Camp Nou


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Kataloniens Kolosseum

Kultstätten des Fußballs: Estadio Camp Nou

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In seiner Serie über Kultstätten des Fußballs beschreibt kicker-Chefreporter Wolfgang Tobien Mythos und Historie berühmter Stadien, in denen Fußballgeschichte geschrieben wurde. Das Estadio Camp Nou in der katalanischen Metropole Barcelona ist die größte Arena Europas.

Auf der einen Seite "La Maternidad", die Entbindungsklinik. Auf der anderen Seite "El Cementerio de Les Corts", der Friedhof. Dazwischen das pralle Leben: FC Barcelona und Camp Nou. Más que un club. Mehr als ein Klub. Más que un estadio. Mehr als ein Stadion. Gewiss, das Azteken-Stadion in Mexiko verströmt weitaus mehr WM-Historie. Das San Siro in Mailand strahlt mehr architektonische Innovation aus. Und das Maracana in Rio verfügt über ein noch weitaus größeres Fassungsvermögen.

Dennoch ist diese riesige Betonschüssel im Südwesten Barcelonas - 1998 von der UEFA in Europas höchste Kategorie der Fünf- Sterne-Stadien befördert - eine Kultstätte des Fußballs, wo 1999 bei Bayern Münchens 1:2-Niederlage gegen Manchester United das bislang dramatischste Champions- League-Finale stattfand.

Es ist das Stadion mit dem größten Fassungsvermögen in Europa, das 1957 eingeweiht, für die WM 1982 auf 120 000 Zuschauer vergrößert und nach einer Generalsanierung für das olympische Fußballturnier 1992 sowie 1994 nach einer weiteren Renovierung zu Gunsten von mehr Komfort auf jetzt fast 99 000 Plätze reduziert wurde. Die oberste Zuschauerreihe befindet sich 51 Meter über dem Spielfeld, das elf Meter unter Straßenniveau liegt. Auch für neutrale Beobachter ist diese gigantische Amphore "das eindrucksvollste Stadion der Welt". Auf jeden Fall ist es das mit dem einfallslosesten Namen.

Als der FC Barcelona 1957 von seinem alten Stadion Les Corts umzog, nannten die Fans ihre neue fußballerische Anlaufstelle zunächst "neues Feld". Katalanisch: Camp Nou. Der zögerliche Vorstand hatte keine Meinung. So bürgerte sich "Camp Nou" ein und wurde nach noch nicht einmal fünf Jahrzehnten zu einem Mythos.

Mehr als ein Stadion ist das Camp Nou als Gesamtanlage. Neben der Arena befinden sich sechs Trainingsplätze und das "La Masia" genannte Jugendinternat, ein 6000 Zuschauer fassender Sportpalast für andere Ballsportarten, ein Eissportzentrum für 2000 Besucher und ein Mini-Stadion mit 20 000 Plätzen für das B-Team. In und neben der überdachten Haupttribüne sind modernste medizinische Einrichtungen installiert, elegante Klubräume, ein Sicherheits- und Kontrollzentrum mit 136 Überwachungskameras, der Megastore und Fanshop "FC Botiga", das legendäre Klubmuseum mit 850 000 Besuchern jährlich und die berühmte Kapelle, in der schon so viele Spieler vor dem Anpfiff um höheren Beistand gebetet haben.

Mehr als ein Stadion ist es aber vor allem in der absolut symbiotischen Verbindung mit dem FC Barcelona. Die knapp 50 Jahre alte Superbowl und der inzwischen fast 105 Jahre alte Klub sind, wie Gaudis Architektur im Stadtzentrum oder das Kloster Montserrat in den nahen Bergen, ein Symbol für die Einheit und Unabhängigkeit Kataloniens. Camp Nou und Barca - optisch vereint durch die blau-roten Vereinsfarben der drei riesigen konzentrischen Zuschauerränge - sind und fühlen sich legitimiert als Kataloniens politisches Flaggschiff.

Ihre sportliche Daseinsberechtigung scheint sich daher allein in der immensen Rivalität mit einem einzigen Gegner zu definieren. Real Madrid. Mit bis heute erdrückender Überlegenheit des Hauptstadt-Klubs, der neun Mal den Europacup der Meister (Barca ein Mal) gewann und 29 Mal (Barca 16 Mal) spanischer Champion wurde.

Camp Nou und Barca als katalanische Instanz - dies freilich ist ein Widerspruch in sich. Denn all die Ikonen, die bislang Barcas blau-rotes Trikot trugen, zeichnen sich durch einen eklatanten Mangel an katalanischer Identität aus. Die Wahl zum besten Barca-Spieler aller Zeiten gewann ein Ungar vor einem Holländer und einem Argentinier - Ladislao Kubala vor Johan Cruyff und Diego Maradona.

