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Marcel Prawy in Ausbildung

14.11.18 - staatsoper - DON GIOVANNI

mozarts oper über die höllenfahrt des schürzenjägers don juan war die 19. aufführung, die ich in dieser saison in der staatsoper gesehen und gehört habe und es war mit sicherheit die schlechteste. bei drei rollendebüts und einem hausdebüt mag man über vieles hinwegsehen, aber über alles kann man es dann doch nicht.

fangen wir beim hausdebüt an: die französin virginie verrez gehört seit dieser saison zum ensemble der wiener staatsoper. die mezzosopranistin sang heute die partie der zerlina und machte ihre sache ganz gut, gänzlich sauber erwischte sie diese partie heute nicht, ausserdem, das ist ihr aber nicht vorzuwerfen, scheint die stimme fast ein wenig zu reif für diese rolle. sie war jedoch heute unter den besseren, wie auch olga bezsmertna als donna elvira. von ihr ist man sicherheit gewohnt, die brachte sie heute und war eigentlich die beste an diesem abend.

ebenfalls unter den besseren war benjamin bruns als don ottavio. der deutsche hat diese partie schon öfter in wien gesungen, er war im ersten teil auch der mit abstand sicherste auf der bühne und ihm gelang die erste arie perfekt. nach der pause passte aber auch er sich dem niedrigen niveau an und sang nicht mehr ganz fehlerlos und strahlend. der slowake peter kellner sang den masetto auch recht gut, seine stärke lag heute aber klar im spiel. er schien mit seiner rolle am ehesten auf du und du. 

donna anna war heute myrtò papatanasiu. die griechin ist eine spezialistin für barock und klassik, zeigte ebenfalls anfangs gute form, auch wenn sie sich heute fast zurücknehmen musste, um ihre kräftige stimme nicht zu dominant werden zu lassen. unsauber und mit einigen überschlägen in der stimme ging es auch bei ihr im zeiten teil weiter, nachdem sie vor der pause fehlerlos und strahlend sang.

sein rollendebüt als leporello sang heute der weißrusse anatoli sivko. zu beginn war er gar nicht zu hören, bis ihm seine partnerin wohl beim wangenkuss ein leises "lauter" ins ohr geflüstert haben dürfte, ab da ging es besser, aber ein glanzabend war auch das bei weitem nicht, am wenigsten überzeugte er aber beim spiel. der leporello ist eine witzige rolle, davon war bei ihm jedoch nicht viel zu merken. 

markus werba gab ebenfalls sein rollendebüt als don giovanni und auch seine leistung war stark verbessungswürdig. gleich zu beginn musste er überhaupt den souffleur in anspruch nehmen, eine gefühlte ewigkeit verging, bis deutlich vernehmbar der mann im graben das stichwort gab. holprig ging es auch weiter, zwar hatte er dann den text parat, stimmlich aber war mir auch das bei weitem zu wenig, unsauber und wenig inspiriert im spiel ging es durch den abend.

eine enttäuschung war leider das sehr sympathische ensemblemitglied dan paul dumitrescu. wenn don giovanni auf die sprechende statue des commendatore trifft, erwartet man sich einen durchdringenden, furchteinflößenden bass. nun, ein bass war zu hören, doch schien es, als stünde herr dumitrescu am naschmarkt herum, derart leise wisperte das standbild. kein wunder, dass don giovanni bis fast ganz zuletzt diesem geist furcht- und sorglos gegenüberstand. erst als er (wieder) auf der bühne zu sehen war, war er auch zu hören, wenn auch weiterhin nicht sehr furchteinflößend. 

wenn in der staatsoper mozart gespielt wird, ist er meist nicht weit - adam fischer stand heute wieder am pult der wiener philharmoniker. bei ihm hab ich immer angst, dass er sich mit seinem dirigentenstab mal ins auge fährt, so wild wirbeln seine arme durch die luft. wie rumpelstilzchen springt herr fischer auf seinem podest herum, ich schaue ihm sehr gern dabei zu und man möchte meinen, er wäre heute die rettung dieser aufführung gewesen, aber auch er erwischte nicht den schwungvollsten abend. ohne pfeffer ging es von anfang an dahin, da mochte er auch noch so hüpfen - die musiker hüpften nicht mit. die hörner waren (ebenfalls im zweiten teil) äusserst fehleranfällig, aber auch so mancher streicher verzettelte sich. die meisterschaft von herrn fischer zeigt sich in der hilfe für die sänger und im anpassen des tempos. uneinigkeit mit der bühne gibt es bei ihm zum glück eher selten, geht es einmal nicht im gleichschritt dahin, dauert es in der regel nur zwei sekunden, bis wieder alles im einklang ist. pfeffer hat im graben heute aber definitiv gefehlt.

