Astronomie/Astrophysik

[sherif]

Hakuna Matata Arena schrieb vor einer Stunde:

[...] Und es wäre extremes Pech wenn dir so ein Satellit vor das Teleskop fliegt genau in dem Moment wo das Solarpanel das licht direkt zu dir reflektiert.

Stelle dir vor die Erde wäre ein Komplett leerer zubetonierter Parkplatz, inkl Ozeane, und darauf fahren jetzt ca. 1000 Autos immer gerade aus um die erde. Wie oft würdest du ein Auto sehen, und wie oft würdest du überfahren werden?

leider sind die satelliten auch weiterhin ein problem, auch trotz der mitigations-versuche. und die chance, dass ein teleskop einen der satelliten vor die linse bekommt sind tatsächlich sehr hoch.

zuerst mal zur helligkeit: vor den adaptionen war die durchschnittliche helligkeit der satelliten bei 4.7 mag (https://de.wikipedia.org/wiki/Scheinbare_Helligkeit), danach liegt sie bei ca. 5.9 mag. sie sind also natürlich für teleskope weiterhin ein riesenproblem, bei guten bedingungen und mit einem starken auge, kann man sie selbst ohne teleskop weiter wahrnehmen. hinzu kommt, dass die satelliten zusätzlich die hintergrundhelligkeit weiter verstärken werden durch die streuung des lichts. bisher geht man davon aus, dass der nachthimmel seit es satelliten gibt um rund 10% heller wurde. starlink und andere konstellationen werden das nochmals signifikant erhöhen. das ist, neben der direkten kreuzung des field of views (fov) eines teleskops, noch ein zusätzlicher sehr schwerwiegender faktor.

besonders schlimm ist das ganze nun für teleskope mit großem fov, da sie einfach einen größeren bereich des himmels abbilden. und das wird dann ganz besonders für surveys ein problem - zum beispiel zum monitoring oder entdecken von near earth asteroids. und da wird durch den zweiten effekt - der generellen aufhellung des himmels durch das streulicht - es natürlich auch zunehmend schwieriger lichtschwache asteroiden zu entdecken. aber das trifft genauso auch andere surveys ziemlich.

es gibt von der international astronomical union auch schon einen bericht dazu und es sind auch bereits studien vorhanden. nur ein beispiel daraus: das gerade im bau befindliche vera rubin observatory in chile hat ein recht hohes fov, weil es hauptsächlich für verschiedenste surveys verwendet werden wird, wie zb für gravitationslinsen-messungen oder aber auch zur entdeckung erdnaher asteroiden (ich nenne das beispiel hier gern, weil damit das argument wegfällt, dass die astronomie im verhältnis ja eh nicht so wichtig sei und man deswegen besagte lichtverschmutzung in kauf nehmen kann. nein, wenn wir asteroiden immer schwerer beobachten können, ist das extrem scheiße). simulationen zeigen, dass im laufe der 30-sekündigen belichtungszeit zu jeder zeit zwischen 0.01 und 0.13 satelliten das gesichtsfeld des teleskops kreuzen werden. d.h. bei bis zu jeder siebenten belichtung hast du mindestens einen satelliten drin. das ist erheblich und erschwert das vernüftige auswerten der daten enorm. die hintergrundhelligkeit des gestreuten lichts kommt noch dazu.

und es wird ja auch nicht bei starlink bleiben, oneweb kommt auch und es werden sicherlich weitere folgen. schließlich gibt es auch immer noch das risiko einer kollision und die ist nicht so gering. einen starlink-satelliten hätte es nämlich fast schon erwischt.

man muss da unbedingt behuptsamer vorgehen und generell zufriedenstellende lösungen finden. es ist wirklich fatal, dass es hier keine vernünftigen internationalen regelungen gibt und im prinzip einfach jeder den orbit der erde verschmutzen kann. es würd mich ja nicht mal verwundern, wenn das weltraum-zeitalter schon enden würde, bevor es überhaupt richtig begonnen hat, weil einerseits lichtverschmutzung beobachtungen verunmöglicht und orbitaler müll den sicheren start von raketen verhindert.

