Afolabi - Ein Afrikaner lebt den europäischen Trau


Tom032

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Ein Afrikaner lebt den europäischen Traum

Defensiv-Künstler Rabiu Afolabi verteidigt Austria und blüht sogar im Wiener Winter auf

von Rainer Fleckl

und Erich Vogl

Spätherbst, frühnachmittags. Es wintert in Wien. Alles grau. Frost packt Leib und Seele. Besonders schlimm erwischt’s die Unerprobten. Wie Rabiu Afolabi.

Der athletische Mann hat seine Wurzeln in Nigeria, beruflich weilt er in Wien. Als Fußballer bei der Austria. Wo alles perfekt wäre, wäre da nicht das Klima. „Es wird ziemlich kalt hier. Das ist ungewohnt für mich“, sagt er. Lacht, und rückt seine Pudelhaube zurecht. Das Training ist vorbei, es ist wieder einmal finster. Am Samstag gibt es den nächsten Ernstfall. Zu Gast bei den Salzburger Handwerksburschen. Wieder ein Prüfstein auf dem Weg zum Titel. Sollte er gelingen, hat auch Rabiu Afolabi seinen großen Anteil daran. Der 24-jährige Verteidiger agiert derart geschickt und konstant, dass er sich zu einem von Trainer Kronsteiners Juwelen gemausert hat.

Seit zwei Saisonen tummelt sich Rabiu Afolabi in Stronachs sündteurem Sammelbecken, davor war er bei Standard Lüttich. Dabei war der eingeschlagene Weg nicht geplant. Er hätte nach Deutschland führen sollen, nach Leverkusen. Trainer Daum (später übrigens ebenfalls Austria-Aufputz) reklamierte das Talent für sich. „Ich war erst 18. Mein Klub-Präsident in Nigeria hat mich nicht weggelassen.“

„Rassisten sind

unintelligente Menschen, deren Meinung ich ignoriere.“

RABIU AFOLABI

Die bisher verbrachte Zeit will er trotzdem nicht missen. Hauptsache Europa. Eldorado für Erfolgshungrige. „Der afrikanische Fußball hat noch immer taktische Defizite. Also wollte ich unbedingt nach Europa. Ich wollte mich unbedingt durchsetzen.“

Er tat es. Vielleicht tut er es bald anderswo. Zwar funktioniert Austria spielerisch und menschlich sehr gut, zwar ist Kronsteiner „ein sehr ehrlicher Mann – der beste Manager, den ich je hatte“, doch weiß der Legionär, dass am Ellbogen-Markt Sentimentalität nicht gefragt ist. Also weiß Afolabi die Spionage von Top-Klubs (zurzeit Marseille) richtig zu deuten. „Irgendwann will ich für einen Spitzenklub spielen. Das war immer mein Traum.“ Natürlich auch ein Stammleiberl im nigerianischen Team. „Aber Nigeria hat 150 Millionen Einwohner, die Hälfte davon will im Team spielen.“

Afolabi liebt es pragmatisch. Zeigt sich flexibel, gelassen, aufgeschlossen. Insofern lebt der Kopfballstarke jene Visionen, von denen Visionäre träumen. „Für mich ist Europa Europa. Ich unterscheide nicht zwischen einzelnen Ländern.“

Sein Rezept: „Man muss sich überall bis zu einem gewissen Grad anpassen. Dann bekommt man auch keine Probleme.“ Und wenn doch, wenn etwa die Farbenlehre ins Spiel gebracht wird? „Dann denke ich mir: Rassisten sind unintelligente Menschen, deren Meinung ich ignoriere.“

„Hermann Maier kenne ich, glaube ich. Ich kann aber nicht sagen, was der macht.“

RABIU AFOLABI

In Österreich ist dem Sprachentalent – Rabiu spricht einen von etwa 250 nigerianischen Dialekten, Englisch, Französisch, Italienisch, Deutsch wird gerade gelernt – derartiges noch nicht passiert. Fans und Kollegen lieben ihn, und sonst hat er nicht viel Kontakt zur Umwelt. Rabiu Afolabi ist kein Disco-König, eher Familienmensch, auch wenn er seine Familie, die in Lagos lebt, nur selten sieht und nicht genau weiß, wie groß sie ist, weil er so viele Geschwister hat – „ich weiß nur, dass wir sehr viele sind.“ Und dass all die vielen Familien-Mitglieder stolz sind auf ihn. Da macht es auch nichts, dass er noch nicht irgendwo in Frankreich oder England brilliert. „Aber ich denke zurzeit ohnehin nur an Austria.“ Zurzeit läuft es nicht schlecht.

Schön wäre es, das Frühjahr stünde vor der Tür. Dann wäre Austria vielleicht schon bald Meister, wäre Violett auch im UEFA-Cup noch präsent. Vor allem wäre der Winter dahin. Denn Skifahren ist ihm egal, ebenso Hermann Maier („ich glaube den kenne ich, weiß aber nicht, was der macht“). Das unterscheidet Rabiu Afolabi von den Eingeborenen seines Gastgeberlandes wohl am meisten.

Kurier | 13.11.2004 | Seite 27

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ASB-Legende

Ich habe gar nicht gewusst, dass Afolabi so viele Sprachen spricht! :super:

Ein wirklich sehr nettes Interview mit ihm, nur hab ichs eh schon in der Printausgabe des Kurier gelesen, da ist auch ein großes Foto von ihm dabei!

Die Interviews und Berichte über die Austria werden in letzter Zeit immer positiver, das ist mir schon aufgefallen.

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The Pezident of Bäristan

Interessant, dass immer mehr Interviews mit den Söldnern des FK Austria Wiens gemacht werden und sich dabei herauskristalliesiert, dass die Söldner Menschen wie du und ich sind.

Sehr gut, dass die Austria nun ins rechte Licht gerückt wird und nicht als überbezahlter, uneiniger Haufen links liegen gelassen wird.

Sein Rezept: „Man muss sich überall bis zu einem gewissen Grad anpassen. Dann bekommt man auch keine Probleme.“ Und wenn doch, wenn etwa die Farbenlehre ins Spiel gebracht wird? „Dann denke ich mir: Rassisten sind unintelligente Menschen, deren Meinung ich ignoriere.“

Einer der es kapiert hat!

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