Rudolf Mütz - der vergessene Präsident


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Botaniker
BertlSF95 schrieb vor 3 Stunden:

Tontur kannte ich auch noch. Aber hat nicht mal S. Blumenschein ziemlich viel aus dem Archiv zu sich nach Hause genommen seinerzeit?

So weit ich weiß, ja. Tontur war sehr umtriebig, hat viel für die Admira gemacht. Er hatte quasi den ersten Fanclubraum, dort wo jetzt die Trainer drin sind. Den haben wir dann später übernommen. Was er hauptberuflich gemacht hat, weiß ich nicht. Jedenfalls hat er u.a. den 'Südstadt Kicker'  publiziert. Und dort aktuelles sowie auch viel aus der Vergangenheit berichtet.

schallvogl schrieb vor 2 Stunden:

War er Architekt?
Google spuckt nämlich diesen Franz Tontur aus.

https://www.wien.gv.at/wiki/index.php/Franz_Tontur

Ich werde mich diesbezüglich schlau machen. Habe  ein paar Unterlagen daheim, bin aber bis jetzt noch nicht dazugekommen, reinzuschauen.

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Botaniker

Hab noch ein Mail von Marschik bekommen mit einer letzten Wohnadresse von Tontur. (Stell sie aber nicht hier ins Forum)

Dort wohnt lt. telefonbuch.at noch jemand mit dem Namen Tontur.

Den werd ich mal kontaktieren. 

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Botaniker
Zapatista schrieb vor einer Stunde:

Der ÖFB könnte auch etwas dazu wissen, Mütz war vor dem Krieg Kassier dort.

 

Unterlagen zu den Restitutionsverfahren sind im österreichischen Staatsarchiv einzusehen.

 

Bzw auch hier

 

http://www.provenienzforschung.gv.at/de/archiv/

Provenienzforschung dürfte nur für Kunstwerke sein aber Staatsarchiv bzw Wiener Landesarchiv ist ein sehr guter Tipp. Die haben sogar eine eigene Rubrik, die sich mit Personensuche und Genealogie beschäftigt.

 

Werd die auch mal mit einem Mail belästigen.

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Botaniker
charley schrieb vor 2 Stunden:

Mütz Rudolf

Vorname: Rudolf
Nachname:Mütz
Geburtstag: 15.11.1879
Geburtsort: Wien
Wohnort: Wien 1, Riemergasse 14/10
Sterbedatum: 15.05.1943
Sterbeort: Sirdia
Deportation: ehem. Jugoslawien/unbekanntes Lager

Das hab ich auch schon gefunden. Wobei ich keinen Ort namens Sirdia gefunden habe.

Kann es sein, daß das ein Code für etwas ist?

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Postinho
schallvogl schrieb vor 7 Stunden:

Das hab ich auch schon gefunden. Wobei ich keinen Ort namens Sirdia gefunden habe.

Kann es sein, daß das ein Code für etwas ist?

Die Daten stammen aus der Shoa-Datenbank, bessere gibt es nicht. Sirdia klingt nach einer alten deutschen Bezeichnung eines bosnischen oder serbischen Ortes. Sollte auf einer Landkarte von 1940 zu finden sein. Werde recherchieren.

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  • 3 months later...
Botaniker

So, nach letztem Samstag ist es wohl an der Zeit für ein kurzes Update in der Sache.

 

Offenbar hat irgendjemand im Verein ( @cyrus_SF95??) unsere Recherchearbeit dankenswerterweise aufgenommen und in der Halbzeitpause ein kurze Erinnerung an Rudolf Mütz ausgesprochen (der heute seinen 75. Todestag hat).

 

Was hat sich in den letzten Monaten getan? @Zapatistas Tipp mit dem Staatsarchiv war Gold wert. Ich hab denen eine Mail mit Namen und Geburtsdatum von R.M. geschickt und 2 Tage später eine Antwort bekommen, daß der komplette Akt für mich zur Einsichtnahme bereit liegt.

Darin fand ich den kompletten Akt der Enteignung von R.M. im April 1938, der eines Kaufkraftäquivalents von ungefähr 500.000 Euro beraubt wurde. Irgendwann zwischen April und Dezember 1938 ist er nach Zagreb geflohen, wo er die nächsten Jahre verbracht hat.

Was dann geschehen ist, ist nur mehr Spekulation bzw das Zusammensetzen von wenigen Puzzlestücken.

R.M. war von seiner Ausbildung her Chemiker und spezialisiert auf Textilchemie (daher seine Anstellung bei der Textilfirma Pollak). Er dürfte schon aus seiner Zeit beim ÖFB engen Kontakt zu Josef Gerö gehabt haben - die beiden werden in diversen Berichten immer wieder gemeinsam erwähnt und ich habe auch einen Bericht von einem Besuch Josef Gerös 1952 beim Sohn von Rudolf Mütz gefunden.

Von Josef Gerö weiß man, daß er im Krieg auch nach Zagreb geflohen ist und dort als Prokurist in einer Textilfima gearbeitet hat. Meine Hypothese (für die ich keinen Beleg habe), ist, daß die beiden gemeinsam in einer Textilfirma in Zagreb gearbeitet haben.

