Pogatetz Interview über die PL


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Bunter Hund im ASB

"Ob ein Spieler Hasselbaink oder Pogatetz heißt, ist wurscht"

Mit guter Laune und Selbstvertrauen nach geglücktem Debüt stieß Pogatetz zum ÖFB-Team

Wien - Das Premier-League-Märchen des Emanuel Pogatetz mit Happy End.

Nach Wochen der quälenden Ungewissheit, in denen Gewöhnung an den Linksverkehr und Pflege seines englischen Gartens als Ablenkung dienten, feierte der 22-Jährige sein Debüt für den FC Middlesbrough.

Mit Verspätung. Nach Roter Karte im letzten Auftritt für Ex-Verein Spartak Moskau war der robuste Verteidiger bekanntlich ursprünglich für sechs Monate gesperrt gewesen, ehe der Bann doch auf acht Spiele verkürzt wurde.

Nun steht einem Großangriff des Grazers im Mutterland des Fußballs nichts mehr im Wege. "Ich versuche keinen Respekt zu zeigen. In England zählen die Namen wenig. Ich gehe davon aus, dass ich im nächsten Spiel gegen Arsenal in der Startelf sein werde", gibt sich Pogatetz im Sport1-Interview optimistisch.

Zuversicht, die er auch im Hinblick auf die Nationalmannschaft in die Waagschale wirft. "Wir werden alle um unser Leben rennen", verspricht der Ex-GAKler ein notwendiges selbstbewusstes Auftreten.

Sport1: Du hat am Wochenende bei der 0:3-Niederlage gegen Charlton dein Debüt bei Middlesbrough gefeiert. Letztlich ist es sehr schnell gegangen, oder?

Emanuel Pogatetz: In erster Linie bin ich froh, dass ich wieder spielberechtigt bin. Dass es so schnell mit dem ersten Einsatz geklappt hat, ist natürlich toll. Daran sieht man, dass Trainer McLaren sehr viel von mir hält. Mannschaftlich war die 0:3-Heimniederlage gegen Charlton natürlich eine Katastrophe, für mich persönlich war es aber ein Schritt nach vorne, meine Performance in der 2. Halbzeit war sehr gut. Der Trainer war ganz zufrieden. Ich gehe davon aus, dass ich im nächsten Heimspiel zu Hause gegen Arsenal in der Startelf sein werde. Da versuche ich natürlich meine Chance zu nutzen.

Sport1: Wie kann man es sich vorstellen, wenn man als "kleiner" Österreicher in eine Kabine voller Superstars wie Hasselbaink, Mendieta, Viduka oder Reiziger kommt? Wie wird man von den Kollegen aufgenommen?

Pogatetz: Ich bin genauso ein Spieler, der zum Kader gehört, wie jeder andere. Ob der jetzt Hasselbaink oder Pogatetz heißt, ist wurscht. Wichtig ist, dass jeder sein bestes für den Verein gibt. Das sehen die Engländer ganz neutral, da zählen die großen Namen wenig, jeder muss seine Leistung bringen. So gehe ich die Sache auch an, zeige keinen Respekt. Ich bin genauso ein Spieler von Middlesbrough, auch wenn ich noch nicht die Zeit hatte, mich so verdient zu machen wie ein Hasselbaink. Ich versuche, einmal solch eine Reputation zu haben wir er.

Sport1: Ganz ehrlich: Wie heftig war der psychische Druck während der ungewissen Phase deiner ursprünglich sechs Monate langen Sperre im Sommer?

Pogatetz: Es war wirklich sehr sehr hart. Man muss sich vorstellen: Ich komme zu einem neuen Verein, versuche mich durchzusetzen und darf nicht einmal ein Freundschaftsspiel spielen. Wenn man nur trainiert, ist es sehr schwer immer seine Moral hochzuhalten. Aber ich denke, dass ich es sehr gut gemeistert habe. Der Trainer war auch sehr begeistert, dass ich immer mit soviel Einsatz dabei war. Der Anfangsschwung mit der Freude auf die Premier League hat mir da sehr geholfen, diese schwierige Zeit zu überstehen. Wenn es jetzt aber noch ein bisschen länger gedauert hätte, wäre es sehr schwierig geworden.

