Ezequiel Carboni verpflichtet


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Levantate, hijo de puta

Eine »Komödie der Irrungen« mit Ezequiel Alejo Carboni

Dass es manchmal besser ist, wenn man nicht alles versteht, ist eine alte Binsenweisheit. Die Bestätigung dafür liefert nicht zuletzt der bei Salzburg tätige »Gaucho« Ezequiel Alejo Carboni in einem Interview mit der argentinischen Sportzeitung »Olé«. Der 26-Jährige gibt in dem Gespräch freimütig zu, dass er im ersten Meisterschaftsspiel gegen den GAK einen von ihm gefoulten Gegner folgendermaßen auf Spanisch angebrüllt hat: »Levantate, hijo de puta«. Zu deutsch: »Steh auf, Hurensohn!« Der gleichermaßen körperlich wie verbal hart Genommene hat nach Carbonis Aussage der Aufforderung Folge geleistet und sich obendrein noch beim Argentinier bedankt.

Allemal eine klassische »Komödie der Irrungen« mit zweifelhaftem Wortschatzrepertoire. Dazu sollte man wissen, dass h.d.p. im Spanischen eine der gängigsten Verbalinjurien ist (entspricht bei uns in der Beleidigungsskala etwa einem »Trottel«) und nicht die harte wörtliche Konnotation aufweist wie hierzulande. Im Zusammenhang mit Salzburg darf daran erinnert werden, dass Otto Baric im Jahre 1994, als die damals noch in Violett antretenden Mozartstädter ins Finale des UEFA-Cups stürmten, im Spiel gegen Eintracht Frankfurt einen Spieler des Gegners angespuckt hatte, nachdem dieser seine Mutter beleidigt hatte. Die Chose war im Gegensatz zum raffinierteren Argentinier allerdings klar verständlich auf deutsch formuliert. Carboni war, wie aus dem Interview hervorgeht, nicht ganz unglücklich darüber, dass er den soziolinguistischen Unterschied (zwischen h.d.p. und Hurensohn) nicht selbst erklären musste und der GAK-Akteur den Inhalt der Botschaft einfach nicht überzuckerte.

Dass es mitunter auch Fehlinterpretationen in die andere Richtung gibt, zeigt das Beispiel Dietmar Hamann. Nach einer Roten Karte wegen Insultierung gab er seinerzeit vor dem zuständigen Sportgericht des Deutschen Bundesliga Folgendes zu Protokoll: »Dass mein Gegenspieler mich umgestoßen und am Torschuss gehindert hat, hab ich ja noch wegstecken können, aber als er mich obendrein noch einen 'Pardon' geheißen hat, habe ich die Nerven verloren und nachgetreten.« Was »pardon« sonst noch heißen kann, hat Hamann in Liverpool hoffentlich nachlernen können.

Zurück zu Carboni: In dem »Olé«-Interview zeigt er sich von seiner neuen Heimat völlig begeistert. Materielle Gründe spielen dabei eine nicht ganz unbedeutende Rolle (auffallend viele Fragen kreisen um das Thema), auch jenseits der erfüllten Gehaltswünsche: »Ich kam und durfte mir einen Audi aussuchen. Zur Präsentation brachten sie 40 Autos, eines für jeden Spieler und jedes Mitglied des Betreuerstabes. Ich wusste, dass sie mir einen Wagen geben würden, aber ich hätte nicht gedacht, dass es ein Audi sein würde,...« Auch bei der Wahl seiner Behausung gilt für den Mittelfeldakteur: Wunder geschehen. Aus gleich zehn Objekten durfte er aussuchen und wohnt nun auf einem Berg. Kleinere Annehmlichkeiten, die Carboni in dem Gespräch aber nicht minder in Verzückung bringen, umfassen: Klamotten von Hugo Boss und diverse Adidas-Accessoires. Die Großzügigkeit kommt dem Spieler mittlerweile offenbar bereits selbst nicht mehr ganz geheuer vor: »An jedem Tag, der vergeht, wundere ich mich darüber, wie sie mich behandeln.«

Sportlich sei Salzburg zwar nicht Inter oder Madrid (Hauptsache Italien © Andi Möller), aber die Möglichkeit in der Champions League zu spielen und auf diese Weise für eine Topadresse im europäischen Fußball interessant zu werden, sei hierzulande viel größer als bei einem kleinen Verein in Italien oder Spanien, so Carboni. Und überhaupt: »Alles was sie mir hier gegeben haben, würden sie mir bei einem kleineren Verein in Italien oder Spanien nicht geben.« Was die Kabine betrifft, sei Salzburg sowieso eine feine Adresse, die »Eindruck macht«. Mehr noch: »Zum Fotografieren«.

Die Aussage, dass »Vereine wie Rapid, Austria oder Graz für gewöhnlich in die Champions League kommen« sollte Carboni allerdings noch einmal überprüfen, und in Bezug auf seine Beurteilung des österreichischen Fußball vielleicht nicht ganz dieselbe Großzügigkeit an den Tag legen wie sein Arbeitgeber ihm gegenüber. Gibt es irgend etwas, was ihm bisher nicht gefallen hat: Nach der 1:3-Auftaktniederlage gegen den GAK »war die Presse hart«. Und auch der sprachliche Kontakt mit den Mitspielern sei trotz Sprachkurs noch verbesserungswürdig. Aber wie gesagt: Manchmal ist es besser, wenn man nicht alles versteht...

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