Super Christoph Daum Interview!


Martinovic

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ASB-Legende

"Mein Kopf ist kein Ball"

FUSSBALL Vor dem Wiener Derby: Austria-Trainer Christoph Daum über seinen Zwang zum Siegen, Frank Stronachs soziale Ader und seine "neoklerikalen" Gemälde. GERALD JOHN und WOLFGANG KRALICEK

Das Engagement des deutschen Startrainers Christoph Daum war die jüngste und bisher wohl spektakulärste Personalentscheidung von Austria-Mäzen Frank Stronach und Austria-Manager Peter Svetits. Zur allgemeinen Überraschung wurde Daum vor zweieinhalb Wochen als neuer Austria-Coach vorgestellt - und das, obwohl der erst seit Juli amtierende Trainer Walter Schachner durchaus erfolgreich gewesen war.

Mit Daum zieht in Wien-Favoriten das Flair der großen internationalen Fußballwelt ein: Der 49-Jährige, der als Fußballer nur auf Amateurniveau gespielt hat, ist eine der schillerndsten Trainerpersönlichkeiten Europas. Er wurde mit dem VfB Stuttgart und mit Besiktas Istanbul Meister, scheiterte mit Bayer Leverkusen erst im allerletzten Spiel (gegen Unterhaching) und war designierter deutscher Nationaltrainer, als ein Drogenskandal seiner Karriere einen schweren Dämpfer verpasste: Im Herbst vor zwei Jahren waren Gerüchte laut geworden, Daum konsumiere regelmäßig Kokain. Nachdem eine freiwillige Haaranalyse, die das Gegenteil beweisen sollte, positiv ausgefallen war, kam Daum als Teamchef nicht mehr infrage. Der Prozess wegen illegalen Drogenbesitzes wurde im vergangenen Mai eingestellt; man einigte sich auf 10.000 Euro Bußgeld.

Daum, der nach einem wenig erfolgreichen Jahr bei Besiktas zuletzt vereinslos war, hat bei Austria einen Dreijahresvertrag abgeschlossen, der angeblich mit neun bis elf Millionen Euro dotiert ist. In Wien war Daum bisher nur aus privaten Gründen zu Besuch: Seine Freundin Angelika Camm absolvierte hier ihre Musicalausbildung.

Falter: Sind Sie der schlimmste Feind von Hans Krankl?

Christoph Daum: Ich bin der erste Zuarbeiter von Hans Krankl und versuche, die Nationalmannschaft und den österreichischen Fußball zu unterstützen - aber nicht nur im Bereich des Seniorenfußballs, sondern auch im Nachwuchs.

Die Stärke der Austria beruht aber hauptsächlich auf Legionären. Hätte die Austria mit österreichischen Spielern international überhaupt eine Chance?

Ich bin sogar der Überzeugung, dass es mit österreichischen Spielern geht. Die Frage ist nur, mit wie vielen. Die Anzahl kann ich Ihnen jetzt nicht ganz genau sagen. Der Fußball hat sich ja enorm verändert: Schauen Sie mal, wie viele Spanier noch bei Real Madrid oder bei Barcelona spielen - das ist ein deutlicher Trend zur Internationalisierung. Wer sich diesem Trend verschließt, wird seine Probleme bekommen.

Was sagen Sie zur Einstellung der Österreicher, die nach dem Holland-Spiel in Ehrfurcht erstarrt sind?

Ich bin nicht dazu da, die Nationalspieler zu kritisieren. Dafür ist Hans Krankl da. Da mische ich mich nicht ein.

Krankl hat nach dem Spiel gemeint, der Gegner wäre halt zwei Klassen besser. Würden Sie so etwas auch sagen?

Man sollte auch die Größe haben, die Leistung des Gegners entsprechend anzuerkennen. Das ist sportliche Fairness.

Als klarer Favorit ist die Austria in der Meisterschaft zum Siegen verdammt. Empfinden Sie das als Druck?

