Interview mit Torsten Frings


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"Ich brauche keine Hackentricks"

Interview mit Bayern-Neuzugang Torsten Frings

Hier spricht der Nationalspieler Torsten Frings (27) über seine Rolle, seine Ziele und den Druck in seinem ersten Jahr beim FC Bayern München.

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kicker: Herr Frings, mit welchen Zielen gehen Sie in Ihre erste Saison beim FC Bayern?

Torsten Frings: Der FC Bayern hatte ein schlechtes Jahr. Ich denke, wir wollen möglichst viel Erfolg haben, der Trainer, ich sowieso.

kicker: Warum wollten Sie unbedingt zum FC Bayern?

Frings: Ich hätte kein Problem gehabt, in Dortmund zu bleiben. Aber jeder Spieler hat das Ziel, irgendwann in München zu spielen.

kicker: Oder im Ausland?

Frings: Ich möchte endlich Meister werden. Ins Ausland zieht es mich nicht. Warum sollte ich dahin, wenn ich sowieso bei einem der besten Vereine Europas spiele.

kicker: Viele Ihrer Kollegen reden von einer neuen Herausforderung oder einer neuen Sprache.

Frings: Was hat man davon? Dass man auf Italienisch Essen bestellen kann.

kicker: Wo sehen Sie Ihre Position im neuen Team?

Frings: Ich denke, dass ich annähernd im Zentrum spiele. Ganz rechts oder links außen wie in der Nationalelf, das möchte ich nicht.

kicker: Felix Magath meint, Ihre Stärken kämen am ehesten in der Halbposition zur Geltung.

Frings: Die Halbposition ist auch okay, da wurde ich in Dortmund auch eingesetzt. Aber eigentlich spiele ich seit zwei Jahren zentral.

kicker: Lieber vorne oder defensiv?

Frings: Egal. Ich kann beides. Aber die Defensive liegt mir eher.

kicker: War Ihre Position Thema der Vertragsgespräche?

Frings: Nein. Die Bayern geben viel Geld aus für mich, sie wissen, wo ich am stärksten bin. Ich glaube nicht, dass sie mich als rechten Verteidiger holten. Sie haben mich für die Zentrale verpflichtet.

kicker: Vor allem wollten sie einen Mann mit Power.

Frings: Den werden sie kriegen.

kicker: Magath erwartet, dass Sie Verantwortung übernehmen. Er sucht einen Soldo. Sind Sie bereit?

Frings: Das traue ich mir zu, das habe ich schon in Dortmund getan. Und das erwarte ich auch selbst von mir. Aber dazu muss die Leistung stimmen. Führungsspieler wird man nicht, weil es die Leute von einem erwarten.

kicker: Was heißt für Sie, Verantwortung zu übernehmen?

Frings: Dass ich in heiklen Situationen da bin; dass sich die anderen an mir hochziehen können; dass ich den Ball fordere, damit das Spiel nach vorne geht.

kicker: Nervös sind Sie nie?

Frings: Doch, vor dem EM-Spiel gegen Holland war ich es; auf dem Platz nicht mehr. Es ist doch nur ein Fußballspiel, und das ist immer das Gleiche. Denn Fußball spielen können wir alle. Da lasse ich mich nicht verrückt machen.

kicker: Geht das auch in München?

Frings: Ich werde weiter meine Ruhe haben. Ich habe ein eigenes Leben und lasse mich zu nichts drängen, was ich nicht will.

kicker: Sehen Sie sich im Bayern-Mittelfeld als der Arbeiter, der Kreativspielern wie Deisler, Scholl oder Ballack den Rücken freihält?

Frings: Ich sehe mich auch als Kreativspieler. Aber für mich steht die Mannschaft an erster Stelle.

kicker: Beim FC Bayern zieht es die meisten Spieler nach vorne.

Frings: Dann bleibe ich hinten. Ich persönlich brauche keine guten Aktionen, keine Hackentricks. Ich will drei Punkte. Bei 3:0 für uns kann jeder machen, was er will.

kicker: Was kann der FC Bayern für seine Neun-Millionen-Investition insgesamt erwarten?

Frings: Dass sie neun Millionen für mich bezahlt haben zeigt, dass ich es wert bin. Ich muss jetzt schnell die Bindung finden und mich anpassen.

kicker: Ist es ein Nachteil, dass Sie drei Wochen später anfingen?

Frings: Kein Problem. Die meisten Spieler kenne ich.

kicker: Hatten Sie Lampenfieber vor dem ersten Training?

Frings: Ein bisschen aufgeregt ist man immer. Aber ich werde weiter schlafen können.

kicker: Sie sagten, in Dortmund sei in der vorigen Saison alles drunter und drüber gegangen. Dr. Niebaum wollte Ihnen 25 000 Euro Geldstrafe aufbrummen.

Frings: Da kam nichts. Es wäre auch ein Witz gewesen. Ohnehin waren viele Sachen ein Witz in Dortmund. Aber ich will nicht nachtreten.

kicker: Dr. Niebaum wollte mit Ihnen sprechen. Ist alles geklärt?

Frings: Leider nicht. Aber es gibt Telefon.

kicker: Rufen Sie an?

Frings: Die haben meine Nummer. Nach der EM sprach ich mit Herrn Meier, zu den Physiotherapeuten und zu Stefan Reuter werde ich weiter Kontakt haben. Und mit dem Rest? Muss nicht sein. Welcher Spieler pflegt weiter Kontakt mit einem Präsidenten?

kicker: Dr. Niebaum sagte auch, Sie müssten lernen, außerhalb des Platzes wie ein großartiger Fußballer aufzutreten. Haben Sie Defizite?

Frings: Ich weiß nicht, was er meint. Vieles fiel vor, vieles wurde gesagt, was nicht stimmte. Es hieß auch, ich sei unverkäuflich. Warum bin ich jetzt bei Bayern? Weil Dortmund das Geld brauchte. Ich dachte nicht, dass ich Borussia schon nach zwei Jahren verlassen würde. Meine Frau ist heute noch sauer, dass wir von Bremen weggingen.

kicker: Sind Sie enttäuscht von Dortmund?

Frings: Nein, aber ich hatte es mir anders vorgestellt; erfolgreicher. Die Mannschaft war super in Ordnung. Aber es ist zu viel im Umfeld passiert. Permanent wurdest du mit Finanzproblemen konfrontiert oder dass Spieler gehen müssen. Da kannst du keinen Erfolg haben.

kicker: Sie spielten für Bremen und Dortmund, jetzt für Bayern. Welches Team steht 2004/05 wo?

Frings: Wir stehen ganz oben. Wer danach kommt, ist mir egal.

(kicker.de)

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