Theater/Oper/Konzerte/Musicals


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Marcel Prawy in Ausbildung

21.04.19 - staatsoper - PARSIFAL

wie am gründonnerstag, so wird der parsifal von richard wagner auch am ostersonntag in der staatsoper gespielt. wie schon vor wenigen tagen wurde das orchester sehr schön geleitet von valery gergiev, für dessen leistung es erneut grossen jubel gab. ebenso tat sich rené pape wieder als bester sänger des abends hervor, diesmal merkte man ihm schon leichte schwierigkeiten gegen ende an, wenn man sehr genau hinhörte. dass dies nur mit äusserster konzentration auffiel, zeigt, wie sehr er mit solchen situationen umzugehen und sie zu lösen weiß. zurecht der grösste applaus des sängerensembles.

auch die kundry des abends, elena zhidkova, konnte ihre sehr gute leistung vom donnerstag bestätigen, gar verbessert zeigte sich simon o'neill, der den parsifal sang und die partie heute mit wesentlich weniger schwierigkeiten und zudem wortdeutlicher gestaltete. ebenso kamen die off-stimmen von ryan speedo green und bongiwe nakani besser im auditorium an als zuletzt. 

kaum unterschiede waren bei den nebenrollen zu hören, kurzfristig musste fiona jopson für olga bezsmertna als zweites blumenmädchen der ersten gruppe einspringen. leider kann ich nichts über ihre leistung sagen, da zu dieser zeit gerade ein betrunkener deutscher meinte, laut sein zu müssen. er sah den dritten teil nicht mehr und ich selbst muss mir langsam eingestehen, dass ich in der oper schon mehr wilde sachen erlebe als in vielen jahren des konsequenten groundhoppings. true story.

kaum verbessert zum donnerstag zeigte sich einspringer thomas johannes mayer. hier muss aber dringend angemerkt werden, dass der nicht nur kürzlich den orest hier gesungen hat, sondern auch in der nun beginnenden fidelio-serie singt. seine zurückhaltung ist somit sehr verständlich.

all die anderen sänger und sängerinnen des ensembles lieferten in etwa die gleiche leistung ab wie vor ein paar tagen. der parsifal wird in der kommenden woche noch einmal gespielt. ich selbst werde morgen die salome sehen und hören.

bearbeitet von Marco Lecco-Mio

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Marcel Prawy in Ausbildung

22.04.19 - staatsoper - SALOME

richard strauss' oper nach dem drama von oscar wilde, die 1905 uraufgeführt wurde, ist ein frühwerk der moderne. heute gab es in der staatsoper die 236. aufführung der inszenierung von boleslaw barlog und jürgen rose und es war am ende eine gute. 

michael boder stand am pult der wiener philharmoniker, er ist ein experte des deutschen fachs und ließ heute oft eine klitzekleine kleinigkeit zu laut spielen, was besonders zu beginn auffiel und vor allem wolfgang bankl und ayk martirossian als ersten und zweiten soldaten betraf, die in ihren kurzen szenen kaum zu hören waren. besser zu vernehmen war da schon jörg schneider, der den narraboth sang und für diese partie fast eine luxusbesetzung ist. der oberösterreicher sang fehlerfrei und sehr schön und wurde nach der aufführung heftig bejubelt. 

ihm zur seite stand ulrike helzel, ihr gelang eine solide partie des pagen, in der sie zwar nicht groß glänzen konnte, was sie aber in dieser eher kleinen, doch nicht unwichtigen und vor allem zu beginn geforderten rolle gar nicht notwendig hatte. sehr gut gefiel mir thomas ebenstein in der ebenfalls nicht sonderlich großen partie des ersten juden, die er aber ausgezeichnet interpretierte und in der er mit seinem guten spiel punkten konnte. er spielte vor allem in seinen stummen szenen im hintergrund gut mit. die weiteren juden waren leonardo navarro, carlos osuna, benedikt kobel und sorin coliban, allesamt gefielen, bis auf den letztgenannten fielen sie aber jedoch nicht gross auf. coliban, der im italienischen fach zu unflexibel singt, glänzt dafür im deutschen fach, so auch hier und heute.