1941 hat in Kroatien das Ustascharegime die Macht ergriffen und selbstständig Juden auf seinem Territorium verfolgt. Ich hab ein wenig zu den KZs und Internierungslagern in Kroatien recherchiert aber keines gefunden, das in der Nähe von R.M.s Sterbeort Sirdija (richtig geschrieben findet man es dann auch bei Google Maps) liegt. Was also genau passiert ist, kann ich also nicht sagen. Es gab auch ein Lager, das dezidiert für Juden, die vor 1941 aus Deutschland und Österreich nach Kroatien geflohen sind, gedacht war, aber auch dieses Lager liegt mehrere Hundert Kilometer vom Sterbeort weg.

Der Sterbeort Sirdija dürfte gesichert sein - ich habe im Akt von nach dem Krieg zwei Todesfestellungen des Landesgerichts für Zivilrechtssachen Hernals gefunden, die sich auf entsprechende NS-Unterlagen stützen. Ich bin dem nicht weiter nachgegangen, weil ich gelesen habe, daß die Landesgerichte solche Akten nicht länger als 50 Jahre aufheben (und die Todesfeststellung war aus den 50ern, daher schon älter). Aber vielleicht weiß jemand trotzdem, ob das nicht vielleicht doch irgendwo aufgehoben wird...?

Aus den Akten ist weiters hervorgegangen, daß R.M. verheiratet war. Seine Frau war evangelisch und wurde daher nicht verfolgt (ihr Urnengrab auf Friedhofsdauer findet man heute noch am Gelände der Feuerhalle Simmering neben dem Zentralfriedhof. Er hatte zwei Kinder, einen Sohn und eine Tochter. Die Tochter hat den Krieg bei der Mutter in Wien erlebt, der Sohn war beim Vater in Zagreb aber hat den Krieg überlebt und ist nach dem Krieg nach Österreich zurückgekehrt.

In detektivischer Kleinarbeit habe ich eine Tochter des Sohnes (also eine Enkeltochter R.M.s) ausgemacht und angeschrieben aber leider keine allzu positive Antwort bekommen, was zu akzeptieren ist.

Auf einer anderen Ebene konnte allerdings ein Erfolg erzielt. Der gesamte Nachlaß von Franz Tontur fand sich tatsächlich bei Blumenschein. Ich habe zu Ostern das Material gemeinsam mit @pazzoragazzo mal oberflächlich gesichtet. Es waren ca 3 Ordner zur Zwischenkriegszeit, die ich jetzt in den nächsten Monaten mal genauer durchschauen möchte - einerseits zu allgemeinen interessanten Dingen zur Admira-Geschichte, andererseits speziell zu Rudolf Mütz.

Das langfristige Ziel wäre eine Art Museum (oder Museums"ecke") und/oder evtl ein Buch. Pazzo und ich stehen in engem Austausch mit Matthias Marschik, der Interesse zeigt, das ganze als Historiker professionell-wissenschaftlich zu betreuen. Irgendwann wird man da auch mal Kontakt zum Verein herstellen müssen.

Ein letzter Punkt noch: M. Marschik hat mich auf einen weiteren interessanten Präsidenten der Admira aufmerksam gemacht. Rudolf Brichta https://www.wien.gv.at/wiki/index.php?title=Rudolf_Brichta ein jüdischer Arzt und SDAPÖ-Funktionär war zwar nur von 1919-1921 Präsident aber als solcher verantwortlich dafür, daß die Admira nach dem 1. WK als zweiter aufgestiegen ist und in der ersten Erstlligasaison nicht gleich wieder abgestiegen ist. Er war sehr gut im ÖFB vernetzt und zu seiner Zeit hat die Admira mit einem Übertritt in den Arbeiterfussball kokettiert.

Hat irgendwer von dieser Person schon mal was gehört?
pazzoragazzo schrieb vor 18 Minuten:

Großartig, wie schon am Samstag beim Spiel wird am heutigen Todestag dem ehemaligen Präsidenten Mütz gedacht.

http://flyeralarmadmira.at/in-gedenken-an-rudolf-muetz/

Er war ja bis zum Anschluß Ehrenpräsident. Vielleicht kann man das ja wieder posthum aufleben lassen.

 

(Rein interessehalber: Führt die Admira eigentlich irgendeine Liste ihrer Ehrenpräsidenten? Siegfried Ludwig z.B.?)

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Teamspieler

 Ich habe etwas Ähnliches für amerikanische  Arbeitskollegen gemacht und weiß daher wieviel Arbeit dahinter steckt. Vielen Dank nochmals für die Mühe und die Informationen  !

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#herzblut



So, nach letztem Samstag ist es wohl an der Zeit für ein kurzes Update in der Sache

Offenbar hat irgendjemand im Verein ( @cyrus_SF95??) unsere Recherchearbeit dankenswerterweise aufgenommen und in der Halbzeitpause ein kurze Erinnerung an Rudolf Mütz ausgesprochen (der heute seinen 75. Todestag hat).



Von einem Fan in Innsbruck wurde ein Mail an der Verein geschickt mit einigen Infos und die Geschichte wurde vom Präsidenten als sehr bewegend eingestuft und wir wurden gebeten es in der Halbzeitpause einzubauen - glaub für eine offizielle Gedenkminute vor Anpfiff war es zu kurzfristig.

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