Das ist doch ein sehr schöner Druck, der auch Kräfte freisetzen sollte. Ich wehre mich nur dagegen, dass Siegen etwas Selbstverständliches ist. Das muss man sich immer wieder erarbeiten, erkämpfen, erspielen.

Warum sollten ausgerechnet Sie länger als ein halbes Jahr Austria-Trainer bleiben?

Ein Trainer definiert sich immer über den Erfolg. Und wenn sich der Erfolg einstellt, wird die Zusammenarbeit sicherlich längerfristig und fruchtbar sein.

Bei der Austria ist Erfolg aber nicht unbedingt ein Kriterium. Es wurden hier schon Trainer entlassen, die Meister oder Tabellenführer waren.

Wie das mit den vorigen Trainern war, kann und will ich nicht beurteilen. Ich will nach vorne schauen und denke, dass Frank Stronachs Ziele und Visionen mit meinen deckungsgleich sind. Wenn wir sie umsetzen können, gehe ich davon aus, dass ich hier länger arbeiten werde als die, die vorher da waren.

Sie haben einmal gesagt, für den Erfolg über Leichen zu gehen, sei der größte Schwachsinn, den man Ihnen beigebracht habe. Man wird aber das Gefühl nicht los, dass Frank Stronach und Peter Svetits das etwas anders sehen.

Da widerspreche ich entschieden. Ich halte Frank Stronach und Peter Svetits für zwei auch absolut sozial eingestellte Leute. Auch der Trainerwechsel wurde jetzt nicht einfach so nach dem Motto "Wer das Geld hat, der bestimmt" durchgezogen, wie das in der Öffentlichkeit dargestellt wurde. Ich habe selten jemanden erlebt, der so menschlich und sozial eingestellt ist wie Frank Stronach. Wenn man sieht, wie sein ganzes Imperium aufgebaut ist, dann ist die soziale Komponente eigentlich die Basis! Dem Mitarbeiter Eigenverantwortung zu geben, den Mitarbeiter in die Unternehmensphilosophie einzubinden und dergleichen - das ist nicht diese Gutsherrenart von früheren Unternehmern. Stronachs Modell ist fast revolutionär.

Was ist so sozial daran, dass Stronach in seinem Unternehmen keine Betriebsräte zulässt?

Okay, Betriebsräte sind ja auch nicht unbedingt notwendig. Betriebsräte verkomplizieren die Situation ja oft. Bei einer Unternehmensstruktur wie bei Magna brauche ich keinen Betriebsrat. In kapitalistischeren Unternehmen ist das vielleicht eher nötig. Aber Stronach hat die ganzen sozialen Komponenten ja schon in seiner Charta festgeschrieben.

Wären Sie auch zu Rapid gegangen, wenn die Bedingungen gestimmt hätten?

Ja - wenn Rapid auch solche Leute wie Frank Stronach und Peter Svetits gehabt hätte. Ich bin nicht so sehr wegen des Namens Austria, sondern wegen dieser zwei Leute nach Wien gekommen. Mit einer Person wie Stronach arbeite ich jederzeit gerne zusammen. Egal wo.

Stronach ist zugleich Bundesligapräsident und Unterstützer verschiedener Vereine. Besteht da nicht ein Interessenkonflikt?

Das kommt darauf an, wie weit er sich ins operative Geschäft einmischt. Ich bin zu kurz hier, um eine Interessenkollision ausmachen zu können.

Als die Austria vorige Saison im Cup gegen den Partnerklub aus Untersiebenbrunn ausgeschieden war, reagierte Svetits empört. Hätte Untersiebenbrunn absichtlich verlieren sollen?

So etwas dürfen wir nie verlangen. Der sportliche Wettbewerb muss gewahrt bleiben. Aber gerade diese Angelegenheit dokumentiert ja die Autonomie der einzelnen Vereine - auch wenn das bitter für die Austria war.