jane henschel, die heute die herodias gab, sang eine sehr gute vorstellung, schrill und durchdringend gestaltete sie die partie von salomes mutter, in der sie eine xanthippe vom feinsten abgab und großen applaus erntete. noch größer aber war der jubel für ihren königlichen gatten herodes, der von kammersänger herwig pecoraro gegeben wurde. dem vorarlberger werden in manchen italienischen partien langsam die grenzen aufgezeigt, hier aber ist er zuhause. die partie des herodes gehört zu seinen paraderollen und so sang er auch heute einen glanzvollen abend und bekam nach dem dirigenten den größten applaus ab. 

leider eine enttäuschung war markus marquardt als jochanaan. hier muss man dazusagen, dass es sich um eine extrem schwierige partie handelt, die er zu großen teilen aus dem verlies unter der bühne singen muss. trotzdem - er klang verkühlt, war in den höhen unsicher und in den tiefen fehlte ihm die durchschlagskraft. bei ihm ist jedenfalls das größte potential für verbesserung in den nächsten aufführungen der serie. 

die hauptrolle der salome sang gun-brit barkmin ausgezeichnet, war eine düstere und, wenn notwendig, schrille prinzessin, die keinerlei schwierigkeiten mit den anforderungen der partie hatte, jedoch den schleiertanz eher langweilig denn erotisch darbrachte. es stellt sich die frage, warum man die eine oder andere salome nicht für den tanz aus dem tänzerensemble doubeln darf, die regie würde dies jedenfalls durchaus ermöglichen, ganz leicht sogar. 

die salome ist keine oper für anfänger, was man auch heute wieder gemerkt hat. viele touristen sind in die 105-minuten-falle getappt, ein italienischer vater von drei bemerkenswert leisen und aufmerksamen buben meinte, sie hätten sich am vortag von der länge der oper (parsifal, fünf stunden) abschrecken lassen, obwohl, wie ich anmerken musste, der erste teil gestern auch nicht länger gedauert und ihm wahrscheinlich besser gefallen hätte. seinen kindern dürfte es jedenfalls gefallen haben, kein wunder, wird in der salome ja auch ein kopf abgeschlagen. soll noch einer sagen, oper wär langweilig. gespielt wird das, meiner bescheidenen meinung nach beste opernstück von richard strauss nur noch zwei mal und zwar am donnerstag um 20 uhr und am sonntag schon um 16 uhr.

bearbeitet von Marco Lecco-Mio

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Orlando, Georg Friedrich Händel

Eine sehenswerte Inszenierung gibt es aktuell im Theater an der Wien zu sehen (nur noch einmal).
Orlando zählt nicht unbedingt zu den bekannten Meisterwerken von Händel, das Orchester "Il Giardiono Armonico" unter der Führung von Giovanni Antonini versteht es aber dieses Werk meisterhaft darzubieten. Sehr gefühlvoll in den lyrischen Phasen und sehr emotional in den schwungvollen Teilen. Sanfte Klänge, grollende Bässe und auch schöne Flötentöne aus dem Mund des Dirigenten waren da zu hören, stets mit der passenden Lautstärke dargeboten.
Moderne Inszenierungen sind oft ein Ärgernis. Claus Guth verstand es aber das nicht so aufregende Thema ins Heute zu holen (angeblich nach Mexiko, das Szenario könnte sich aber überall auf der Welt abgespielt haben) und die Oper trotzdem nicht peinlich zu verfälschen. Es geht ja nicht um historische Schlachten, um historische Ereignisse, oder ähnliches. Es geht um ein Liebesviereck in welchem der Hauptdarsteller zu kurz kommt und deswegen seinen Verstand verliert, ein sehr zeitloses Thema. Ein traumatisierter Kriegsheld, welcher von der Gesellschaft links liegen gelassen wird und mit dem die Freundin nix mehr anfangen kann, passt da ganz gut. Der neue Liebhaber dieser Freundin ist ein junger Mann der sich auf die Frauen versteht und gerne an seinem Auto rumschraubt. Die "Würstelverkäuferin" Dorinda wiederum ist in diesen jungen Mann unsterblich und unglücklich verliebt. Nicht ganz hinein passt da der "Zauberer" Zoroastro, welcher in der Originalhandlung Orlando von seinem Liebeskummer heilt und ihn wieder zum Helden werden lässt. Claus Guth hat diesen Charakter geteilt. Einerseits in einen Typen im Anzug der Orlando zur Rückkehr zum soldatischen Heldentum zu überreden versucht, andererseits in einen stets betrunkenen "Sandler" der sich dem Liebeskummer der anderen Charaktäre widmet.
Das Bühnenbild ist recht ansehlich, wandelbar und auch dem Libretto angemessen (ein Wohnhaus mit Balkon, Garage, bepflanzter Feuertreppe, Busstation dahinter und fahrbarer Würstelbude davor, ein bissl Palmen und ein animiertes Plakat mit Meer und Bierwerbung). Die Kostüme sind im Heute verortet.
Eine stimmige und spannende Inszenierung die durchaus aufgeht.
Das Ensemble liefert darstellerisch durchgehend eine hervorragende Leistung, was in dieser Inszenierung auch unbedingt erforderlich ist. Die ganz großen Stimmen bekommt man nicht zu hören. Der Wohlklang der Stimmen ist aber stets eine Freude fürs Ohr und im kleinen Theater an der Wien auch durchaus ausreichend. Florian Bösch als Zoroastro überzeugt durch sein beherztes Spiel ebenso wie Anna Prohaska als Angelica. Countertenor Raffaele Pe bietet eine süßliche Variante seiner Stimmlage an und glänzt damit in den lyrischen Passagen. Hervorragend die schöne Italienerin Giulia Semenzato als Dorinda. Frech spielt sie ihre Rolle und wunderschön singt sie ihre Partie, auch sie glänzt bei den lyrischen Arien und kann sich mehrmals Szenenapplaus abholen. Christophe Dumaux als Orlando begann etwas zurückhaltend, steigerte sich aber stetig und explodierte dann in der Mitte des Stückes. Der Countertenor bot dann ein Klangfeuerwerk mit unglaublicher Ausdauer, spielte exzessiv, gab auch den Stuntman auf der Bühne und wurde zurecht frenetisch bejubelt.
Knapp 10 Minuten dauerte der Applaus und die Bravos an, viele der Zuschauer spendeten die Ovationen stehend. Dumaux, Semenzato und Antonini mit seinem Orchester wurden am heftigsten gefeiert.