 

ein recht neuer und guter artikel zur lichtverschmutzung durch starlink, den ich gefunden habe: https://www.vox.com/science-and-health/22396388/space-x-elon-musk-starlink-too-bright-astronomy-stars-pollution

bericht der iau: https://www.iau.org/static/publications/dqskies-book-29-12-20.pdf

und noch eine studie zur lichtverschmutzung von starlink: https://arxiv.org/ftp/arxiv/papers/2101/2101.00374.pdf

 

ps: flaring durch die solar panels oder generell der oberfläche durch die satelliten ist ja noch ein zusätzliches (!) problem. diese reflexionen sind, wie du schreibst, verhältnismäßig selten, erreichen aber helligkeiten von bis zu 2 mag. da saturierst du dir bei empfindlichen teleskopen wohl deinen ganzen detektor.

bearbeitet 10. Mai 2021 von sherif

[beni2710]

Die Satelliten sind noch nicht schwarz. 

Das wurde bei ein paar probiert, die sind aber zu heiß geworden, daher hat man wieder aufgehört damit. 

Die "Kette" sieht man nur am Anfang, die löst sich innerhalb von ein paar Wochen auf, bis alle auf ihrer Position angekommen sind, dann kennt man gar keinen Unterschied zu anderen Satelliten oder Raketenstufen.

 

[firewhoman]

beni2710 schrieb vor 9 Minuten:

Die Satelliten sind noch nicht schwarz. 

Das wurde bei ein paar probiert, die sind aber zu heiß geworden, daher hat man wieder aufgehört damit.

Ha!

[sherif]

stimmt, die schwarzen satelliten wurden aus thermischen gründen wieder aufgegeben. dafür gibt es seit august eine neue variante der satelliten namens visorsat, bei der eine art "schild" die reflexion des lichts reduziert. sowohl die darksats (das waren die schwarz eingefärbten starlinks) als auch visorsats haben in etwa dieselbe reduktion in der helligkeit - alle im bereich 5 bis 6.

der von mir oben zitierte bericht bezieht sich übrigens bereits auf die endgültigen orbits der satelliten, nicht auf die "kette".

ps: was noch erwähnenswert wäre, die reduktion der helligkeit nimmt zu höheren wellenlängen hin leider signifikant ab. liegt sie im optischen noch bei etwas über 50%, ist sie im infrarot-bereich bereits bei unter 30%.

[mazunte]

firewhoman schrieb vor 29 Minuten:

Ha!

[firewhoman]

Schöne Bilder von der Galaxis:

https://www.derstandard.at/story/2000127038063/spektakulaere-aufnahmen-der-milchstrasse

[sherif]

nasa hat im rahmen des discovery-programms (das sind klein- bis mittelklasse-missionen) heute zwei weitere Weltraummissionen genehmigt. und zwar davinci+ und veritas, beide zur venus. davinci+ misst die zusammensetzung der atmosphäre in großem detail (unter anderem edelgas-isotope) und veritas macht geologic mapping.

davinci+ finde ich super, weil mmn eine genaue bestimmung der zusammensetzung der venus-atmosphäre essentiell ist, um die evolution der terrestrischen planeten und der sonne besser zu verstehen. veritas... naja, auch nicht uninteressant, vor allem dahingehend, ob venus derzeit doch noch geologisch aktiv sein könnte.

dennoch wäre mir davinci+ und eine der beiden anderen missionen lieber gewesen. insbesondere trident - ein vorbeiflug an triton - wäre weltklasse. aber womöglich heißt das auch, dass die chancen auf eine neptun/uranus-flagship mission in den nächsten jahren tatsächlich steigen dürften. ambitionen, größere studien und gerüchte in diese richtung gibt es jetzt schon seit ein paar jahren und es ist auf der prioritätenliste von nasa und esa mittlerweile sehr weit oben. naja, hoffen wir mal... 

die vierte mission wäre IVO (Io Volcano Observer) gewesen. auch interessant, keine frage.