tja, es war die erste vorstellung der serie, es gab vier debüts, es wird sicher noch besser werden im laufe der serie, aber hier gilt leider: viel schlechter geht nämlich eh nicht. zum glück überwiegen in der staatsoper bei weitem die guten aufführungen. diesmal war es eine, die einen die guten dann umso mehr genießen lässt, weil man weiß, dass es eben auch solche wie heute gibt. dem wie so oft ebenfalls nebst gattin anwesenden ehemaligen bundespräsidenten heinz fischer hätte ich auch einen glänzenderen abend gegönnt.

bearbeitet von Marco Lecco-Mio

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Marcel Prawy in Ausbildung
halbe südfront schrieb am 12.11.2018 um 06:57 :

Teseo seh ich erst am 25.11., bin schon gespannt auf deine Eindrücke. Davor gehts am 17. mal in die Kammerspiele zu Turrinis Maria + Josef.

drei wörter: freu dich drauf.

16.11.18 - theater an der wien - TESEO

liebe, eifersucht und die daraus folgende raserei, dazu eine portion zauberkraft - voilà "teseo" von georg friedrich händel, dem, neben vivaldi, meister der barockoper. und dann auch noch das: eine von hinten bis vorne stimmige inszenierung und eine das auge erfreuende bühne, keine jeans, kein geplätscher, keine ödnis. und dann auch noch grossartige musikalische leistungen - ein phantastischer opernabend!

derart beglückt und rundum zufrieden, wobei das haar in der suppe diesmal wirklich winzig war, geh ich selten aus einer opernaufführung raus, das letzte mal auch im theater an der wien, auch barockoper (agrippina 2016). "teseo" ist die liebesgeschichte des königssohns theseus, die nicht ohne die rasende eifersucht der zauberin medea auskommt, die aber, nach einigen wirrungen, in wohlgefallen aufgelöst wird. 

wenn wir bei der hauptperson teseo beginnen, beginnen wir auch gleich beim einzigen schwachpunkt der aufführung, der in einer durchschnittlichen wahrscheinlich gar nicht als solcher aufgefallen wäre. die junge lena belkina sang den königssohn, der in dieselbe frau wie sein vater verliebt ist und der von diesem am ende auch den segen bekommt, mit einer etwas zu dünnen stimme und etwas zu viel tremolo. aber es gilt hier und heute besonders: das war keine wirklich schlechte leistung. 

agilea, die frau, die gleichermaßen von könig egeo und seinem sohn geliebt wird, wurde von mari eriksmoen mit schönem sopran, der sich am anfang auch manchmal anstrengen musste und dabei leicht ins gequietsche abglitt, aber nach wenigen minuten bombensicher saß, gesungen. noch besser aber robin johannsen als clizia, ihre vertraute. sie hat im ersten teil eine unglaublich nett anzusehende liebesszene mit dem countertenor benno schachtner als arcane, der ebenso gut spielte wie sang. mit viel witz agierten die beiden zum vor augenzwinkerndem humor nur so strotzenden text (libretto von nicola francesco haym, vor 1713). christophe dumaux, der zweite countertenor an diesem abend, sang den egeo und übertraf dabei, wenn das möglich ist, noch seinen kollegen. bombensicher die koloraturen und wie die stimme groß, so lang auch sein atem. die zweitbeste gesangliche leistung des abends. die kleine rolle von medeas vertrauer fedra sang soula parassidis zwar etwas unauffällig, aber fehlerlos und klar. 