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Marcel Prawy in Ausbildung

01.05.19 - staatsoper - RIGOLETTO

verdis erfolgsoper lockte am tag der arbeit wieder verlässlich die massen in die wiener staatsoper und man durfte gespannt sein, was da kommen würde, denn es gab unter den drei wichtigsten partien des abends nicht weniger als zwei rollendebüts. am pult stand heute giampaolo bisanti, der einen sehr flotten rigoletto dirigierte, dem auch der oft gemachte fehler, zu laut spielen zu lassen, nicht unterlief. 

zum ersten mal in wien in der partie des rigoletto war christopher maltman zu hören. der brite überraschte positiv, sang einen ungemein kraftvollen abend, hatte in keiner sekunde probleme mit der schwierigen und umfangreichen partie und war definitiv der höhepunkt des abends. ihm zur seite stand ensemblemitglied andrea carroll, die in der rolle der gilda debütierte und einen glänzenden abend hatte. nach den belcantopartien der donizetti-buffas, in denen man sie hier schon oft gehört hat, der nächste logische karriereschritt. 

ein sparafucile der sonderklasse war erwartungsgemäß jongmin park. das südkoreanische ensemblemitglied ist für diese partie eine luxusbesetzung und schien fast ein wenig unterfordert, seine schwester war heute nadia krasteva, der keine hörbaren fehler unterliefen und die vor allem in den tiefen lagen glänzen konnte. 

raum für verbesserungen gibt es beim heutigen duca di mantova, joseph calleja. der malteser hatte merkliche schwierigkeiten in den höhen und präsentierte sich ansonsten eher als holzfäller, denn als verführer. sein gesang war durchwegs zu laut, womit er offenbar seine schwächen zu überdecken versuchte. in den hohen pianostellen aber konnte er nichts kaschieren, da waren die probleme deutlich zu hören. warum er auf teufel komm raus jeden schlusston in die länge ziehen musste, blieb sein geheimnis. zumindest mit den schwierigkeiten, die er an den tag legte, hätte er das besser unterlassen.

margaret plummer sang eine routinierte giovanna, alexandru moisiuc einen holprigen monterone, igor onishchenko war als marullo durchwegs zu leise, ebenso ileana tonca in der klitzekleinen partie des pagen. marcus pelz als ceprano, lydia rathkolb als seine frau, leonardo navarro als borsa und konrad huber als huissier sangen in ihren ebenfalls kleinen partien jeweils eine solide vorstellung. 

