Die Ahnen der ASB User


Wolfinho

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Postinho
DerFremde schrieb am 14.1.2020 um 13:03 :

Im Dornbirner Familienbuch lässt sich die Familie meines Vaters bis ins 15. Jhdt. zurückverfolgen. Mein Großvater war der erste, der nicht aus der Stadt bzw. den ihr vorangegangenen Ortschaften kam. Während alle Vorfahren aus den großen örtlichen Familien kamen, war er ein unehelicher Sohn aus Böhmen, der über Umwege in Vlbg. landete. Seitdem hat kein Nachfahre mehr auch nur einen Vorarlberger/eine Vorarlbergerin geheiratet. :D

Das schaut bei mir relativ ähnlich aus (Hohenems statt Dornbirn). Vor ein paar Jahren habe ich mich durch Taufbücher durchgewühlt u. väterlicherseits war die einzige Vorfahrin aus den letzten 350 Jahren, die nicht aus Hohenems kam, eine Schweizerin von der anderen Rheinseite. Mütterlicherseits habe ich in den letzten vier Generationen Vorfahren aus Südtirol, Nordtirol, Kärnten, Friaul u. Niederösterreich. Ziemlich typisch für einen Rheintaler, zumindest der Teil mit Südtirol u. Kärnten.

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Interessante Geschichte auch dass der Bruder meines Uropas im Krieg scheinbar 3x dem Tod von der Schippe gesprungen ist.

Als Lastwagenfahrer der Wehrmacht konnte er sich im Jänner 1943 im Stalingradkessel noch irgendwie zum Flugpatz Gumrak durchschlagen. Dort müssen abscheuliche Zustände geherrscht haben, da jedem klar war dass dies wohl der einzige Weg hinaus aus dem Kessel ist. Deswegen wurden die wenigen noch ausfliegenden Flugzeuge regelrecht gestürmt und nicht selten mussten Schusswaffen eingesetzt werden um die überfüllten Flugzeuge zu räumen.
Der Bruder meines Uropas wurde allerdings von einem österreichischen Offiziers anhand seines Dialektes auch als Österreicher erkannt, worauf dieser ihn als seinen Fahrer ausgab und ihm so einen Platz in einem Flugzeug ermöglichte. Während des Flugs zerschoss die russische Flak die Ju52 und nur mit Mühe und Not konnte man kurz hinter der Front auf einem zugefrorenem Fluss notlanden, wobei er sich ein paar Rippen gebrochen hat. Das Ganze war am 16. oder 17 Jänner 43. Am 22. Jänner eroberte die Rote Armee den Flugplatz und die 6. Armee war verloren.

Als er sich von dieser Verletzung erholt hat, vollzog er wieder seinen Dienst als LKW-Fahrer und also solcher hatte er im Sommer 43 im Gebiet der heutigen Ukraine den Auftrag von irgendeinem Bahnhof Nachschub an die Front zu bringen.
Nach ein paar Kilometern blieb sein Opel Blitz liegen und der Konvoi fuhr ohne ihn weiter.
Später erfuhr er dass der Konvoi von russischen Flugzeugen angegriffen wurde und viele Fahrer dabei umkamen.

Nach Kriegsende war er in einem Kriegsgefangenlager irgendwo in der Nähe von Posen interniert und irgendwie gelang es ihm mit ein paar Mitgefangen dort auszubrechen.
Während die meisten anderen versuchen wollten sich zu verstecken und sich eventuell nach Westen durchzuschlagen in die US-Besatzungszone, sah er und 2-3 andere ein dass es nahezu unmögliches Unterfangen ist und sie stellten sich.
Für die Flucht hätten sie eigentlich erschossen werden können, aber scheinbar dürfte diese Ehrlichkeit dem russischen Offizier imponiert haben und er lies sie am Leben. Was aus den anderen Geflüchteten wurde ist leider nicht bekannt.

Als Kriegsgefangener wurde er dann vor allem beim Wiederaufbau eingesetzt und kam so unter anderem nach Minsk und Riga.

1953 kam er dann nach 8 Jahren Gefangenschaft nach Hause, war allerdings gesundheitlich schwer angeschlagen und verstarb 1959 mit 48 Jahren wohl an den Langzeitfolgen der Gefangenschaft. 

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Olle weg !!!