wie schon früher hier erwähnt - diese frau wird man sich merken müssen und man wird sie sich zwangsläufig merken und eines nicht mehr fernen tages wird man ihren namen in einem atemzug mit netrebko oder peretyatko-mariotti nennen: gaelle arquez. die junge französische mezzosopranistin hab ich in diesem haus ebenfalls anfang 2016 als idamante in einer konzertanten aufführung von "idomeneo" (die, die noch nikolaus harnoncourt dirigieren hätte sollen, vor der er aber verstarb) gehört und danach noch dreimal als armide in der staatsoper und sie war jedes einzelne mal ausgezeichnet und, wie heute, einfach alles überstrahlend. umwerfend schön, mit einer phantastischen stimme gesegnet, ist sie eine vor eifersucht rasende medea, die mit ihrer zauberkraft stühle rückt und tiere aus menschen macht. ihre präsenz stellt alle anderen, wie gesagt ebenfalls sehr guten, kollegen in den schatten. in der stimmkraft nimmt sie sich sogar zurück, sie kann auch die staatsoper in grund und boden singen. piani, forti, sie haut alles nur so raus, wie sie nur will und alles ist herrlich. da kommt eine richtige operndiva auf uns zu, eine sympathische sogar, die sich über jeden applaus ehrlich freut und nach wie vor überrascht über die zustimmung scheint. 

kommen wir zur bühne. es stimmt alles wie selten im theater an der wien! die szenerie spielt zur zeit des zweiten weltkriegs, das zimmer, das die bühne darstellt, liegt ziemlich sicher im regierungspalasts von könig george VI von england, die kostüme passen haargenau und sehr stilvoll dazu, jeder ist so gekleidet, wie man es sich in einem derartigen umfeld vorstellt. im dritten akt bricht medeas eifersucht los und äussert sich in zauberei - auch das absolut glaubwürdig auf die bühne gebracht, eine wirklich runde sache, moshe leiser und patrice caurier sind für die personenführung, christian fenouillat für die szenerie verantwortlich und allen gebührt grosser dank - selten darf man sich über solche bilder in diesem haus freuen.

um zu sagen, wie schön die musik war, muss man eigentlich nur die namen nennen: rené jacobs leitete die akademie für alte musik berlin, punkt. der ehemalige countertenor aus belgien ist ein absoluter fachmann auf dem gebiet der historischen aufführungspraxis alter musik und der barockoper und das völlig zurecht. auch ihn durfte ich hier schon oft erleben und war jedesmal rundum zufrieden. er kennt das richtige tempo, er weiß genau, was die sänger brauchen, sein orchester spielte mit spürbarem spaß an der sache und rundete einen großartigen abend ab und die einzigen fragen, die sich mir in diesem zusammenhang noch stellen sind: wo ist mein kalender? an welchen beiden abenden kann ich nochmal zu dieser oper gehen?

bearbeitet von Marco Lecco-Mio

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Baltic Cup Champion
Marco Lecco-Mio schrieb vor 40 Minuten:

drei wörter: freu dich drauf.

 

Danke :clap:

Das freut mich sehr, dass es dir so ausnehmend gut gefallen hat. Da gebe ich mehr drauf als auf die professionellen Kritiken in den Medien. Drauf gefreut hab ich mich ohnehin (tu ich eigentlich immer, in die Oper zu gehen ist nach wie vor etwas besonderes für mich), aber du steigerst nun meine Erwartungshaltung noch. =)

Ist es insgesamt wirklich besser als Les Troyens?

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Marcel Prawy in Ausbildung

danke für die blumen.

irgendwie hab ich diese frage erwartet. ich weiss nicht, ob man es vergleichen kann. es hat mir insgesamt eine spur mehr gefallen. der plachetka ist sympathisch, aber bei den trojanern war das schon was, das die qualität gemindert hat, in so ein ensemble gehört da ein alvarez oder ein tezier. ausserdem war das ja leistungssport, bei dem der jovanovich ein bisserl gelitten hat. wenn man mal die kleinen schwachpunkte von les troyens nennen darf. 

dagegen ist der heutige nicht ins gewicht gefallen. der teseo ist in einer kammeroper sicher sehr gut, ausserdem war das wohl nicht ihre partie, scheint mir besser in die klassik zu passen als ins barock. 

das orchester (auch wenn ich auch heute einen winzigen furz von einer flöte gehört hab) war halt schon sehr gut heute und der jacobs ist für mich auch der beste, wenn es um die barockoper geht. in die musik kann man sich schön reinkuscheln, ausserdem erfreut die bühne und das licht einfach das auge, es ist positiver. 

wie gesagt, eigentlich würd ich es nicht vergleichen. 

edit: stimmiger ist die bühne. bei den trojanern war das so ein stilmix, bei teseo greift eins ins andere.

bearbeitet von Marco Lecco-Mio

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Baltic Cup Champion

Ja, eine Barockoper kann man da sicher nicht 1:1 vergleichen, das stimmt jedenfalls. Ich bin eigentlich nur auf die Frage gekommen weil du gleich einen so riesigen Zeitraum genannt hast, seitdem du nicht mehr so zufrieden warst. ;)

Und das ist bei einem der so wahnsinnig oft in die Oper geht wie du, schon sehr aussagekräftig.