weitere infos zu den missionen: https://www.nasa.gov/press-release/nasa-selects-2-missions-to-study-lost-habitable-world-of-venus

 

edit: zwei missionen zur venus zeigt auch recht schön, dass diese ganzen claims von der einstigen habitabilität der venus doch spuren hinterlassen...

bearbeitet 3. Juni 2021 von sherif

[firewhoman]

Jetzt gerade in Ö1: Was den Blick der Astronomen ins Weltall stört

https://oe1.orf.at/programm/20210604/640856/Bedrohter-Nachthimmel

[mazunte]

sherif schrieb am 3.6.2021 um 20:05 :

aber womöglich heißt das auch, dass die chancen auf eine neptun/uranus-flagship mission in den nächsten jahren tatsächlich steigen dürften.

Und wir dabei! Geil
Dann sind alles sehr sehr gute News.

[mazunte]

 

[firewhoman]

Super-Erde beim Photobombing

Ungewöhnlicher Wasserplanet drängte sich unerwartet ins Bild

Beobachtungen mit Weltraumteleskop Cheops zeigen: Ein Viertel der Masse des Exoplaneten Nu2 Lupi d besteht aus Wasser

30. Juni 2021, 15:17

 

Drei Exoplaneten umkreisen den uralten Stern Nu2 Lupi.

https://www.derstandard.de/story/2000127842591/ungewoehnlicher-wasserplanet-draengte-sich-unerwartet-ins-bild

[firewhoman]

Impaktforschung

Mit dem Fischauge auf der Suche nach Meteoriten

Das Fripon-Netzwerk hält nach Feuerkugeln Ausschau

Michael Vosatka

30. Juni 2021, 06:00

 

In Österreich sollen in Zukunft neue Fischaugen-Kameras nach Feuerbällen aus dem All Ausschau halten.

https://www.derstandard.de/story/2000127822449/mit-dem-fischauge-auf-der-suche-nach-meteoriten

[firewhoman]

Asteroid Day

Die Apokalypse an der Steinigen Tunguska

Am 30. Juni 1908 verwüstete ein Eindringling aus dem All ein riesiges Gebiet in der sibirischen Taiga. Der Asteroid Day soll Bewusstsein für die kosmische Bedrohung schaffen

Michael Vosatka

30. Juni 2021, 06:00

 

Zahllose Asteroiden und Kometen ziehen ihre Bahn um die Sonne. So mancher kreuzt dabei die Erdbahn und stellt eine potenzielle Gefahr dar.

Illustr.: Nasa

https://www.derstandard.de/story/2000127821821/die-apokalypse-an-der-steinigen-tunguska

[Iniesta]

firewhoman schrieb vor 14 Minuten:

Asteroid Day

Die Apokalypse an der Steinigen Tunguska

Am 30. Juni 1908 verwüstete ein Eindringling aus dem All ein riesiges Gebiet in der sibirischen Taiga. Der Asteroid Day soll Bewusstsein für die kosmische Bedrohung schaffen

Michael Vosatka

30. Juni 2021, 06:00

 

Zahllose Asteroiden und Kometen ziehen ihre Bahn um die Sonne. So mancher kreuzt dabei die Erdbahn und stellt eine potenzielle Gefahr dar.

Illustr.: Nasa

https://www.derstandard.de/story/2000127821821/die-apokalypse-an-der-steinigen-tunguska

gibt ja auch die these dass es 1 enorme methangasexplosion war (glaub ich persönlich nicht), und weiters dass der asteroid von der erde wieder abgeprallt ist, das aber für die enorme verwüstung schon ausgereicht hat.

btw.: in der frankfurter rundschau gibt's immer nette astronomy science news.

[WorkingPoor]

Iniesta schrieb vor 19 Minuten:

gibt ja auch die these dass es 1 enorme methangasexplosion war (glaub ich persönlich nicht), und weiters dass der asteroid von der erde wieder abgeprallt ist, das aber für die enorme verwüstung schon ausgereicht hat.

Die Theorie der Mückenexplosion finde ich ja am Besten. Oder hatte am Ende Trump doch recht und sich nur im Land geirrt?