Spieltag 13: Held werden ist so leicht...


Dannyo

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Schefoasch

Held werden ist so leicht...

_Portugal_ - _England_ - 8:7 n.E.

Als ich sowohl kurz nach der Pause des Spiels und auch kurz nach dem 2:2-Ausgleich in der Verlängerung so vor dem Fernseher saß und die Charakteristika der einzelnen Akteure nachzuvollziehen versuchte, dachte ich mir eigentlich nur: "Das KANN ja eigentlich nur England gewinnen." Wie ich zu diesem subjektiven und doch so objektiven Gedanken komme, lässt sich am ehesten mit Hilfe eines Fallbeispiels beschreiben.

Man stelle sich eine Hollywood-Szenerie mit folgenden Protagonisten vor: Schauplatz ist ein Pub bzw. ein Abendlokal mit ziemlich vielen Weichbirnen und halb- bis vollgetrunkenen, teilweise üblen Typen.

Nehmen wir in unserem Beispiel zunächst England her:

Man stelle sich Tisch 1 vor: Mit Scholes, Rooney, Terry und Gerrard sitzen hier vier Typen der Sorte betrunkener, stark dialektisch sprechender Biertrinker mit Zahnausfall aufgrund schlechter Pflege und schlagkräftiger Billard-Gegenspieler.

Man stelle sich Tisch 2 vor: Mit Campbell, Vassell, King und Cole sitzt hier die hinlänglich als "Da Crackniggaz" bekannte Gang, die nicht lange fackelt an Messerstechereien teilzunehmen und ihre Gegner in GTA-Manier schon mal gerne mit harter Artellerie aufzumachen.

Und nun - bevor wir die Quintessenz dieser Kollektivfindungsanalyse genauer besprechen wollen - stellen wir uns Beispiel 2 - Portugal - vor:

Man stelle sich Tisch 1 vor: Deco, Figo, Rui Costa und Ricardo Carvalho, vier Arroganzler, denen gegenseitige Loyalität über alles geht und die keinerlei zweite Kraft in ihrer Nähe dulden.

Man stelle sich Tisch 2 vor: Cristiano Ronaldo, Nuno Gomes, Maniche und Miguel, vier Halbstarke, die um elf zu Hause sein müssen und auf dem Heimweg diverse Autos knacken. Ihre an den Knien herumhängenden Latzhosen sind der Polizei mehr als nur ein Begriff und weisses Pulver ist genau so wie diverse fein duftende Kräuterchen sowohl in deren faltigen Kleiderausbuchten zu finden, wie auch in all ihren Körperöffnungen.

Und jetzt... kommt der Feind in die Bar. Um den Mythos meiner "Euro2004-Reverse"-Serie nicht abreissen zu lassen, nehme ich einfach mal die Italiener als unerbittliche Feinde, die das Revier der Engländer aus Beispiel 1 bzw. der Portugiesen aus Beispiel 2 einnehmen wollen. Sie stürmen also rein, schwingen riesige Salamis und werfen Pizzateig durch die Gegend, während sie mit lauten "Eeeeeeee !!!! Äääääää !!!!" und "Jeeetzeeee krieegst du ein Gelaaatiii in die Fressiiii !!!" - Schlachtrufen für Unruhe sorgen wollen.

Die beiden Tische aus Beispiel 1 arrangieren sich sofort miteinander. Die Crackniggaz greifen zuerst an, doch als diese ein wenig ins Hintertreffen geraten und ihr Anführer Sol Campbell durch tieffliegende Caprese geblendet wurde, helfen die betrunkenen vier Snookeraner aus, indem sie den italienischen Besatzern ihre Billard-Queues über die Gelmatten ziehen und diese somit in die Flucht schlagen. Dann kurze Erkundigungen ob es alles in Ordnung ist... "Alrigh mon ?" - "Yea, orai", "fine", "w' g'na drink a few pai'ts", "I pay" - alle sind glücklich, verstehen sich gut, sitzen zusammen und saufen.

Beispiel 2 ist da schon anders. Während sich die Jugendlichen Portugiesen noch nicht ganz sicher sind, was sie von den Italienern halten sollen und sich einer von ihnen sowieso total aus dem Staub macht (Miguel nämlich. Die anderen lachen ihn grundsätzlich aus, weil er ein bisschen zurückgeblieben ist und auch nicht so gut Fussball spielt im Hof und so...), schmeissen sich die arroganten vier mit den Italienern auf ein Packl und mischen die Bar auf, wodurch auch einige der durchaus gleichgesinnten Jugendlichen, die sich ihrer Angelegenheit jedoch zu lässig und gleichgültig annehmen, zum Handkuss kommen.

Tja, ihr könnt euch diese Passage jetzt sehr oft durchlesen. Wenn ihr wirklich einen Sinn dahinter entdeckt, den man sogar auf die Spielweise diverser Herrschaften am heutigen Tag ummünzen kann, dann seid ihr mindestens genau so krank im Kopf wie ich. Wenn ihr diesen Zeilen genau gar nichts entnehmen könnt, würde es mich weder wundern, noch beunruhigen.