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Marcel Prawy in Ausbildung

barockoper ist irgendwie so eine wattige wohlfühlmusik für die kalte jahreszeit, das ist in einem kleinen theater auch nochmal was anderes, es ist nicht so gross und schon entspannter. 

wie gesagt: beglückt rausgegangen. 

in der staatsoper nach sehr guten vorstellungen würd ich das eher "beeindruckt" nennen. schon auch angenehm gestimmt, aber anders.

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Marcel Prawy in Ausbildung

ausserdem ist es beim stagionebetrieb ja auch immer wieder neu. in der staatsoper kennt man die produktionen ja meistens, ausserdem hat man gewisse opern schon oft gehört und hört fehler leichter. teseo hab ich ja zum ersten mal im leben gehört, einen maskenball wahrscheinlich schon dreissig mal, ob live oder cd.

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Baltic Cup Champion
Marco Lecco-Mio schrieb vor 13 Minuten:

barockoper ist irgendwie so eine wattige wohlfühlmusik für die kalte jahreszeit, das ist in einem kleinen theater auch nochmal was anderes, es ist nicht so gross und schon entspannter. 

wie gesagt: beglückt rausgegangen.

 

Sehr gut ausgedrückt. Das Flair von Barockopern ist wirklich etwas ganz eigenes. Es ist tiefer, es ist langsammer und trotzdem erhellt es einen innerlich. Es geht emotional nicht so tief in den Bauch, aber es macht glücklich. Oft fehlen so richtige Höhepunkte welche herausstechen, aber die Musik befriedigt einen fließend über den ganzen Zeitraum.
Ich würde übrigens Purcell, Monteverdi und Gluck schon auch zu den großen Meistern der Barockoper hinter Händel zählen.
 

 

Marco Lecco-Mio schrieb vor 4 Minuten:

ausserdem ist es beim stagionebetrieb ja auch immer wieder neu. in der staatsoper kennt man die produktionen ja meistens, ausserdem hat man gewisse opern schon oft gehört und hört fehler leichter. teseo hab ich ja zum ersten mal im leben gehört, einen maskenball wahrscheinlich schon dreissig mal, ob live oder cd.

 

Ja, das stimmt natürlich. Eine Oper zum allerersten mal zu erleben ist natürlich etwas besonderes. Ich habe da ja noch das Glück, dass ich viele Opern noch nicht erlebt habe (zumindest live).

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Baltic Cup Champion

Josef und Maria, Peter Turrini, Kammerspiele des Theater in der Josefstadt


Eine sehr gefühlvolle Umsetzung des meisterhaften Turrini - Textes ist Regisseur Alexander Kubelka da in den Kammerspielen gelungen. Er verortet das Stück im Jahr 1991, später geht nicht mehr wenn man den Text so belassen will wie er ist. Und Gott sei Dank hat er genau das getan.
Maria die gealterte Putzfrau welche einmal eine schöne Variete - Tänzerin in Tirana war trifft am Weihnachtsabend nach Geschäftsschluß im leeren Einkaufszentrum auf den Altkommunisten Josef welcher das Ende des Sozialismus verleugnet und der bei der Wach - und Schließgesellschaft tätig ist. Beide haben sich freiwillig zum Weihnachtsdienst einteilen lassen um ihrer Einsamkeit zumindest scheinbar zu entkommen. Maria wurde von ihrem Sohn ausgeladen um Streit mit der Schwiegertochter zu vermeiden, Josef ist als nichtreligiöser Freidenker ohnehin nicht an Weihnachten interessiert. Zunächst reden sie aneinander vorbei, jeder für sich erzählt seine Geschichte seinen Leidensweg, schließlich aber finden sie sich in ihren Worten, in ihren Gesten, im gemeinsamen Tanz und in der aus der Einsamkeit entstehenden Zuneigung. Eine rührende Liebesgeschichte welche in einem für Turrini eher unüblichem Happy End endet.
Das Stück ist in den Kammerspielen bestens aufgehoben, auch wenn die kleine Bühne es nicht schafft das große Kaufhaus zu vermitteln in dem die beiden von der Gesellschaft ausgeschiedenen Menschen sich immer näher kommen. Kubelka hat hier ein Kammerspiel inszeniert und das ist ihm, dank hervorragender Darsteller, ausgezeichnet gelungen. Auf der Bühne dominiert Kunstschnee, zwei übergroße rote Christbaumkugeln und zwei freundlich dreinschauende Eisbären unterstützen das Spiel. Großartig wie die beiden zur "Internationalen" einen wilden Ritt auf den Eisbären hinlegen. Das Stück ist sicher ein Plädoyer für die Verlierer der Arbeiterklasse im Kapitalismus, die Inszenierung ist aber nie politisch aufdringlich und schon gar keine Verherrlichung irgendwelcher politischen Ideen. Letztendlich gibt auch der Altkommunist, was sein politisches Engagement betrifft, zumindest innerlich auf ("heute lachens mich ja nicht mal mehr aus") und die von der Schwiegertochter aus der Familie ausgeschlossene Putzfrau ("mein Sohn hat gesagt, ich soll am Heiligen Abend nicht kommen, sonst gäb es eh nur wieder Unfrieden") kapituliert auch in ihrem Kampf um die Zuneigung ihres Sohnes. Sie verschenkt ihr Weihnachtsgeschenk für den Sohn an den Herrn Josef und verwendet das für die böse Schwiegertochter besorgte Geschenk für sich selbst.  
Ulli Maier als Maria und Johannes Silberschneider als Josef sind brillant in ihrem Spiel. Sensibel, mit leisem Humor und anrührend spielen die beiden ihre Rollen wahrlich bezaubernd. Auch wenn sie zunächst eigentlich zu jung für ihre Rollen scheinen, so wischt man diesen Gedanken schnell weg, ob ihrer darstellerischen Leistung.