Sie sind einer der Toptrainer in Deutschland. Was machen Sie anders als die anderen? Sind Sie talentierter, oder arbeiten Sie einfach mehr?

Ich komme nicht aus irgendeiner intergalaktischen Fußballwelt. Ich bin auch auf dieser Erde aufgewachsen und ausgebildet worden. Aber mir hat das nie gereicht. Ich habe mich immer weitergebildet, meistens in Verbindung mit Reisen in andere Länder; erst vor drei Wochen war ich in Südamerika und habe mich mit Spitzentrainern getroffen - ob das nun Cesar Luis Menotti oder Osvaldo Oliveira ist, der vielleicht der nächste Teamchef von Brasilien wird. Auch frühere Nationaltrainer wie Zagalo oder Luxemburgo sind gute Bekannte, mit denen ich regen Gedankenaustausch pflege. Oder Johan Cruyff! Ich könnte viele Namen nennen. Ich spreche auch immer wieder mit Trainern in Ausbildung über neuere und erfolgreiche Methoden - in Österreich habe ich das ebenfalls vor.

Sie verraten angehenden Konkurrenten Ihre Geheimnisse?

Selbstverständlich, ja. Ich habe dem Fußball unheimlich viel zu verdanken. Insofern möchte ich dem Fußball auch etwas zurückgeben. Es nützt mir nichts, wenn ich mein Wissen irgendwann mal mit ins Grab nehme.

Ihr Freund Menotti unterscheidet zwischen "linkem", kreativem Fußball und "rechtem", kampfbetontem Fußball.

Er ist sehr philosophisch angehaucht, da haben Sie Recht.

Welchen Fußball bevorzugen denn Sie?

Erfolgreichen. Ich kenne keinen linken oder rechten Fußball, das könnte ja auch sehr schnell politisch genützt werden. Wir möchten erfolgreichen, angriffsorientierten Fußball. Aber wir spielen sowohl mit einem rechten Flügel als auch mit einem linken.

Sie gelten als großer Motivationsexperte, geben in großen Unternehmen Seminare. Wie wichtig ist es für einen Trainer, dass er psychologisch beschlagen ist? Es gibt ja auch die Ansicht, die Spieler müssten von sich aus motiviert sein.

Dann könnte man auch sagen: Wir schaffen alle Ärzte ab - und wenn einer mal krank ist, ist er selber schuld. Im mentalen Bereich geht es darum, den Spieler dahin zu bringen, dass er seine Möglichkeiten ausschöpft. Das Schlimmste sind für mich die so genannten ewigen Talente.

Sind Sie eher der Kumpeltyp oder ein autoritärer Trainer?

Ich bin der autoritär-kooperative Typ.

Sind Sie per Sie mit den Spielern?

Ja. Das heißt: Die Spieler siezen mich, und ich duze sie.

Sie haben einmal gesagt: "Am besten kommst du an deine Leute unter der Dusche ran." Wie ist das zu verstehen?

Wer behauptet denn so einen Scheiß? Ich hab nur gesagt: Wenn einer meint, er wär was Besonderes, musst du ihn mal neben einen anderen unter die Dusche stellen. Da sehen sie alle gleich aus. Da hat er kein Auto mehr, keine Rolex und nix.

Sie wollen bei der Austria nicht nur die Physis, sondern auch die Spielintelligenz der Spieler ausbilden. Wie gehen Sie da vor?

Es werden den Spielern gewisse Verhaltensweisen vorgegeben und immer wieder verändert: Aufgabe - Lösungsmöglichkeit, Aufgabe - Lösungsmöglichkeit. Die Spieler müssen sich ein breiteres Handlungsrepertoire für gewisse Problemsituationen im Spiel erarbeiten. Sie müssen mehrere Lösungsmöglichkeiten haben.

Klingt nach einer Selbstverständlichkeit.

