Fußball und Gewalt


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FUSSBALLFANBETREUUNG

Verrückte Köpfe

Fanbetreuer der Polizei entwickeln Strategien gegen Fußballfans, die zu Gewalt neigen.

"Feuerwerkskörper sind wieder in Mode", berichtet Thomas Winkelmann, Kriminalbeamter und Fanbetreuer in Wien. Es komme wieder öfter vor, dass sich Hooligans in den Fußballstadien gegenseitig mit Leuchtstiften und Krachern beschießen. In den Sektoren der gewaltbereiten Fans lösen 17- bis 20-Jährige die "alte" Generation ab.

"Jugendliche Fans kennen noch nicht die Konsequenzen einer Straftat und haben generell eine niedrigere Hemmschwelle zur Gewalt als Ältere", erläutert Winkelmann. "Der Generationenwechsel hat im letzten halben Jahr eingesetzt", bestätigt Markus Köppel, Sicherheitswachebeamter in Graz und Fanbetreuer von Sturm-Graz. "Immer öfter begleiten Mädchen ihre Freunde ins Stadion, was bei den Burschen ein Imponierbedürfnis hervorruft."

Fanbetreuer aus den Bundesländern besprachen am 19. April 2001 im Kriminalpolizeilichen Beratungszentrum in Wien Strategien gegen Stadienbesucher, die zu Gewalt neigen. Am wirkungsvollsten wären Stadienverbote für Randalierer und Alkoholverbot auf Fußballplätzen – beides ist nicht durchsetzbar bei den Vereinen. Verordnungen werden geprüft, in denen Kracher und Raketen in Stadien verboten oder beschränkt werden.

Die Linzer Polizei etwa hat in einer Verordnung geregelt, dass im Linzer Stadion "bengalische Feuer" nur vor Spielbeginn neben dem Spielfeld angezündet werden dürfen. Fans, die mit diesem bewegten Feuerwerk hantieren, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Feuerwerkskörper sind im LASK-Stadion sonst generell verboten.

Jeder österreichische Bundesligaclub hat bis zu drei Fanbetreuer der Exekutive zugewiesen. Sie sollen den harten Kern ihrer Club-Fans kennen sowie, vor, während und nach Spielen zu verhindern versuchen, dass die Fußballanhänger ausrasten. Sie sollen Konfrontationen vermeiden, wenn sich "feindliche" Fangruppen begegnen.

"In Graz haben wir ein distanziertes Miteinander", schildert Markus Köppel. "Die Fans befolgen die Regeln, die wir vorgeben. Einverstanden sind sie aber nicht mit ihnen." Etwa im Internet wettern sie gegen die Verbote "ihrer" Fanbetreuer. Das Verhältnis hat sich in den letzten Jahren verbessert. "Wir werden viel seltener als früher mit Bier beschüttet", berichtet Markus Köppel. Obwohl es einfach sei, aus der Menge heraus einen Beamten mit Bier zu übergießen.

Als Indiz für die zunehmende Gewaltbereitschaft der Fans wird gewertet, dass die Anhänger wieder auf die Busse der Mannschaften loszuziehen versuchen. Häufig kommt es zu Konfrontationen zwischen Fans gegnerischer Mannschaften. Berüchtigt sind vor allem die Feindschaften zwischen Graz und Wien sowie Innsbruck und Salzburg. "Im Innsbrucker Tivoli-Stadion sind seit einiger Zeit wieder öfter Skinheads zu sehen", sagt Markus Senfter, Fanbetreuer vom FC-Tirol. Gefährlich ist es, weil das Tiroler Stadion bisher in Händen der "Verrückten Köpfe" war, einer eher links orientierten Fangruppe mit fünf Personen im Kern, 50 im engeren und 200 im weiteren Umfeld.

"Was der harte Kern vorgibt, wird von allen befolgt", schildert Senfter. Etwa das Verbot, mit Polizisten zu reden. Mit zunehmender Aktivität der Fanbetreuer brechen Mitglieder der "Verrückten Köpfe" diese Regel. "Was ein wesentlicher Erfolg unserer Arbeit ist", betont Senfter.

Im Vergleich zu anderen Staaten geht es ruhig zu auf und um Österreichs Fußballplätzen. Sturm-Graz erlebte es in den letzten drei Jahren in der Champions-League. "Die Grazer Hooligans sind in Ehrfurcht zerflossen vor den Fans der Gegner", sagt Köppel. Graz hatte Mannschaften mit Anhängern zu Gast, die bekannt sind für Ausschreitungen: Manchester United, Feyenoord Rotterdam, Glasgow Rangers, Galatasaray Istanbul. In zehn Spielen in Graz wurden nur zehn Strafanzeigen gelegt.

"Die Ruhe in Österreich hat mehrere Gründe", erläutert der Psychologe Dr. Harald Mathe. "Unser Land ist klein – es gibt drei Städte in Europa, die mehr Einwohner haben als ganz Österreich: London, Paris, Istanbul. Das deutsche Bundesland Nordrhein-Westfalen hat zweimal so viele Einwohner wie Österreich." Hinzu komme die Mentalität: "Österreicher gehen auf ihre Gesprächspartner ein – in Deutschland ist das anders." Und es gebe mehr Freizeitmöglichkeiten für die Jugend in Österreich, auch mehr Möglichkeiten, sich als Fan in anderen Sportarten auszuleben, etwa dem alpinen Schilauf oder dem Schispringen.

Gerhard Brenner

Neuigkeiten von unserem special friend "Spitzelbulle" Senfter. :nein:

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