der rigoletto ist in dieser besetzung durchaus empfehlenswert, besonders maltman in der titelrolle lohnt einen besuch, sieht man über den grobschlächtigen fürsten calleja hinweg, aber auch ihn sollte man nicht zu schnell aburteilen, schliesslich gibt es noch vier weitere vorstellungen in den nächsten wochen.

bearbeitet von Marco Lecco-Mio

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Woyzeck, Georg Büchner

Premiere im Wuk (weitere Termine: Freitag 11:00 Uhr und 19:00 Uhr, Samstag 19:00 Uhr)
https://www.wuk.at/programm/2019/woyzeck/

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Unter äußerst schwierigen Umständen fand gestern Abend die sehr erfolgreiche Premiere des Stücks Woyzeck im WUK statt.
Stephan Engelhardt inszenierte mit seinen SchülerInnen (15 - 17 Jahre alt) vom BORG/BRG Lessinggasse (Theaterzweig des BORG für Musik und Kunst Heglgasse) das Drama von Büchner. Die hauseigene Bühne stand für die Aufführungstermine nicht zur Verfügung, die Bühne im WUK kann man getrost als winzig bezeichnen. Zudem konnte man im WUK nur 3 Tage proben, es stand kaum ein Budget zur Verfügung und personelle Ausfälle verschärften zudem die Probleme.
Mit Herzblut und Leidenschaft erarbeitete das Team rund um Stephan Engelhardt eine beeindruckende Inszenierung. Es gelang allen mitwirkenden DastellerInnen einen tragenden Part im Stück zukommen zu lassen. Und die jungen SchauspielerInnen dankten es mit einer großartigen Darbietung. Die verschiedenen Rollen wurden, durch Kostümwechsel stets gut erkennbar, von mehreren Darstellerinnen abwechselnd verkörpert und alle agierten auch in unterschiedlichen Rollen, bzw. mit unterschiedlichen Aufgaben.
Wirklich alle konnten mit äußerst hohem schauspielerischem Niveau überzeugen. Da ich die meisten namentlich nicht den Rollen zuordnen kann muss eine Einzelkritik leider entfallen. Nicht zu übersehen ist die Entwicklung welche diese Gruppe im letzten Jahr genommen hat. Schon bei "Was ihr wollt" im letzten Herbst war man vom hohen Niveau überrascht. Nun wirkte alles noch professioneller, sicherer und vor allem auch berührender. Was angesichts der angesprochenen Umstände und des gebotenen schwierigen Stoffs schon imponierend ist.
Besonders beachtlich war jedenfalls die Darbietung des "ersten und letzten" Darstellers des Hauptcharakters Franz Woyzeck, Manuel Berger. Seine Wandelbarkeit und sein Ausdruck sind imposant, die Klarheit in der Sprache, die Sicherheit im Vortrag wirken sehr professionell.
Nicht ganz objektiv kann ich bei seiner Spielpartnerin in der Rolle als "erste und letzte" Marie Zickwolf, Jasmin Bettstein (btw. - auch die Dame am Plakat), sein. Aber auch sie hat mich besonders beeindruckt, und ganz sicher nicht nur weil sie meine Nichte ist. Ihre Spielfreude ist unübersehbar. Ob als Mutter des unehelichen Kindes, als untreues Luder, als reumütige Christin, oder als sterbendes Opfer, sie ist stets in der Rolle, vermittelt Emotionen, berührt. Zudem wurde ihr, dank ihrer kreativen Einfälle, die Chorleitung übertragen.
Das Herausheben dieser beiden soll aber keineswegs die Leistung der anderen schmälern. Ebensolche lobenden Worte wären für sie alle angebracht (wie erwähnt: ich kann sie namentlich nicht zuordnen).
Wunderbar auch die musikalische Begleitung am Klavier und ebenso der einstudierte Chor. Stets wurden da die richtigen Stimmungen erzeugt und die Emotionen verstärkt.
Eine glanzvolle Premiere und großer Applaus des Publikums nach der Vorstellung!