Wissen Sie, was im Journalismus alles selbstverständlich sein sollte und doch nicht selbstverständlich ist? Genauso ist es bei uns.

Sie haben gesagt, Sie denken 24 Stunden am Tag an Fußball - sogar wenn Sie schlafen, träumen Sie vom Fußball. Fehlt Ihnen da nicht was?

Ich träume ja auch von anderen Sachen. Der Fußball ist Teil meines Lebens, es ist aber nicht so, dass ich einen Fußball als Kopf habe. Ich bin auch sehr offen für künstlerische Sachen, ich gehe ins Theater, schaue mir in jeder Stadt die Galerien an. Ich komme ja aus einer Stadt, die für ihre Museen bekannt ist ...

Sie meinen Köln?

... ja, das ist eine der Kunstmetropolen Europas. Wenn ich in New York bin, gehe ich ins Guggenheim. Auch das Guggenheim in Bilbao fasziniert mich. Wenn ich in Paris bin, gehe ich in den Louvre. In Madrid in den Prado, in Petersburg in die Eremitage ...

Waren Sie in Wien schon im Museum?

In Wien war ich bisher nur im Theater.

Was haben Sie gesehen?

"Mozart" im Theater an der Wien. Leider musste ich die Premiere vom "Tanz der Vampire" absagen, wegen einer Spielbeobachtung.

Sie malen auch selbst. Welche Stilrichtung?

Wissen Sie, da streiten sich die Gelehrten. Einer hat meinen Stil als neoklerikal bezeichnet, das fand ich fantastisch. Ich besuche auch sehr gerne Kirchen, muss ich sagen. Ich gehe zum Beispiel gern in den Stephansdom. Das hat so was Besonderes, das einen ein bisschen demütiger macht. Und ich bewundere immer diese Glasfenster. In Nazareth gibt es diese Kirche, wo jedes Land ein Fenster gestaltet hat, jedes Land in seinem Stil. Eines dieser Fenster habe ich dann ein bisschen abstrakt wiedergegeben - das wollten mir gleich viele Galerien abkaufen. Ich verkauf nix, hab ich gesagt. Damals kam das auch mit der Bezeichnung "neoklerikal". Sagen wir mal: Ich bin aufgewachsen mit der Op-Art, mit der Pop-Art. Ich habe aber auch versucht, Bilder aus dem Impressionismus und Expressionismus nachzumalen, um diese Techniken zu lernen und mich in diesen Malstil reinzuversetzen. Sicherlich bin ich auch von Dalí sehr begeistert.

Was wurde eigentlich aus der Christoph Daum Collection?

Diese Geschichte ist Asbach-Uralt. Ganz einfach: Eines Tages kamen schwerreiche Chinesen aus Hongkong an und wollten eine Hemdenkollektion mit meinem Namen auf den Markt bringen. Der Obolus war nicht schlecht, also machte ich mit. Wir gingen auf die Messe, hatten unseren Stand wie ein Stadion aufgebaut, daneben eine Torschusswand. Durch meine Connections hatte ich jeden Tag einen Nationalspieler da. Alle haben rübergekuckt, der Seidensticker (großer deutscher Hemdenfabrikant, d. Red.) kuckte sich jeden Tag die Augen wund. Die Kollektion schlug ein, weil wir nicht Hemden, sondern Lebensgefühl verkauft haben. Das war ein neuer Weg, den danach H&M und viele andere auch gegangen sind. Niedriger Preis bei hoher Qualität - nur die "Champions-Line" war dann doch ein bisschen teurer. Nach der Messe kam der Seidensticker mit seinem Rolls-Royce angefahren und bot mir an, die Kollektion zu übernehmen. Er wollte aber die Bedingungen diktieren, und da hab ich nicht mitgespielt. Schließlich hat er für ein Schweinegeld den Geschäftsführer der Christoph-Daum-Kollektion weggekauft. Damit war die Sache gegessen, denn ich weiß doch gar nicht, wie man Hemden herstellt und vertreibt. Aber meinen Namen habe ich nicht verkauft. Ich lasse mich bezahlen, wie von der Austria, aber ich lasse mich von keinem kaufen. Geht nicht.

