Interview Gilewicz "Sportzeitung"


modus69

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Wir wären locker Meister geworden!

Erstmals ohne Titel. In den letzten fünf Jahren räumte Radoslav Gilewicz so ziemlich alles ab, was es im österreichischen Fußball zu holen gab. Im heurigen Jahr musste der erfolgshungrige 32-Jährige eine neue Erfahrung machen – am Ende der Saison stand er mit leeren Händen da. Im Sportzeitung-Interview mit Tom Strickner spricht der violette Goalgetter Klartext.

Sportzeitung: Rado, Meisterschaft verloren, Cupsieg vergeigt. Ein titelloses Jahr – auch ein verlorenes Jahr?

Gilewicz: Ja und nein. Nach der Winterpause habe ich mich wieder aufgebaut, war gesund, spielfreudig und habe Tore gemacht. Es ist aber kein Wunschkonzert, das ist Fußball. Es tut natürlich weh, wenn man viermal in Folge Meister geworden ist. Ich war mir auch sicher, dass es diesmal klappt. Dann wäre ich wahrscheinlich der erste überhaupt gewesen, der das im österreichischen Fußball geschafft hätte. Es hat aber nicht sollen sein. Fehler sind aber nicht nur bei mir, sie sind auch bei anderen Leuten passiert – das muss man auch ganz kritisch sagen. Mir tut vor allem der Cup weh. Im Finale waren wir die klar bessere Mannschaft, haben uns selbst geschlagen. Die Tore, die wir bekommen haben, bekommt eine Schulmannschaft. Dennoch – Gratulation an den GAK. Der hatte einen Lauf, hat aus dem Nichts Treffer erzielt. Obwohl der GAK bei sehr vielen Spielen Glück hatte, wurde er am Ende verdient Meister.

Sportzeitung: Du hast richtig bemerkt – es lag nicht nur an dir, dass die Austria titellos geblieben ist. Bei den Violetten war generell nicht allzu viel im grünen Bereich. Wo sind deine Kritikpunkte ?

Gilewicz: Wie man weiß, ist bei der Austria immer etwas los. Man kann nicht einfach in Ruhe arbeiten – weder die Trainer, noch die Spieler. Bei der Austria wird ständig Unruhe in die Mannschaft getragen. Und die Stimmung innerhalb der Mannschaft ist auch nicht wirklich gut gewesen. Es muss aber auch ganz klar und deutlich gesagt werden: Auch Jogi Löw hat einige Fehler gemacht, mit denen er die Mannschaft verunsicherte. Hätten wir mit dem Duo Kronsteiner/Söndergaard von Anfang an gearbeitet, wären wir locker Meister geworden.

Sportzeitung: Was macht Kronsteiner besser?

Gilewicz: Das sind einige Punkte. Er gibt dem Spieler Vertrauen, das ist das wichtigste. Er setzt auf sie. Bei ihm kann man vorne alles machen, was man kann. Unter Jogi musste ich nach einem verlorenen Zweikampf um meinen Platz zittern. Es geht aber nicht nur um meine Person – da gibt’s einige Namen. Zum Beispiel Janocko. Am Schluss hat man gesehen, was er kann. Wir haben wichtige Tore gemacht, weil wir uns mehr zugetraut haben. Es darf einfach nicht sein, dass wir pro Spiel nur zwei Chancen heraus spielen. Alle haben geglaubt, es sei ein Stürmerproblem. Die Mannschaft hat aber gewusst, dass es kein Stürmerproblem ist. Die einzige Person, die das auch so gesehen hat, war Kronsteiner. Als er und Söndergaard die Mannschaft übernommen haben, konnte man den Vergleich zu vorher sehen. Leider hat man aus unserer Sicht zu spät reagiert.

Sportzeitung: Aber du hast unter Joachim Löw ja schon in Stuttgart und Innsbruck trainiert. In Tirol hat es bestens geklappt....

Gilewicz: Und wieso? Man muss schon klar sagen, dass in Innsbruck alles so funktioniert hat, weil Kurt Jara alles gemacht hat. Jogi hat die Mannschaft übernommen und hat Jaras Arbeit fortgeführt. Die Mannschaft hat damals selbst funktioniert. Auch wenn Jogi es natürlich richtig gemacht hat. Ich möchte jetzt auch nicht alles auf Jogi schieben. Ich komme mit ihm nach wie vor gut klar. Wir haben heuer nicht nur wegen ihm die Meisterschaft verloren. Man muss ganz klar und kritisch sagen, dass auf beiden Seiten, bei uns Spielern und bei Jogi Löw, Fehler passiert sind.