Der zweite Mann meiner Großtante hatte da auch einige "coole" Kriegsgeschichten zu erzählen. Er war seinerzeit als ausgebildeter Maurer in Griechenland stationiert. Er selbst hatte Glück im Unglück und war in einer Art Krieg "light". Keine Gefechte miterlebt - da sich die Briten und "Deutschen" nicht wirklich weh tun wollten - am Abend waren sie sehr oft mit den ortsansässigen Griechen saufen. Die Gefangenschaft bei den Briten dürfte auch relativ angenehm gewesen sein. 

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Väterlichseits kann ich meinen Stammbaum recht gut nachverfolgen, weil meine Großeltern im Krieg via Fernhochzeit heirateten. Warum ich das gut nachvollziehen kann, brauche ich glaube ich nicht extra zu erläutern. Es sind keine spektaktulären Biographien dabei, meine Vorfahren waren durchwegs einfache Leute.

Mütterlichseits war einer meiner Urgroßväter als Kämpfer im "Kärntner Abwerhkampf" live dabei, weshalb ich auch lange "Traditionsträger" war. Mit der "Radikalisierung" vom Kärntner Abwehrkämpferbund vor rund 15 Jahren lasse ich mich da aber jetzt nicht mehr vereinnahmen. 

Eine witzige Biographie wies der zweite Mann meiner Urgroßmutter mütterlichseits auf, also kein direkter Vorfahre aber doch ein Familienmitglied. Der war ganz strikter Kommunist, kaufte wo es ging Produkte aus der Sowjetunion/den Satellitenstaaten und nahm dabei herbe Qualitätseinbußen in Kauf. Nach seinem Tod 1978 "erbte" mein Vater sein damals noch recht neues Auto:

800px-ZAZ-968_front.jpg
 

Diese Karre war eine fahrende Gemeinheit, sofern sie überhaupt fuhr. Ihm (also dem Stief-Urgroßvater") war das egal, Hauptsache "made in Russia" (wobei der SAS968 an sich aus der Ukraine stammt). Mein Vater musste oft eine Stunde früher aufstehen um das "Auto" zum Laufen zu bringen. 

Aber er besaß generell einen totalitären Ordnungssinn. Obwohl er im NS-Regime Schwierigkeiten mit seiner Gesinnung hatte (die Nazis ließen ihn aber ungeschoren im Gegensatz zu meiner Urgroßmutter, siehe dann unten) war er ganz erpicht darauf, dass NACH dem Krieg jeder seiner Arbeitgeber in das NS-Arbeitsbuch seine Eintragungen/Bestätigungen erledigte, als wäre im Mai 1945 nichts geschehen. Er arbeitete als Zimmermann auch bei der heutigen Jauntalbrücke mit, die letzte Eintragung im Arbeitsbuch datierte 20 Jahre nach dem Krieg... ...Ordnung ,muss sein! 

Meine angesprochene Urgroßmutter kam in den letzten Kriegsmonaten zwischen die Fronten. Sie lebte alleine in einem Haus mit kleinem Hof bei der Jauntalbrücke, also ein strategisch sehr wichtiger Ort. Irgendwann bekam sie Besuch von den Tito-Partisanen, die sie mit nachdrücklich angeschlagener Kalaschnikow zu Kost und Logis zwangen. Natürlich gab es Nachbarn die sie verpfiffen und es dauerte nicht lange, dass anstatt der Tito-Partisanen die SS im Wohnzimmer stand. Sie lebte die letzten Kriegsmonate nicht mehr in Freiheit, überlebte aber die NS-Lager und starb hochbetagt, ich lernte sie noch kennen. 

In meiner Familie gab es übrigens kein einziges Mitglied von irgendeiner NS-Organisation. 

bearbeitet von Tintifax1972

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Tintifax1972 schrieb vor 37 Minuten:

In meiner Familie gab es übrigens kein einziges Mitglied von irgendeiner NS-Organisation.

Mein Urgroßvater war sogar bei der Waffen SS.
Wurde allerdings als Volksdeutsche Minderheit am Balkan mehr oder weniger zwangsrekrutiert in die 7. Waffen-Gebirgsdivision Prinz Eugen. Die sich zum überwiegenden Teil eben aus der deutschsprachigen Minderheit im Gebiet des heutigen Serbiens zusammengesetzt hat.