Waren Sie Ihr eigener Designer?

Nein, ich habe nur meinen Namen hergegeben. Der stand innen eingestickt. Vorne stand nur CDC drauf. Ich habe das so gemacht: Wenn ich in eine Fernsehsendung eingeladen wurde, verlangte ich kein Honorar. Stattdessen nahm ich drei Models mit, die dann meine Hemden hergezeigt haben. So eine Reklame hatte keiner, die Konkurrenz wurde bekloppt. Das Ding brummte - bis ich über Nacht alles eingestellt habe.

Schreiben Sie eigentlich schon an Ihren Memoiren?

Nein.

Die würden sich aber bestimmt gut verkaufen.

Was glauben Sie, wie viele Angebote ich von allen möglichen Verlagen für alle möglichen Bücher bekomme! Ich möchte das aber nicht nur einem Ghostwriter überlassen, sondern selbst intensiv mitarbeiten. Das wäre ein halbes Jahr Arbeit. Und diese Zeit habe ich nicht.

Oktober 2002 © FALTER

E-Mail: [email protected]

Ich finde dieses Interview sowas von interessant und bin noch immer der festen Überzeugung dass die Verpflichtung von Christoph Daum damals absolut richtig war! Er ist einfach ein absoluter Spitzentrainer, der jede Spitzenmannschaft in Europa trainieren könnte und das in naher Zukunft auch sicher noch machen wird.

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Gast Blanchard15

@Onkel_Escobar

Bevor du so einen blödsinn verzapfst schau dir bitte Videos von Schachner Spielen und Videos von Daum spielen an.

Aber nicht das Donetzk-Highlite, an diesem Abend hat einfach alles gepasst (vor allem Ocki und Djal0minha), sondern Spiele wie Kärnten und Admira auswärts, oder Ried zuhause...

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Superkicker

@blanchard15 die meinungen anderer als blödsinn abzustempeld sagt schon einiges über dich aus

aber du hast natürlich völlig recht- die daum spiele waren wahre leckerbissen der wiener fussballkunst und schachner hatte nie erfolg- weder bei uns noch in graz...

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ASB-Legende

Walter Schachner hat gestern in einem Interview behauptet dass der Admira Tormann nur gegen den GAK gut spielt und sonst immer schlecht war! Das ist so ein Blödsinn, das ist unglaublich, Szamotulski ist gleich nach Didulica der beste Tormann in Österreich! Die Interviews von Schachner sind an Dummheit und Ignoranz kaum zu übertreffen, obwohl es gibt ja noch Hannes Kartnig..... :laugh:

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Im ASB-Tausenderklub

aktueler Daum-Bericht (17.11.04) von sport1.at:

"Ich wollte bei Austria mit Leuten wie Afolabi etwas aufbauen"

In Istanbul ein Star: Christoph Daum wird von den Türken geradezu vergöttert

Istanbul - Kurz vor 21 Uhr erscheint Christoph Daum in der Lobby des "Ceylan Intercontinental" in Istanbul.

Braungebrannt, in einem grauen Anzug, eine rot-weiß-graue Krawatte um den Hals hat der Trainer von Fenerbahce Istanbul seinen zweiten großen Auftritt an diesem Tag.

Den ersten hatte der Deutsche bei der 1:3-Pleite des österreichischen Future-Teams gegen die Türkei.

Eine junge Frau samt kleiner Tochter bittet Daum um ein Foto.

Für den ehemaligen Coach der Wiener Austria kein Problem, mit einem Lächeln im Gesicht absolviert er die leidige Pflicht.