Ein schöner Abend in den Kammerspielen.

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Who let the Drog out?!

Hab mir gestern zum ersten Mal ein Tanztheater reingezogen. MacBeth im Linzer Musiktheater - und ich muss sagen, dass bis auf die kurze Episode der Ermordung der MacDuffs eigentlich gar nicht so übel und mit ein bisserl Abstand vllt sogar ganz gut war. Teilweise fragst dich bei einzelnen Sequenzen schon "wtf?!". Kann mir aber durchaus vorstellen, dass ich mir sowas nochmals gebe, auch wenn es dem "klassischen Theater" wohl nie den Rang ablaufen wird.

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Marcel Prawy in Ausbildung

19.11.18 - staatsoper - RUSALKA

antonín dvoráks märchen von der kleinen meerjungfrau, die in einen prinzen verliebt ist und deshalb ein mensch werden will, dafür aber ihre stimme verliert, sich nicht an die abmachung hält und dann auch noch ihren prinzen verliert, läuft derzeit an der wiener staatsoper und die heutige aufführung, die zweite dieser serie, war eine besonders gute. 

relativ umsichtig geleitet wurde das orchester der wiener staatsoper von elvind gullberg jensen, einem junger norweger, den ich bereits ein paar mal erlebt und dabei, so auch heute, häufig eine spur zu laut wahrgenommen habe. er leitete vor einem jahr oder zwei, wer weiss das schon so genau, die bohème, seitdem hat er sich besser an das haus gewöhnt und so war es heute die meiste zeit ausgezeichnet, nur, wie gesagt, manchmal etwas zu laut. die hörner hatten nicht ihren besten ersten akt, aber die unsicherheit legte sich, je wärmer die instrumente wurden. 

der amerikaner brandon jovanovich, der hier in dieser saison bereits bei den trojanern der aeneas war, hatte diesmal etwas weniger zu tun und machte seine sache ganz großartig, sein tenor hat eine schöne wärme, wenn er im piano singen darf, nur bei den fortissimi, ob in der partitur verzeichnet oder nicht, musste er mächtig forcieren, was zum glück nicht oft vorkam.

und das war es auch schon mit den minuspunkten.

nadia krasteva sang die fremde fürstin so böse, wie die rolle auch ist, missgünstig steht sie der stummen frau gegenüber, in die der prinz so verliebt ist. der heger war gabriel bermudez. der spanier wird mit der zeit immer sicherer und fühlt sich sichtlich wohl auf der bühne, gerade sein spiel ist sehr lebhaft. ein wunderbarer komödiant, dessen heller bariton immer geschmeidiger wird. ihn mochte ich lange nicht hören, aber er hat in den letzten monaten enorm zugelegt.