Die Kontroverse über die Ausländer, die wie bei keinem anderen Klub auf der Welt Wohl und Wehe bestimmten, ist so alt wie der Klub.

Schon der Gründervater und Topscorer der ersten drei Spielzeiten, Joan Gamper, kam aus der Schweiz, seine Vornamen waren ursprünglich Hans-Maximilian. Die Galionsfiguren der großen fünfziger Jahre waren neben Kubala in Kocsis und Czibor zwei Ungarn, in Evaristo ein Brasilianer und in Luis Suarez ausgerechnet ein Spanier. Kapitän und Regisseur des Meisterteams von 1985 war mit Bernd Schuster ein Deutscher, das wichtigste Tor der Klubgeschichte erzielte beim Europapokaltriumph der Landesmeister 1992 der Holländer Ronald Koeman. In Ronaldo war es ein Brasilianer, der Barcelona 1997 beim 1:0 über Paris zum letzten Europapokalgewinn (der Pokalsieger) schoss. Und 15 der 16 Landesmeisterschaften kamen unter der Führung ausländischer Trainer zustande. Auch zwei deutsche Trainer stehen für Zoff und Zauber in Kataloniens Kolosseum: 1976 war Hennes Weisweiler nach nur zehn Monaten, vor allem im Machtkampf mit Superstar Cruyff, gescheitert; 1982 gewann Udo Lattek im Camp Nou den Europacup der Pokalsieger (2:1 gegen Standard Lüttich).

Wie Salz in Barcas Wunde schmerzte denn auch bei Real Madrids Europacup-Renaissance, dass in Raul ein Real-Eigengewächs an den drei Champions- League-Triumphen 1998, 2000 und 2002 entscheidend beteiligt war. Die Antwort auf die Frage, wann jemals ein katalanischer Spieler den FC Barcelona zu europäischem Ruhm geführt hat, ist dagegen ebenso einfach wie bitter: niemals.

Barcas Aura und die des Camp Nou sind dadurch freilich nicht zu beschädigen. Kurz vor Weihnachten 2003 wurde das 108 929. Klubmitglied aufgenommen. Bei der 100-Jahr-Feier 1999 konnte der damalige Präsident Josep Lluis Nunez, ein Baske, die Abgesandten von 1249 Fanklubs (449 aus Katalonien, 747 aus dem restlichen Spanien und 53 aus aller Welt) begrüßen. Zahlen, die kein anderer Klub in Europa vorweisen kann. Und: Wer im Camp Nou 50 Meter über dem Spielfeld sitzt, fühlt sich den Sternen am katalanischen Himmel ohnehin näher als den vielen (ausländischen) Stars auf dem Rasen.

Eröffnet: 1957

Fassungsvermögen: seit 1994 98260 (von '82 bis dahin 120 000)

Eigentümer & Heimstadion von: FC Barcelona

Größte Fußball-Ereignisse: WM-Endrunde 1982

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White Nigger
Mini-Stadion mit 20 000 Plätzen für das B-Team

tja wieviele österreichische teams wären wohl froh über so ein 'mini-stadion' als heimstätte :raunz:

obwohl da die meinungen schon ausseinandergehen, normalerweise wird die kapazität des 'estadio mini' auf 12.000-15.000 geschätzt... wär aber immer noch nicht schlecht für österreichische verhältnisse

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  • 2 weeks later...
Gast green paul
das Camp Nou finde ich ein super Stadion, nur kann ich mir nicht vorstellen wie man von zu oberst etwas vom Spiel mitbekommen soll.. war mal im Mittleren Ring bei einer Besichtigung, schon das war hoch..

Das Nou Camp hat keine Laufbahnen, schmale Sitze und die Enge besorgen den Rest, da sieht man von oben verhältnismässig gut.

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mein neues Zuhause

also ich kann nur von meinen Erfahrungen vom Bernabeo Stadion sprechen, aber da sieht man im 3ten Rang auch wenn man ganz oben und hinten sitzen würd, super auf das Spielgeschehen. Würd sogar sagen, besser als wennst im happel Stadion im 3ten Rang sitzt, da die Stadien enorm steil sind daher ist man ja überhaupt nicht so weit vom Spielfeld weg! Aber solche Stadien bei vollem Haus sind schon verdammt geil :love: *inerinnerungenversinken*

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  • 3 weeks later...
Jung, brutal, gutaussehend

naja es geht zwar steil bergauf aber man sieht von oben sehr super

nur geht man ewig lang die treppen rauf :D

aber wenn dort die jugendmannschaft spielt haben die schon mehr zuschauer als wir bei nem bundesliga kickerl

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