Darsteller_innen: 6T:
Helin Acikelli, Ilayda Amet, Soé Aplitscher, Valentin Beran, Manuel Berger, Ivana Betti, Jasmin Bettstein, Laura Bodem, Verena Bruckner, Selina Budin, Valeriya Bugaichuk, Priska Pecka.
Klavier: Katharina Strobl
Chorleitung:Jasmin Bettstein
Leitung: Stephan Engelhardt

 

bearbeitet von halbe südfront

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Hiob, Joseph Roth

Die Geschichte um den jüdisch-orthodoxen Toralehrer Mendel Singer und seine Familie wurde von Christian Stückl im Burgtheater inszeniert. Er verwendet dazu ein sehr einfaches Bühnenbild (Stefan Hageneier). Ein Wellental aus Holz (eine feine Grundidee), ein paar Koffer und den Schriftzug "America" in großen Leuchtlettern im Hintergrund. Etwas einfallslos wirkt das und es ist auch schade, denn abgesehen davon gibt es großes Theater zu erleben. Ein paar Kulissen im jüdischen Schtetl Zuchnow für den ersten Teil und eine Freiheitsstatue und eine alte Skyline von New York für den zweiten Teil, im Hintergrund, hätten die Inszenierung belebt. Die Aussage, dass "Amerika nur ein größeres Zuchnow ist" hätte das Publikum auch so verstanden.
Sowohl die Kostüme (auch hierfür war Stefan Hageneier verantwortlich), wie auch Licht (Norbert Joachim) und Musik (Tom Wörndl) hoben die Inszenierung auf ein sehr hohes Niveau. Der Text von Josef Roth (Bühnenfassung Koen Tachelet) und die großartige Besetzung macht einen großen Theaterabend daraus, auch wenn der erste Akt etwas langatmig kommt, der Schwung im zweiten Akt braucht diesen Aufbau und entschädigt vollends für die Geduld.
Schon die Nebenrollen sind mit Hans Dieter Knebel, Peter Matic und Stefan Wieland sensationell besetzt. Oleg Tikhomirov spielt zunächst den widerspenstigen Sohn Jonas und sorgt dann als Amerikaner Mac mit seinem American-English für zahlreiche Schmunzler - eine starke Leistung. Eine ebensolche zeigte Christoph Radakovits als Sohn Schemarjah.
Den an Epilepsie leidenden Sohn Menuchim verkörperte Tino Hillebrand. Ganz ohne Effekthascherei stellte er im ersten Akt, in welchem er immer nur das Wort "Mama" zu sprechen hat, eindrucksvoll seine Behinderung dar, mit sehr viel Gefühl präsentierte er die Figur im Finale beim großen Wiedersehen mit seinem Vater als gesunder Mann und erfolgreicher Dirigent. Dafür erhielt er lautstarke Ovationen des Publikums. Mindestens ebenso lautstark wurde Stefanie Dvorak bejubelt, sie gab die Tochter Mirjam. Eine im Grunde unsympathische Figur. Selbstverliebt, egoistisch, vergnügungssüchtig und männerverschlingend, am Ende landet sie aber gebrochen, bemitleidenswert und seelisch am Ende im Irrenhaus. Eine sehr schwere Rolle, welche Stefanie Dvorak mit großer Spielfreude überzeugend darstellt. Regina Fritsch als Ehefrau Deborah Singer zeigt, dass sie eine großartige Schauspielerin ist. Ausdrucksstark und mit großer Bühnenpräsenz präsentiert sie die mit dem behinderten Sohn mitfühlende, die alle ihre Kinder liebende und beschützen wollende Mutter und auch die vom Leben enttäuschte und lebenshungrige Frau und ihr gelingt das ganz ohne große Gesten. Natürlich wurde auch ihre Leistung bejubelt.
Auf den Leib geschnitten scheint Peter Simonischek die Rolle des Mendel Singer zu sein. Die gesamten 2 1/2 Stunden steht er auf der Bühne, betet, belehrt, streitet, flucht, liebt, diskutiert, verdammt seinen Gott. Das alles unglaublich textsicher und ausdrucksstark. Ein großer Schauspieler in einer absoluten Traumrolle.

Äußerst sehenswert!

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Marcel Prawy in Ausbildung

stefanie dvorak ist eine meiner liebsten burgschauspielerinnen derzeit.

das bühnenbild klingt leider nach derzeitigem burgtheater im schlechtesten sinn. was auch immer an die wände zu schreiben, ist schon ziemlich ausgelutscht, gefühlt ist das in jeder dritten produktion. 

noch weniger versteh ich, warum in jeder produktion, die mit juden zu tun hat, der bezug zur emigration nach amerika kommen muss. das ist in nabucco in der staatsoper auch so. immer wird die jüdische geschichte, die extrem viel zu bieten hätte, auf das beginnende zwanzigste jahrhundert reduziert.

schade. 

hiob würd aber grundsätzlich auf meiner liste stehen, zum glück klingen die schauspielerischen leistungen nach burgtheater im besten sinne.