die drei elfen waren eine angenehm rund und warm klingende margaret plummer, eine treffsichere szilvia vörös und eine wohltemperierte maria nazarova. die kleine russin zu loben - eulen nach athen - jedoch muss man es immer wieder tun. ihr sopran wird mehr und mehr ein runder, heller mezzo, was ihr gut bekommt und ihr repertoire erweitert - ob kleiner junge oder verrucht sexy, sie hat alles drauf, klingt durchschlagkräftig und geschmeidig, die beste leistung der kleineren partien! 

ebenso in einer nebenrolle zu sehen und zu hören war stephanie houtzeel als küchenjunge. sie sang fehlerfrei und spielte ausgezeichnet. den jäger, eine klitzekleine rolle, spielte natürlich wolfram igor derntl, der gebürtige oberösterreicher ist wahrscheinlich unter der adresse der staatsoper im wählerregister verzeichnet, einen meldezettel hat er ziemlich sicher, vielleicht doch nur der nebenwohnsitz? kaum zu glauben.

die grosse rolle der jezibaba sang ensemblemitglied monika bohinec. die slowenin ist der mezzo für alle fälle, düster und durchdringend warnt sie ihre nichte rusalka davor, was sie sich wünscht und noch finsterer wird es, wenn sie im dritten akt die strafe auspackt. eine sehr gute leistung, die mit grossem jubel bedacht wurde.

die nixe rusalka, die mensch sein will und deren heimweh nach dem wasser am ende stärker ist, war camilla nylund und sie war großartig. gerade die piani klangen wunderschön weich und geschmeidig, sie forcierte nie, war immer über dem orchester und traf alle töne einwandfrei. grosser jubel war ihr sicher und absolut gerechtfertigt.

bester mann am platz war aber wieder einmal das koreanische ensemblemitglied, publikumsliebling jongmin park. sein bass ist rund und durchdringend, glänzt in den höhen genauso wie bei den leiseren stellen. er ist ein absoluter luxus im ensemble. der mann wurde vor zwei tagen erst 32, das muss man sich einmal vorstellen. mit spannung darf man auf das warten, das da auf ihn und uns zukommt. jubel und einen blumenstrauß, wahrscheinlich zum geburtstag, gab es für ihn. 

die rusalka ist in der staatsoper meistens ein sicherer tipp, vom mainstreampublikum völlig unterschätzt zeigt man hier eine dem auge wohlgefällige inszenierung mit einem witzigen ballett, das manchen konservativen stammgast auch 2018 noch fassungslos den kopf schütteln lässt. so auch diesmal: erstklassig besetzt kann diese oper mit ihrer unglaublich schönen musik ihre wahre pracht erst so richtig entfalten. deshalb am donnerstag wieder, sehr gerne sogar.

bearbeitet von Marco Lecco-Mio

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Baltic Cup Champion

Rusalka ist auch eine meiner Lieblingsopern und die Inszenierung in der Staatsoper ist wirklich schön (btw. - auch jene in der Volksoper ist durchaus stimmig), ich war da auch schon 2x dabei.
Die Nylund als Rusalka ist schon eine tolle Besetzung. Aber das ganze Ensemble, so wie du es geschildert hast, ist ja eine unglaubliche Besetzung für diese Oper. Alleine diese 3 Namen für die Elfen - Wahnsinn. Da sieht man schon, dass wir ein großes Haus in Wien haben. Es wird nicht viele Häuser geben welche kleine Partien so hochkarätig besetzen können.

Und diese wunderbare Musik von Dvorak, da kann man richtig darin versinken.

 

 

Kennst du dieses Video schon? ->

 

eröffnet mal etwas andere Blickwinkel ;)

 

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Marcel Prawy in Ausbildung

die videos kannte ich noch nicht, danke.

ja, die musik trägt diese oper und sie ist wirklich schön. die besetzung ist wirklich ein glücksfall, besonders jovanovich als prinz, denn so gut das ensemble in wien ist, und das ist es, ein richtig guter tenor ist nicht dabei. herbert lippert ist verlässlich und ein flexibler einspringer, der hingeht und in ein paar tagen eine tschechische oder russische oder was auch immer für eine oper lernt, was ihm unbedingt zu danken ist, aber auf dem niveau, auf dem z.b. ein jongmin park ist oder auch viele der ausserordentlichen mezzosopranistinnen ist er natürlich nicht, was ihm nicht vorzuwerfen ist, was man aber trotzdem (auf hohem niveau) bedauern darf.

bearbeitet von Marco Lecco-Mio

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