Roter Teppich für den Star-Trainer

Szenenwechsel, eine halbe Stunde später. Gegenüber vom Fischmarkt in Kumkapi wartet Daum auf eine Handvoll Journalisten - Sport1 ist natürlich mittendrin statt nur dabei - aus Österreich.

Fischessen mit dem Star-Trainer steht auf dem Programm, die dazugehörigen Szenen machen deutlich, welche Verehrung dem Beinahe-Teamchef der deutschen Nationalmannschaft am Bosporus zuteil wird.

Kein Wirt, der Daum nicht sofort den roten Teppich ausrollen würde, die Liebe der Türken zum Fußball nimmt in diesem Moment beinahe bizarre Formen an.

Drohung für Journalisten und malträtierte Busse

Nach der Lokal-Wahl - die Kellnerbrigade steht Spalier als der "Fußball-Verrückte" samt Anhang das Restaurant betritt - legt Christoph Daum sofort los.

Die Geschichten des Fußball-Lehrers mit den eigenwilligen Konzepten fesseln seine Zuhörer.

Egal, ob es um türkische Journalisten geht, die nach wochenlanger negativer Berichterstattung über einen der Großklubs mit Morddrohungen leben müssen, oder ob der Fenerbahce-Bus nach einem Auswärtsspiel mit Steinen von den gegnerischen Fans malträtiert wird.

Dieser Mann hat etwas zu erzählen, auch über seine Zeit in Österreich.

"Ich wollte bei Austria etwas aufbauen"

Gerne erinnert sich Daum an sein Wien-Gastspiel, auch wenn der Deutsche mit seinen Konzepten gegen Windmühlen kämpfte.

"Ich wollte etwas bei Austria aufbauen, aber nur mit Leuten wie Afolabi", sorgen die Transfers von Verlaat oder Dundee nach seinem Abgang noch heute für Kopfschütteln beim Fenerbahce-Coach.

Frank Stronach lobt Daum als einzigartige Erscheinung auf der Bundesliga-Bühne, auch wenn der Austro-Kanadier manchmal etwas andere Vorstellungen als sein Star-Trainer hatte.

"Wenn er die Wahl zwischen einem guten Pferd oder Ronaldinho im Austria-Dress hätte, Frank würde sich für das Pferd entscheiden", hat der Blondschopf die Vorliebe des violetten Mäzens für schnelle Gäule noch gut in Erinnerung.

Ebenfalls nicht in Daum'sche Vergessenheit geraten ist Peter Svetits. "Man hat ihn einfach links liegen gelassen! Ich hoffe aber, dass er schon bald wieder in den Fußball zurück kommen wird."

Jammerzirkel machen alles nur schlecht

Während seine Fürsprecher aus Austria-Tagen bei Daum immer noch hoch im Kurs stehen, bekommt der heimische Nachwuchs gehörig sein Fett weg.

"Die Suche nach Talenten ist vergleichbar mit jener nach der Nadel im Heuhaufen", so Daum.

Warum nur wenige den Ansprüchen aus Nachwuchs-Zeiten gerecht werden liegt für den Deutschen auf der Hand.

"Die Österreicher machen sich immer nur schlecht, es bilden sich schnell Jammerzirkel, die alles in Grund und Boden reden!"

Wöchentliche Tanzstunde mit Dorfschönheiten

Auch die Akademie von Frank Stronach in Hollabrunn, die Daum aber auch als Vorzeigemodell lobt, muss mit Kritik leben.

Die Spieler werden im Stile einer Kader-Schmiede für Elite-Soldaten nur gedrillt, es fehlt Daum vermisst das offene Ohr für die Wünsche der Nachwuchs-Kicker.

Die wöchentliche Tanzstunde mit örtlichen Dorfschönheiten kostet den Deutschen nur ein Lächeln.

Dieses kommt in Zusammenhang mit dem heimischen Dilemma aber in regelmäßigen Abständen über Daums Lippen.