bearbeitet von Marco Lecco-Mio

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Baltic Cup Champion
Marco Lecco-Mio schrieb vor 5 Stunden:

stefanie dvorak ist eine meiner liebsten burgschauspielerinnen derzeit.

das bühnenbild klingt leider nach derzeitigem burgtheater im schlechtesten sinn. was auch immer an die wände zu schreiben, ist schon ziemlich ausgelutscht, gefühlt ist das in jeder dritten produktion. 

noch weniger versteh ich, warum in jeder produktion, die mit juden zu tun hat, der bezug zur emigration nach amerika kommen muss. das ist in nabucco in der staatsoper auch so. immer wird die jüdische geschichte, die extrem viel zu bieten hätte, auf das beginnende zwanzigste jahrhundert reduziert.

schade. 

hiob würd aber grundsätzlich auf meiner liste stehen, zum glück klingen die schauspielerischen leistungen nach burgtheater im besten sinne.

 

Naja, die Singers sind halt nunmal, in Roths Roman, vor dem ersten Weltkrieg nach New York ausgewandert. Und sie haben es, trotz der anfänglichen Erfolge, letztendlich bereut und teuer mit Gesundheit und dem Leben bezahlt, was Mendel Singer seinen Glauben verlieren ließ (selbst das "Happy End" wirkt wie eine Strafe Gottes). Wenn man Hiob also aufführt, dann kommt das Thema zwangsläufig. Ich will da schon Roth auf der Bühne sehen, keine Verlagerung der Geschichte in welche Zeit auch immer.
Warum man deswegen immer Koffer auf die Bühne stellen muss, das erschließt sich mir auch nicht. Da machen es sich die Regisseure mittlerweile schon zu einfach. New York einfach mit den großen Leuchtlettern "America" darzustellen ist auch sehr einfallslos. Das Wellental aus Holz war wiederum eine sehr gute Idee, leider war diese halt nicht ganz zu Ende gedacht.

Die darstellerische Leistung ist wirklich Burgtheater auf höchstem Niveau. Man darf gespannt sein, ob Kusej hier das Niveau halten kann. Im Bereich der Regie erhoffe ich mir durch Kusej jedenfalls einen Schritt nach vorne. Seine eigene Arbeit in diesem Bereich gefällt mir ja sehr gut.

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Marcel Prawy in Ausbildung

08.05.19 - staatsoper - MACBETH

neben der bekannten oper "rigoletto" wird derzeit eine zweite verdi-oper, nämlich "macbeth" nach william shakespeare, in wien gespielt. das stück über den unrechtmäßigen schottenkönig ist sehr gut besetzt und lohnt einen besuch. 

die haare in der suppe, so sie zu finden sind, sind heute beim dirigenten zu suchen. nicht immer stimmte das tempo im graben mit jenem auf der bühne überein und schob ich das zu beginn noch auf die heutige lady macbeth tatiana serjan, wurde mit fortdauer des abends immer klarer, dass james conlon wohl dafür verantwortlich sein dürfte. trotz dieser holprigkeiten war sein dirigat jedoch ein kurzweiliges. 

die schon erwähnte tatiana serjan hatte da schon einen gelungeneren abend, von undeutlichem italienisch einmal abgesehen, zeigte sie kaum unsicherheiten und wenn sich welche abzeichneten, deckte sie diese mit einer gehörigen portion lautstärke zu, was einer lady macbeth jedenfalls zu verzeihen ist. musste sie im ersten akt noch das eine oder andere mal die richtige note suchen, war sie ab akt nummer zwei voll da und sang gerade nach der pause schön und fehlerfrei. 

immer mehr im dramatischen fach kommt ensemblemitglied jinxu xiahou an, sein heutiger macduff war von kraftvoller intonation und fehlerlosigkeit geprägt, lukhanyo moyake findet sich in der partie des malcolm recht gut zurecht, die höhe liegt seinem tenor. fehlerlos sangen in ihren kleinen rollen ayk martirossian als spion, fiona jopson als kammerfrau und marcel sumetzberger als fleance. als die stimmen der erscheinungen wurden gustav harms, michael wilder und secil ilker ins auditorium übertragen. 

der grösste name auf dem besetzungszettel war heute ferruccio furlanetto als banquo. der italienische bassist hatte hier schon grössere abende, jedoch war auch heute wieder auf ihn verlass. ohne an seine grenzen gehen zu müssen, sang er geschmeidig und ließ seinen dunklen bass schön zur geltung kommen. wie zu erwarten, war sein auftritt einer der höhepunkte der aufführung.