Das Elfmeterschiessen des sehr spannenden ersten Viertelfinales zeigte uns wieder einmal wie schnell man im Fussball, eigentlich durch alltägliche Einfachheiten der menschlichen Gestik zu einem Superstar werden kann. Der durchschnittliche portugiesische Keeper wurde heute zum Star, weil er sich einen Handschuh auszog. Kurz daraufhin hielt er, als hätte er es gespürt, einen schwach geschossenen Elfer und nützt die 90%-Chance eines geschossenen Elfmeters kurz darauf zur Entscheidung. Dies ist eine Art von Selbstdarstellung, die nur im Fussball möglich ist. Denkt mal an andere Sportarten. Ob ein Boxer mit oder ohne luxoriösem Ledersuspenorium einen Kampf gewinnt, ist genau der ganzen Welt wurscht. Ob ein Formel Eins - Fahrer kurz vor der Ziellinie aus seinem Schlapfen schlüpft fällt niemandem auf. Ob ein 100-Meter-Sprinter nach dem Startschuss die Arschbacken zusammenkniff und die Luft anhielt ist ebenso egal. Und so weiter... Fussball ist einfach einzigartig.

Drei weitere Spieler wollten heute Stars werden oder ihren Status noch einmal ein wenig auffrischen. Alle drei schossen ihren Elfmeter mit der selben Intention. Aber im Gegensatz zu Beckham und Rui Costa hat Helder Postiga auch getroffen... :D

Portugal - England 2:2 n.V. 6:5 i.E. (0:1/1:1)

Portugal: Ricardo - Miguel (79./Rui Costa), Carvalho, Andrade, Valente - Costinha (63./Simao), Maniche, Figo (75./Postiga), Deco - C. Ronaldo, Gomes

England: James - G. Neville, Terry, Campbell, A. Cole - Beckham, Lampard, Gerrard (82./Hargreaves), Scholes (57./Ph. Neville) - Rooney (27./Vassell), Owen

Tore: Postiga (83.), Rui Costa (110.) bzw. Owen (3.), Lampard (115.)

Elfmeterschiessen:

Beckham schießt weit über das Tor - 0:0

Deco verwandelt sicher - 1:0

Owen mitten aufs Tor - 1:1

Simao lässt James keine Chance - 2:1

Lampard souverän - 2:2

Rui Costa macht es Beckham nach - 2:2

Terry trifft - 2:3

Ronaldo gleicht aus - 3:3

Hargreaves behält die Nerven - 3:4

Maniche platziert ins linke Eck - 4:4

Ashley Cole täuscht Ricardo - 4:5

Postiga "schupft" den Ball ins Tor - 5:5

Vassell scheitert an Ricardo - 5:5

Tormann Ricardo bezwingt Tormann James - 6:5

Gelbe Karten: Costinha, Deco, Carvalho bzw. Gerrard, G. Neville, Ph. Neville

DIE HEUTIGEN SCHNAPSDROSSELS AUS DER BAR-GESCHICHTE...

Manuel Rui Costa - Portugiesischer Torschütze und Elferpechvogel

Michael Owen - Bester Engländer am Platz

Frank Lampard - Zweitbester englischer Torschütze der EM

David Beckham - Elfmeterversager 1

Darius Vassell - Elfmeterversager 2

© by austriansoccerboard.com ! :D

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The Pezident of Bäristan

Endlich wieder eine lustige Zusammenfassung. Jetzt weiß ich wenigstens ungefähr was ich versäumt habe und die Passage im Pub werde ich mir morgen im angetrunkenen Zustand nochmals geben, damit ich sie noch intensiver und besser verstehe.

Irgendwie stieg in mir die Erinnerung eines gemeinsamen LL-Besuchs hoch, als der Blutspender (kannst dich noch erinnern :evil: ) so freundlich:"Oida wos iiiiiiiis", fragte.

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Schefoasch

Kleiner Textfehler, daher war eine Passage des Texts nicht gleich lesbar.

Es handelt sich um diese Passage:

Und jetzt... kommt der Feind in die Bar. Um den Mythos meiner "Euro2004-Reverse"-Serie nicht abreissen zu lassen, nehme ich einfach mal die Italiener als unerbittliche Feinde, die das Revier der Engländer aus Beispiel 1 bzw. der Portugiesen aus Beispiel 2 einnehmen wollen. Sie stürmen also rein, schwingen riesige Salamis und werfen Pizzateig durch die Gegend, während sie mit lauten "Eeeeeeee !!!! Äääääää !!!!" und "Jeeetzeeee krieegst du ein Gelaaatiii in die Fressiiii !!!" - Schlachtrufen für Unruhe sorgen wollen.

Bitte nochmal lesen, dann ergibt sogar alles Sinn !!! :)

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