Die dürften damals ordentlich mit den Partisanen von Tito gekämpft haben. Der Uropa hat glaub ich sogar das Bandenkampfabzeichen in Silber verliehen bekommen.
Allerdings dürften diese Einheiten auch in unzählige Kriegsverbrechen involviert gewesen sein. In wie weit sich mein Uropa da mitschuldig gemacht hat, lässt sich nicht mehr eruieren. Verständlicherweise hat er nach dem Krieg auch nie wieder wirklich darüber geredet.

Wobei sich die Partisanen in Sachen Gräueltaten auch nichts geschenkt haben.
Zeitlebens hat sich der Opa davor gefürchtet nach Jugoslawien zu reisen. Immer noch aus Angst vor Tito und seinen Männern. 

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bunny is back
ooeveilchen schrieb vor 44 Minuten:

Mein Urgroßvater war sogar bei der Waffen SS.
Wurde allerdings als Volksdeutsche Minderheit am Balkan mehr oder weniger zwangsrekrutiert in die 7. Waffen-Gebirgsdivision Prinz Eugen. Die sich zum überwiegenden Teil eben aus der deutschsprachigen Minderheit im Gebiet des heutigen Serbiens zusammengesetzt hat.

mein urgroßvater aus sigmundfeld war in der selben einheit, ebenfalls zwangsrekrutiert worden. sein cousin hat sich geweigert und wurde exekutiert.

hab kürzlich eine rohfassung eines interviews mit ihm in die hände bekommen, wo er über die nachkriegszeit in serbien und die flucht nach österreich spricht. im arbeitslager schaffte er es, sich eine serbische identität zuzulegen (er war zum glück dreisprachig) und sich irgendwie rauszumogeln. in ungarn spielte er dann den ungarischen zigeuner und nach 3 illegalen grenzübertritten, wobei er beim letzten einen in wien gefälschten pass erhielt, hat er es zu seiner frau nach linz geschafft, die dort im flüchtlingslager war.

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  • 6 months later...
Schefoasch

Heri.jpg

Heri2.jpg

Mein Opa, 1924 - 2007

Bildhauer und bildender Künstler im Hauptberuf. Restaurierte unter anderem die Wiener Pestsäule und den Schrammelbrunnen. Nebenbei baute er mit seinem Schwager das Haus des Meeres auf. Bevor noch der erste Besucher in den alten Flakturm kam, unternahm er Fangfahren, anfänglich nach Dalmatien, danach unter anderem nach Mexiko, Guatemala, Indonesien, Papua Neu-Guinea, Australien und wegen eines einzigen Frosches (Rana Goliath) nach Kamerun. Die Kamerun-Reise unternahm er vom 22.Bezirk aus mit einem Expeditionstruck. Im Tschad mussten sie in der Wüste den liegengebliebenen Truck verbrennen. Den kamerunischen Frosch fanden sie aber. In der Pension sind meine Großmutter und er für 17 Jahre nach Australien ausgewandert, wo mein Opa vorher schon als Krokodiljäger tätig war und jede Menge Schlangen fürs HdM einfing. Als er wegen eines Herzinfarkts zum "Heimkommen" gezwungen war und das abenteuerliche Leben damit einen unfreiwilligen Schlussstrich bekam, ging's schnell bergab mit ihm.

Ich hab viele spannende Ahnen, aber er war mit Sicherheit der Ärgste und bis heute ein Riesenvorbild.

Oberes Foto müsste Australien sein, unteres Kamerun.

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  • 11 months later...
so shuffle your feet

Hab wieder ein bisschen in den noch vorhandenen Familienalben herumgestöbert, das Foto hat die Unterschrift "Brüdertreffen in Klodno, Polen 1918", rechts ist mein damals 19jähriger Opa in k.u.k Kadettenuniform und links einer seiner wesentlich älteren Brüder (Oberleutnant?).

 

20210802_110525.jpg

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Sekt für die Nutten - Champagner für uns!
Wolfinho schrieb vor 2 Minuten:

Hab wieder ein bisschen in den noch vorhandenen Familienalben herumgestöbert, das Foto hat die Unterschrift "Brüdertreffen in Klodno, Polen 1918", rechts ist mein damals 19jähriger Opa in k.u.k Kadettenuniform und links einer seiner wesentlich älteren Brüder (Oberleutnant?).