Für Legenden nichts übrig: "Cordoba geht mir am Arsch vorbei"

Das Thema "Cordoba" nervt Christoph Daum: "Klappt dieses Buch endlich zu!"

"Einige Spieler der Austria würden in der Türkei regelmäßig die Fresse poliert bekommen!"

Alibi-Fußballer müssen sich bei Daum hinten anstellen, der Deutsche hasst nichts mehr, als Kicker, die sich in die Tasche lügen.

Österreich ist eine Komfortzone, kaum ein Spieler kennt laut Daum seine eigene Schmerzgrenze.

"Keiner geht darüber hinaus, will seine eigenen Grenzen kennenlernen. Wozu auch, wenn es genauso auf normalem Weg geht?"

Viel Mittelmaß in einer langen Karriere

Natürlich weiß der violette Double-Sieger, dass die Show zum Fußball gehört wie Ball und Tor, Superstars und Publikumsmagneten genießen beim Startrainer einen Sonderstatus.

"Der Fußball braucht Leute wie Beckham oder Ronaldinho, der Durchschnitt muss aber in Sachen Gehalt entsprechend anders behandelt werden!"

In seiner langen Karriere hat der weitgereiste Trainer viele Mittelmaß-Kicker in großem Stil abkassieren sehen. Auch in Österreich.

Legenden wichtiger als die Zukunft

Kein gutes Haar lässt der Schnellsprecher, der seine Worte immer mit spektakulären Gesten zu unterstreichen versucht, an heimischen "Legenden" wie Krankl und Prohaska.

"Die dürfen nicht wichtiger sein als die Zukunft! Da werden für verdiente Ex-Spieler Arbeitsplätze geschaffen!"

Sein Verhältnis zum Teamchef beschreibt Daum als korrekt, beim Auftakt des "Future-Cups" ist ein kurzer Händedruck das Höchste der Gefühle.

"Cordoba geht mir am Arsch vorbei"

Seit einem NEWS-Interview des Teamchefs während Daums Austria-Zeit herrscht zwischen den beiden Eiszeit.

Ähnlich kalt wie der "Goleador" und dessen Arbeit lässt Daum auch Krankls größtes Spiel.

"Cordoba? Das geht mir am Arsch vorbei! Klappt dieses Buch endlich zu", hat der Mann mit dem Haching-Trauma nichts über für den Kult um Cordoba.

Angebote aus England und Italien

Im Kreise der heimischen Journalisten-Schar wagt Daum auch einen Ausblick in die Zukunft. Es gibt Angebote aus Italien und England, verrät er, kein Thema ist im Moment eine Rückkehr in die Heimat.

"Ich muss in Deutschland niemandem mehr etwas beweisen, habe dort alles erreicht!"

Trotzdem klopfen immer wieder deutsche Bundesligisten beim ehemaligen Stuttgarter Meistermacher an. Bis dato ohne Erfolg.

Während Deutschland für Daum im Moment keine Alternative darstellt, lässt er während des Abendessens immer wieder anklingen, wie eng seine Bande zu Österreich ist.

Herzensangelegenheit ist da zu hören, in regelmäßigen Abständen lässt Daum eine dezente, aber unmissverständliche Liebeserklärung an Wien fallen, um beim Abschied den Kauf einer Wohnung in der Hauptstadt in Aussicht zu stellen.

"Erkennt den Silberstreif am Horizont"

Bevor der letzte Vorhang der Daum-Show fällt, gibt es von einer der schillerndsten Figuren im Trainer-Business noch eine Weisheit mit auf den Weg.

"Erkennt den Silberstreif am Horizont des heimischen Fußballs!"

Vielleicht leuchtet ja schon bald eine Sternschnuppe namens Christoph Daum wieder das triste rot-weiß-rote Fußball-Universum aus.

Aus Istanbul berichtet Stephan Schwabl

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