Sport1: Middlesbrough ist nicht unbedingt die schönste Stadt, neben dem Stadion ist ein Kraftwerk. Wie kommst du privat zurecht?

Pogatetz: Wir sind Gott sei Dank nur zum Match im Stadion und in Middlesbrough drinnen, Es ist eine reine Industriestadt. Das Trainingzentrum ist außerhalb, wir Spieler wohnen außerhalb. In der Stadt selber möchte ich nicht wohnen, da hast du nur Schornsteine. Außerhalb ist es aber wunderschön, England hat wirklich schöne Landschaften, ist sehr grün. Das war in Moskau überhaupt nicht der Fall. Es gefällt mir sehr gut.

Sport1: Bist du mit der Übersiedlung schon fertig?

Pogatetz: Ja, das ist überraschend schnell gegangen. Das Haus ist schon fertig eingerichtet, letzte Woche haben wir uns um den Garten gekümmert - ein schöner englischer Garten, damit können wir mit den Nachbarn mithalten... Nur der Linksverkehr war am Anfang eine Katastrophe, da habe ich schon eine Woche gebraucht...

Sport1: Zur Nationalmannschaft: Gegen Schottland hat man gesehen, dass dir ein wenig Spielpraxis fehlt. Fühlst du dich inzwischen besser?

Pogatetz: Gegen Schottland sind wir mannschaftlich sehr schlecht aufgetreten. Nach dem 0:1 wollten wir unbedingt den Ausgleich erzielen und haben völlig auf die Taktik vergessen. Da schaust du dann natürlich als Verteidiger sehr schlecht aus, weil du immer einen Schritt zu spät bist, weil von vorne bis hinten die Kompaktheit nicht gegeben ist. Deshalb würde ich es nicht auf fehlende Spielpraxis zurückführen.

Sport1: Dinge, die in Polen nicht passieren dürfen...

Pogatetz: Gegen Polen werden wir es sicher besser machen. Wir werden diese Woche sehr intensiv an der Taktik feilen. Wir werden sicher alle um unser Leben rennen, wir wissen, dass es unsere letzte Chance ist, dass wir nur mit einem Sieg im Rennen bleiben. Dementsprechend hoffe ich, dass wir auftreten werden.

Sport1: Wie könnte die Taktik des ÖFB-Teams aussehen?

Pogatetz: Wir wollen ähnlich kompakt stehen wie Rapid in der CL-Quali in Moskau und dürfen auf keinen Fall ein schnelles Tor kassieren wie gegen Schottland. Je länger das Spiel dauert, desto offensiver können wir werden. Denn Polen kann vor 50.000 Zuschauern nicht ewig hinten drinnen stehen. Deshalb sehe ich bei Kontern gute Möglichkeiten.

Sport1: Wirst du wie gegen Schottland in der Innenverteidigung auflaufen oder wie in Middlesbrough links?

Pogatetz: Das weiß ich selbst noch nicht. Das wird der Teamchef in dieser Woche entscheiden.

Sport1: Polen verfügt über gefährliche, kopfballstarke Stürmer. Wie sehr habt ihr euch schon eingestimmt?

Pogatetz: Sicher haben wir uns schon damit beschäftigt, wir kennen sie. Über ihre Kopfballstärke mache ich mir aber keine Sorgen, diese Spielweise kenne ich aus England. Unsere Abwehr ist stark genug, um den Polen wenig Chancen zu lassen. Mit einem Ehmann, vielleicht auch einem Hieblinger und mir haben wir da die richtigen Leute.

Sport1: Apropos Kopfball-Spiel in England. Wie sehr musstest du dich im Vergleich zu Russland auf die britische Spielweise umstellen?

Pogatetz: In England gibt es nicht mehr Kopfball-Spiel, aber die Ausführung ist intensiver. Da geht jeder voll rein, das ist der Unterschied. Generell wird anders gespielt als in Russland. Dort sind die Stürmer technisch versierter, in England sind sie robuster. Die Bälle werden mehr in den Raum gespielt, die Stürmer halten sie besser. Die Fans fordern hohes Tempo. Es gibt keinen Gegner, gegen den du dich ausruhen kannst. In Russland haben gegen manche Gegner vielleicht auch 80 Prozent gereicht und wir haben trotzdem gewonnen.

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