 

20210802_110525.jpg

Da haben sie Glück gehabt, dass sie 1918 noch beide gelebt haben ...
Wobei der jüngere Bruder ja noch ziemlich jung ausschaut, der wird noch nicht ganz so lange Soldat gewesen sein. Der ältere dagegen hat sicher schon den ganzen Krieg mitgemacht, und die Sterblichkeit war gerade unter Offizieren exorbitant hoch.

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so shuffle your feet
firewhoman schrieb vor 2 Minuten:

Da haben sie Glück gehabt, dass sie 1918 noch beide gelebt haben ...
Wobei der jüngere Bruder ja noch ziemlich jung ausschaut, der wird noch nicht ganz so lange Soldat gewesen sein. Der ältere dagegen hat sicher schon den ganzen Krieg mitgemacht, und die Sterblichkeit war gerade unter Offizieren exorbitant hoch.

Ja, also der linke, mein Onkel Willi, war ein sehr harter Knochen, hat nach dem 1.Weltkrieg noch ein paar Jahre als Söldner im russischen Bürgerkrieg gekämpft (auf Seiten der Zaristen bzw."Weißen") und ist nach deren Niederlage auf abenteuerlichsten Wegen wieder nach Wien zurückgekehrt. (hab hier im Thread schon mal ein anderes Foto von ihm gepostet)

Mein Opa ist glaube ich erst Ende 1917 eingerückt und hat praktisch an der Front seine Matura abgelegt, ich glaube ab Mitte 1918 war er dann mit seinem Regiment (Hoch und Deutschmeister Nr.4 ;) ) am Isonzo eingesetzt und musste zu den Prüfungen immer mit der Bahn nach Wien fahren, gelernt hat er immer im Zug.

Apropos hohe Offizierssterblichkeit: Er wurde dann ,aufgrund des Mangels an einsatzfähigen Offizieren im Regiment, in den letzten Kriegsmonaten sogar noch "Kommandeur der Infanterie-Geschützabteilung".

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legende

cool sowas - wenn man bedenkt dass das foto schon fast 120 jahre alt ist. :eek: das ist eigentlich schade am digitalen zeitalter. in 120 jahren wird von uns wahrscheinlich keiner sowas haben.

war deine familie für damalige verhältnisse eigentlich wohlhabend? könnte mir vorstellen, dass zur damaligen zeit nicht jeder die kohle für solche "fotoshootings" hatte?

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so shuffle your feet
Relii schrieb vor 39 Minuten:

cool sowas - wenn man bedenkt dass das foto schon fast 120 jahre alt ist. :eek: das ist eigentlich schade am digitalen zeitalter. in 120 jahren wird von uns wahrscheinlich keiner sowas haben.

war deine familie für damalige verhältnisse eigentlich wohlhabend? könnte mir vorstellen, dass zur damaligen zeit nicht jeder die kohle für solche "fotoshootings" hatte?

Würde ich schon sagen, ja. Waren eigentlich fast alle recht hohe Beamte bei der Staatsbahn bzw. Berufsoffiziere, leider sind sehr viele Fotodokumente und sogar Filmrollen bei einem Bombenangriff im 2.Weltkrieg zerstört worden.

Ich finde insbesondere die krassen Gegensätze dieser Zeit sehr spannend und lehrreich, meine Mutter kommt z.B. aus einer damals bitterarmen Salzburger Bauernfamilie, da gibts so gut wie keine Fotos, sondern eigentlich nur mündliche Überlieferungen wie hart die Zeiten damals waren.

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  • 3 months later...
ASB-Gott

Ist ein witziges Thema bei uns. Meine Familie besteht auf der einen Seite aus Weinviertler Mistelbachern, sehr mysteriös gehts da im Stammbaum nicht zu.

Auf der anderen Seite jedoch, der amerikanischen, da wirds spannend. Die Familien meiner amerikanischen Großeltern waren irische und französische Katholiken, die sich im Norden vom Bundesstaat New York fanden. Die französische Seite kam von Kanada herunter, irgendwann Mitte des 19. Jh. Ein entfernter Cousin von mir hat dann einmal aus Jux einen Stammbaumforscher beauftragt. Die französische Seite ließ sich - angeblich - bis auf Weinbauern in der Nähe von Marseille verfolgen. Es gäbe sogar ein Familienwappen - die Schwertlilie. Nun kann man daraus 2 ulkige Schlüsse ziehen. Entweder es waren Adelige, oder: Prostituierte, denn die hatten die Schwertlilie auf der Schulter tätowiert damals.