in der titelpartie war heute geroge petean zu erleben. der rumäne hatte heuer schon einen sehr undankbaren auftritt in "lucia di lammermoor", wo er leider nicht anders konnte, als an den dummheiten der regie zu scheitern, konnte sich danach aber in "pagliacci" auszeichnen und war heute in der lage, die zuletzt gute leistung zu bestätigen. hatte man im dritten akt bedenken, dass es seine stimme über die ziellinie schaffen würde (der wettbewerb mit der sehr lauten frau serjan schien da schon tribut zu fordern), so konnte petean diese im vierten akt zerstreuen, in dem er noch eine fehlerlose und berührende arie singen konnte und insgesamt eine glänzende partie abgab. 

"macbeth" wird in dieser zusammensetzung noch zwei mal gespielt. es ist auch diese serie zu empfehlen. die besetzung ist eine der besseren im repertoirebetrieb und nicht nur ist die oper voller eingängiger melodien, auch die inszenierung von christian räth ist stimmig, durchdacht und sehr ansehnlich.

bearbeitet von Marco Lecco-Mio

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Baltic Cup Champion

Acht Frauen, Robert Thomas

Die Kriminalkomödie in den Kammerspielen der Josefstadt ist ein absoluter Publikumserfolg. Flott und unterhaltsam inszeniert wurde das beliebte Stück von Direktor Herbert Föttinger höchstpersönlich. Die Geschichte um den "gemeinen Mord" am Hausherren sorgt immer wieder für ein volles Haus in den Kammerspielen. Acht Damen nehmen an dem Geschehen teil und acht Damen sind des Mordes verdächtig. Rasant wird die Geschichte erzählt, die Darstellerinnen genießen das Spiel und haben sichtlich Spaß an dem Stück. Wenig verwunderlich, die Hauptrolle gibt es nicht, es sind acht nahezu gleichberechtigte Rollen, alle haben ihre wichtigen Szenen, jede hat ihr Lied mit dem sie ihren Rollencharakter unterstreichen darf, alle acht müssen untereinander interagieren. Es ist leichte Unterhaltung, aber es ist auch ein Genuß den Damen bei der Arbeit zuzusehen.
Die junge Anna Laimanee hat gleich am Anfang ihren großen Auftritt, bringt als erste Schwung in den Abend, spielt den bockigen Teenager hervorragend und brilliert bei ihrem großen Finale. Publikumsliebling Marianne Nentwich erfrischend wie eh und je, Susa Meyer ebenso souverän und großartig wie Swintha Gersthofer, Isabella Gregor und Silvia Meisterle. Pauline Knof mit ungeheurer Bühnenpräsenz und Ausstrahlung, brillant auch bei ihrem gesanglichen Auftritt. Alles noch überragend Sandra Cervik, mit der dankbaren Rolle als frustriertes Mauerblümchen und moralischer Quälgeist. Acht Frauen, acht tolle Schauspielerinnen, acht tolle Leistungen.
Ein unterhaltsamer Theaterabend für die ganze Familie.

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Marcel Prawy in Ausbildung

09.05.19 - staatsoper - RIGOLETTO

heute gab es zwei antworten auf die frage, warum man eigentlich, wenn man schon die erste aufführung der serie gesehen hat, man sich auch noch die dritte anschaut - weil einerseits die jeweils dritte die beste ist (sein soll) und weil sich immer was im ensemble ändern kann. joseph calleja, der die ersten beiden vorstellungen gesungen hat, musste absagen und so kam ein junger mann namens attilio glaser zu seinem debüt an der wiener staatsoper und das gleich als duca di mantova. und es war ein sehr gutes debüt. zwar brauchte er, wie die meisten, die erste szene, um sich einzusingen, aber dann war er voll da und konnte die (wohl krankheitsbedingte) schwache vorstellung von calleja vergessen machen. glaser hat einen trockenen, hohen tenor, der auch nie schwierigkeiten mit dem umfang der partie oder der grösse des hauses hatte. und so konnte der deutsche einen grossen ersten applaus in wien genießen.

