die letzten fünf Spiele kein Tor, stellt die Arbeit ein, verschenkt Punkte, entscheidet mit dem 0:2 gegen Bregenz den Abstiegskampf und lässt sich am Rathausplatz feiern. Da fehlt mir professionelle Einstellung. Wen wundert’s dann, wenn die Fans gar nicht mehr hingehen.

Was sollte Rapid tun?

Ich bin strikt dagegen, Austria-Spieler zu holen und ihre überhöhten Gehälter zu bezahlen, sie dann wieder zurückzugeben. Es ist kontraproduktiv, der Austria auch noch die Spieler auszubilden.

Einige Funktionäre meinen bereits, auch Rapid sollte die Hand aufhalten.

Nein. Die Vereine sollten lernen zu wirtschaften. Da hapert’s bei fast allen. Kartnig sagt mir immer wieder, dass Spieler zu viel verdienen, Österreichs Trainer alle zu wenig trainieren. Gut – Kartnig hat nur ausländische Trainer. Und seine Spieler-Verträge unterschreibt er wohl auch.

Hat sich Stronachs Millionen-Engagement rentiert?

Für viele Personen schon. Für unseren Fußball nicht.

Rapid-Boss Edlinger ließ zuletzt mit der Zielsetzung „Erstes Drittel“ aufhorchen.

Wie er zu dieser Einschätzung kommt, ist mir unklar. Vielleicht denkt er so: Matthäus war Achter, der hat allein so viel gekostet wie das derzeitige Trainerteam samt Ärzten und Masseuren. Dann haben wir das Budget reduziert, wurden Vierter, jetzt reduzieren wir noch einmal, werden Meister. Vielleicht ist das eine Konsequenz – mir fehlt die Logik. Wir haben sehr gute Spieler, wir werden überraschen, müssen aber zunächst wissen, wo wir stehen. Es wäre notwendig, unseren Fans die reine, ungeschminkte finanzielle und sportliche Wahrheit zu sagen. Damit sie keine Luftschlösser bauen, die vielleicht zusammenfallen. Und uns auf den Kopf.

Edlinger versprach Schlüsselspieler für jede Formation. Rechnen Sie noch damit?

Ich bin loyaler Arbeitnehmer, kein Baric, der fordert. Viele wollen sich halt profilieren – zum Glück sind mir solche Eitelkeiten nicht mehr wichtig. Man darf auch nicht um den Preis eines finanziellen Fiaskos ein Team kaufen.

Ein Trainer ist normalerweise erster Verlierer.

Das ist mir bewusst. Wenn die Zielsetzung im Vergleich zum Potenzial des Teams zu hoch gesteckt ist, dann kann ich sagen: Das geht nicht. Ich kann zurücktreten.

Wenn der Präsident zum Saisonstart Platz eins bis drei vorgibt, die Mannschaft aber so aussieht wie die derzeitige, . . .

. . . dann muss ich sagen: Das kann ich nicht erreichen. Mit unglaublich viel Glück können wir natürlich auch Zweiter werden. Nur: Wir haben im Frühjahr weniger Tore geschossen als Ried. Trotzdem: Rapid ist für mich noch immer ein besonderer Verein, es gibt in Österreich keinen anderen. Präsident Edlinger ist im schwierigen Frühjahr so stark hinter mir gestanden, dass ich das nicht einfach beenden kann, nur aus Rücksicht auf mein Image, weil ich vielleicht der erste sein werde, der fliegt. Das ist es mir nicht wert. Im schlimmsten Fall habe ich im Winter einen Job. Es ist momentan eine Kamikaze-Aufgabe, die reizvoll ist. Und vielleicht kann ich sie ja lösen.

Glauben Sie, dass viele Trainer so selbstlos denken?

Nein. Ich könnte gehen, warten, und dann abcashen. Aber ist es das wirklich? Vielleicht wird man für so viel Naivität einmal bestraft. Es wäre auch den Spielern gegenüber unfair.

Bleiben Sie auch deshalb, weil Sie mit einem Boom im Vorfeld der EURO rechnen?

Nein. Diese Hoffnung habe ich ersatzlos gestrichen. Die Spieler, die 2008 eine konkurrenzfähige Mannschaft bilden könnten, werden wieder nicht spielen, deshalb wird die EURO nicht das erwartete Highlight werden. Wir schaffen es nicht, den U-17- oder U-19-Nachwuchs, der unter den Top-8 Europas ist, zu integrieren. Mit Spielern der Red-Zac-Liga werden wir nichts gewinnen. Auch Stronach ist seiner guten Akademie im Weg, wir spielen die Derbys wohl gegen eine violette Rentnerband. Ich frage mich, wie Austria mit acht Neuzugängen in sieben Wochen Champions-League-reif sein will. Wenn das funktioniert, kann Rapid Meister werden.

Interview:

Rainer Fleckl

Quelle: der morgige KURIER

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Postinho

Da kann ich dem Hicke nur zustimmen.Was hat Stronachs Engagement bis jetzt unserem Fußball gebracht?

GAR NICHTS!

Was nützen seine Akademien,wenn er den besten jungen Spieler mit seinem Geld den Charakter verdirbt und sie dann auf der Tribüne sitzen.

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super Interview ....

Ich bin strikt dagegen, Austria-Spieler zu holen und ihre überhöhten Gehälter zu bezahlen, sie dann wieder zurückzugeben. Es ist kontraproduktiv, der Austria auch noch die Spieler auszubilden.

...und besonders schön ist, dass er da wohl mit uns einer Meinung ist;

Hicke ist der richtige Mann für uns

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