Auch sehr interessant ist ein Foto meiner Ururgroßeltern, im Gothic Style, am Anfang der Fotografie, die Familie vor dem Bauernhaus aufgereiht. Dabei glasklar zu Erkennen: meine Ururgroßmutter war offensichtlich amerikanische Ureingeborene, der Region nach zu schließen vermutlich dem Huronen-Stamm angehörend. Es erklärt unter Umständen, weshalb gerade meine Mutter recht dunkle, fast südländische Haut und derartige Haare hat, während einige ihrer Schwestern blass und rothaarig sind.

Ich habe selbst mal nachgeforscht und Registereinträge meiner Ahnen aus dieser Kleinstadt im Bundesstaat NY zur Musterung im amerikanischen Bürgerkrieg gefunden, was ich recht spannend fand. 

Was den 2. WK angeht: mein amerikanischer Großvater hatte eine langweilige Stationierung iwo im Pazifik hinter den Linien. Er verbrachte die Zeit damit, Kartoffeln zu schälen und Haie zu erspähen. Mein österreichischer Großvater hatte da eine bewegtere Geschichte.

Er war langjähriges Mitglied der ÖVP, und meine Familie tiefkatholisch. Als solche lehnten sie die Nazis schon aus Glaubensgründen ab. Kurz nach dem Anschluss, erzählt meine Tante, war meine Oma beim Wäsche aufhängen im Garten, als der Nachbar vorbei kam. "Heil Hitler, Frau Bayer!" rief er. "Bei uns sagt man immer noch GRÜSS GOTT!" kams zurückgeschallt.

Dass das iwann nicht mehr gut gehen würde, war klar. Bekannte und Freunde legten meinem Großvater nahe, sich freiwillig  zur Wehrmacht zu melden, bevor er als politisch Unliebsamer abgeholt würde. Er war an der Ostfront, und geriet beim Rückzug am Baltikum in sowjetische Gefangenschaft. Er überlebte mehrere Jahre in Sibirien, und kam unverhofft zu meiner Oma zurück.

Er war später über 30 Jahre Bürgermeister von Mistelbach. Meine eindrücklichste Erinnerung an ihn (er verstarb, als ich circa 6 Jahre alt war) ist, dass er auch dann noch immer die Brotsuppe löffelte, als ob der Teufel hinter ihm her wäre.

bearbeitet von miffy23

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Sekt für die Nutten - Champagner für uns!

In meiner Familie war es ähnlich, wenn auch nicht so international.

Großeltern mütterlicherseits waren feste Nazis, er aus der Steiermark, sie aus Mähren. Stellten sich nach dem Krieg als Verführte dar, aber so ganz haben sie dem Denken nie abgeschworen, glaub ich. Großvater war Akademiker, wurde aber 1940 zur Wehrmacht einberufen und als Granatwerfer ausgebildet. Ironischerweise verlor er beim allerersten Kriegseinsatz seinen linken Unterschenkel - durch eine französische Werfergranate.
Am Kriegsende verloren sie sich zuerst aus den Augen (die Großmutter allein mit 3 kleinen Kindern aus dem Sudentenland vertrieben) und fanden sich dann in Österreich wieder. Als Nazi war er zuerst mit Berufsverbot belegt und sie mussten sich auf Bauernhöfen mit Gelegenheitsarbeiten durchschlagen, bevor er als Minderbelasteter entnazifiziert wurde und als Lehrer arbeiten durfte.

Großeltern väterlicherseits waren brave, oberösterreichische Leute vom Land. Er aus einer Mühlviertler Bauern-, sie aus einer Kremstaler Försterfamilie. (Aus letzterer gibt es wüste Jäger- und Wilderergeschichten.) Opa war Lehrer und Dorfschuldirektor, tiefstschwarz und somit natürlich antinazistisch. Nach dem Polenfeldzug, den er noch mitmachen musste, wurde er nach Hause geschickt, allerdings sofort in die allerhinterste Einschicht (Rosenau am Hengstpass) strafversetzt, wo er dafür wieder mit seiner Familie in Sicherheit war, sowohl vor den Nazis als auch den Kriegshandlungen.

Schon spannend, wie die Kinder aus derart unterschiedlichen Familien dann zusammenfinden.

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