der debütant war aber nur einer von mehreren guten sänger_innen heute abend. wie gehabt lieferten sowohl andrea carroll als gilda, als auch christopher maltman als rigoletto ausgezeichnete leistungen, wobei sich maltman im vergleich zur ersten aufführung noch gesteigert hat, carroll dagegen beim "caro nome" eine klitzekleinigkeit weniger geschmeidig klang als letzte woche.

jongmin park als sparafucile war natürlich sehr gut, ebenso nadia krasteva als maddalena. margaret plummer sang eine solide giovanna, alexandru moisiuc war als monterone in guter verfassung und konnte sich dem insgesamt hohen niveau annähern. igor onishchenko hat eine schöne stimme, die in der ersten szene, bei der die musik vom bühnenorchester aus dem off und also gedämpft ins auditorium klingt, gut zur geltung kommt, bei aufspielendem orchester aus dem graben zeigt sich jedoch immer wieder, dass die schöne stimme leider eine kleine ist. seine stärken dürften wohl eher in der klassik liegen denn im dramatischen. ein bemerkenswertes ensemblemitglied ist leonardo navarro, der einen guten borsa gesungen hat. marcus pelz als ceprano, lydia rathkolb als dessen frau sowie ileana tonca als page und konrad huber als huissier rundeten einen sehr guten opernabend ab, der von einem ausgezeichneten orchester unter giampaolo bisanti untermalt wurde. 

interessant ist auch immer wieder, wer in der künstlerloge sitzt. jinxu xiahou kam zu den tenorstellen, saugte dann aber merklich alles auf, was er konnte. svetlina stoyanova ist eine fleissige zuhörerin, heute machte sie den eindruck, hin und wieder einzunicken, aber vielleicht hat sie auch ganz genau zugehört. 

das zuhören hat sich jedenfalls gelohnt und so ist es direkt ein glück, dass dieser rigoletto noch zwei mal gespielt wird. zwar steht derzeit offiziell noch kein duca di mantova fest, aber womöglich hat herr xiahou ja deshalb so genau aufgepasst in der künstlerloge, weil er ran muss? 

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Candide, Leonard Bernstein

Bernsteins Musiktheaterstück, nach einem Roman von Voltaire, rund um "die beste aller möglichen Welten" wird aktuell in der Kammeroper gegeben. Das Stück verbreitet Optimismus, ist zynisch, sozialkritisch, zeitlos und äußerst unterhaltsam.
Die Inszenierung von Christoph Zauner ist modern, frech, einfallsreich, erfrischend. Sie zielt auf die "beste aller Medienwelten" ab (in welcher wir aktuell leben). Die (zu) kleine Bühne darf das Geschehen nicht beengen, so wird das ganze Haus genutzt. Das Geschehen wird zum Teil auf Bildschirme an den Bühnenflügeln übertragen, zum Teil auf einen großen Perlenvorhang im Zentrum der Bühne projeziert.
Das Wiener KammerOrchester unter der Leitung von Benjamin Bayl erweckte schon bei der wunderbaren Overture Aufmerksamkeit und spielte einen feinen Abend.
Das Ensemle auf der Bühne bestand zum Großteil aus Mitgliedern des "Jungen Ensenbles des Theater an der Wien" und lieferte erneut eine bemerkenswerte Talentprobe ab. Besonders aufgefallen sind dabei Johannes Bamberger in der Titelpartie, sowie Kristjan Johannesson als Maximilian/Jude/Richter und Ilona Revolskaya als Cunegonde. Die Stimmen der letzten beiden wirken fast schon zu groß für das kleine Haus, waren aber wunderbar anzuhören. Schauspielerisch glänzte das ganze Team und sorgte damit für gute Unterhaltung.
David Wurawa hatte eine reine Sprechrolle als Voltaire (Erzähler). Er war sehr präsent und spielte hervorragend, auch wenn er mir gegen Ende mit voller Wucht auf die Zehen gestiegen ist. Immerhin hat er sich sofort bei mir entschuldigt, während er seine Rolle weiterspielte. :D
Eine sehr gelungene Vorstellung.

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Baltic Cup Champion

Die besten aller möglichen Plätze :D

War überhaupt recht lustig. Neben mir ist ein geistig verwirrter Herr gesessen der recht unruhig war (aber ab Vorstellungsbeginn lautlos), nach der Pause sind die 2 auf der anderen Seite neben ihm gegangen, da hat er sich dann rübergesetzt und ständig die Sitzflächen auf den beiden freien Sitzen bearbeitet, sein Parfum war Marke "Mottenkugeln". Und das alles in der 1. Reihe Mitte.

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