Sportzeitung: Du hast zuvor die schlechte Stimmung innerhalb der Mannschaft kurz angeschnitten. Gerade bei der Austria gibt es zahlreiche Spieler, die Führungspositionen beanspruchen. Ein Michael Wagner auf der Bank dürfte vermutlich kein einfacher Zeitgenosse gewesen sein – wie einige andere auch.

Gilewicz: Ich glaube, dass Michi das falsche Beispiel dafür ist. Er ist unser Kapitän, hat immer wieder versucht, positive Stimmung in die Mannschaft zu bringen. Für mich ist er ein überragender Kapitän. Denn gerade in der Phase, als Kronsteiner die Mannschaft übernommen hat und er auf die Bank musste, hat er vorbildlich trainiert und gute Laune verbreitet. Vielleicht war er vor meiner Zeit bei der Austria schwierig – jetzt ganz sicher nicht mehr.

Sportzeitung: Auch du hast unter Jogi eine Zeit lang die Bank drücken müssen – wie man weiß, nicht freiwillig. Wie schwer war diese Zeit?

Gilewicz: Ich bin kein Unruhestifter. Ich bin ein Mannschaftsspieler – das habe ich mehrmals bewiesen. Meine Unzufriedenheit habe ich immer im Vier-Augengespräch mitgeteilt. Für die Bank fühle ich mich aber einfach zu schade. Die letzten fünf Jahre war ich schließlich Leistungsträger – obwohl es immer wieder Phasen gab, in denen ich verletzt oder nicht in Form war. Ich hätte mir von Jogi mehr Vertrauen gewünscht. Ich schaue aber nach vorne. Ich hoffe, dass ich gesund und in Form bleibe. Am Ende der Meisterschaft habe ich mich nämlich so gut gefühlt, dass ich zum ersten Mal in meiner Karriere sauer war, in Urlaub gehen zu müssen. Ich hoffe, dass ich meinen Rhythmus jetzt nicht verliere.

Sportzeitung: Wenn man ein Auge auf die letztjährigen Verstärkungen wirft: Kitzbichler, Dundee, Verlaat – eigentlich wurde keiner diesem Prädikat gerecht. Jetzt kam als erster Spieler Sionko dazu. Ist der Kader schon stark genug, um im nächsten Jahr den Titel zurückzuholen?

Gilewicz: Der Kader ist stark genug. Meiner Ansicht nach brauchen wir maximal drei Verstärkungen. Am besten wäre es, die Mannschaft zu halten. Irgendwann muss das „Trainer gehen, Spieler kommen"-Spiel zu Ende sein. Wenn binnen einem Jahr 15 Spieler kommen oder gehen, kann das nicht gut gehen. Die Mannschaft muss endlich Vertrauen bekommen. Bei uns ist jeder verunsichert. Es wird ständig spekuliert. Es gibt eine Liste – von Namen, die kommen und gehen. Das kann ja nicht sein. Ein Spieler kann nur dann seine Leistung bringen, wenn er das Vertrauen des Vereins genießt. Ich bin aber auch der Meinung, dass sich die genannten Spieler noch steigern werden. Sie fühlen sich wohl, die Stimmung wird immer besser. Wenn einmal die Ruhe da ist – wobei bei der Austria die Ruhe ähnlich wie beim FC Bayern eigentlich fast nie da ist – dann holen wir uns die Meisterschaft im nächsten Jahr zurück.

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Superstar

Super Interview mit Aussagen die runter gehen wie Öl.

Gile ist ein sympathischer Kerl und ein toller Kicker.

Bei dem Interview wirds noch schwerer die Zeit zu überbrücken bis die Meisterschaft wieder angeht und wenn alle spieler mit einer ähnlichen motivation wie Gile unterwegs sind kann die nächste Saison eine besonders schöne für uns werden.

Leider hat man anscheinend wirklich zu lange an Löw festgehalten.

Die Unruhestifter die noch in der Mannschaft sind notfalls kostenlos ziehen lassen dann das Trainergespann weiter arbeiten lassen und es wird ein erfreuliches Jahr für uns.

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www.mspeu.at

Ja, das tut ein großer Teil auch, nur du, gehörst da sicher nicht dazu! :kotz:

Ad Topic

Gilewicz gehört eindeutig zu den Sympathieträgern im Team, ich bin froh, dass er wieder so in Form gekommen ist, nachdem ihn schon viele abgeschrieben haben. Jetzt bleibt nur zu hoffen, dass er diese Leistung auch in die neue Saison rettet, dann werden wir noch viel Freude mit ihm haben!

101% Rado

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