Die Musikindustrie zweifelt am Kopierschutz


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Die Musikindustrie zweifelt am Kopierschutz

Von Marcus Theurer

04. Juni 2004 Mit einer überraschenden Kehrtwende schert der Markführer Universal Music aus der bislang geschlossenen Front der deutschen Musikkonzerne gegen das Raubkopieren von CDs aus. Der Plattenkonzern schafft den umstrittenen Kopierschutz bei allen CDs seiner deutschen Künstler ab.

Für die Musikfans ist das eine gute Nachricht. Sie können die legal erworbenen CDs nun wieder uneingeschränkt für private Zwecke kopieren und ersparen sich viel Ärger, weil kopiergeschützte CDs im Autoradio, auf DVD- und Computerlaufwerken und tragbaren CD-Spielern oft nicht funktionieren.

CDs internationaler Künstler weiter mit Kopierschutz

Universal hat hierzulande zahlreiche populäre Künstler wie die Popsängerin Jeanette, Rockbands wie "Die Ärzte" und "Sportfreunde Stiller" und Hip-Hop-Gruppen wie die "Beginner" unter Vertrag. Die CDs seiner internationalen Topkünstler will der Musikkonzern dagegen auch weiterhin mit Kopiersperren verkaufen. Bei Universal veröffentlichen unter anderem Rapstar Eminem und Country-Popsängerin Shania Twain ihre Alben.

In der Deutschlandzentrale von Universal Music am Berliner Spreeufer führte offenbar vor allem die Empörung vieler CD-Käufer über die Funktionsmängel kopiergeschützter CDs zum Umdenken. "Es gibt zur Zeit keinen Kopierschutz, der eine ausreichende Abspielbarkeit der CDs gewährleistet", räumte eine Unversal-Sprecherin am Donnerstag ein. Das Unternehmen werde deshalb beim deutschen Musikrepertoire solange keinen Kopierschutz mehr verwenden, bis es eine Technik gebe, "die die Balance zwischen Abspielbarkeit und Sicherheit hält", sagte die Sprecherin.

Kopierschutz soll in Deutschland bestehen bleiben

Der deutsche Phonoverband betrachtet den Vorstoß von Universal nicht als Signal für eine generelle Abkehr vom Kopierschutz in Deutschland. "Der größte Teil des Marktes sieht das anders als Universal", sagte ein Verbands-Sprecher am Donnerstag auf Anfrage. Das CD-Geschäft wird im wesentlichen von fünf Weltmarktführern (Majors) beherrscht, neben dem mit Abstand größten Unternehmen Universal sind dies Sony Music, EMI, die Bertelsmann Music Group (BMG) und Warner Music.

Mit der Entscheidung konterkariert der Marktführer allerdings die bisher einhellig vertretene Position der Branche. Die Manager der fünf Musik-Majors haben bislang die Funktionsmängel stets heruntergespielt und von Einzelfällen gesprochen. Die Universal-Sprecherin sagte dagegen, es habe "zahlreiche Beschwerden" von Musikfans gegeben.

Die deutsche Musikindustrie hat vor rund zwei Jahren damit begonnen, CDs mit Kopierschutz auszustatten. Die Unternehmen reagierten damit auf das immer populärere Selberbrennen von Musik auf CD-Rohlinge am Heimcomputer. Diesen Trend sieht die Musikbranche als einen Hauptgrund für ihre seit Jahren drastisch schrumpfenden Umsätze an.

Kopierschutz kann Umsatzeinbruch nicht verhindern

Die Erosion ihres Marktes konnten die Unternehmen mit der Kopiersperre freilich nicht stoppen. Vergangenes Jahr brachen die Tonträger-Umsätze in Deutschland um 19,8 Prozent auf 1,65 Milliarden Euro ein. Damit hat sich die Talfahrt stark beschleunigt. Der Kopierschutz stieß von Anfang an nicht nur bei Kunden und Verbraucherschützern auf Kritik, sondern war auch bei den Künstlern umstritten. "Das ist, wie wenn Mercedes eine Wegfahrsperre in seine Autos einbaut und den Schlüssel behält", spottet Universal-Musiker Farin Urlaub, Sänger und Gitarrist der "Ärzte".

Mit ihrer Entscheidung gegen den Kopierschutz unternimmt Universal nicht nur in der deutschen Musikbranche, sondern auch im eigenen Konzern einen Alleingang, womit sich der Vorreiter in eine mißliche Lage bringt: Wie soll den Kunden erklärt werden, daß der Kopierschutz bei deutschen Alben unzumutbar ist, bei denen internationaler Stars aber weiter in Kauf genommen werden muß? Von Universal war auf diese naheliegende Frage am Donnerstag keine Antwort zu erhalten. In der Berliner Deutschland-Filiale kann ohnehin nur über den Kopierschutz für deutsche Künstler entschieden werden. Bei den - kommerziell wesentlich wichtigeren - internationalen Universal-Stars hat dagegen die Konzernzentrale das letzte Wort.

Aufruhr in der Musikbranche

In der deutschen Musikbranche dürfte die Rückkehr von Universal zur frei kopierbaren CD für Zündstoff sorgen. Denn der Vorstoß schwächt die Position der Musikindustrie, die gegenüber der Politik auf eine weitere gesetzliche Einschränkung der Nutzungsrechte von Musikkäufern dringt. Erst im vergangenen Herbst hatten die Lobbyisten der Musikunternehmen in einer Gemeinschaftsaktion durchgesetzt, daß der Kopierschutz von CDs nicht mehr mit speziellen Software-Programmen umgangen werden darf.

Im Justizministerium wird man sich nun vermutlich darüber wundern, warum nur ein dreiviertel Jahr später der Marktführer die von der Branche zuvor als dringend notwendig bezeichnete Kopiersperre als untauglich verwirft. Die Chancen auf eine von den Musikfirmen geforderte weitere Verschärfung des deutschen Urheberrechts-Gesetzes dürfte dies jedenfalls schmälern.

Die Deutsch-Rocker von den "Ärzten" ficht der juristische Stellungskrieg der Musikkonzerne ohnehin nicht an. Sie benutzen den Verzicht auf den Kopierschutz schon lange als Verkaufsargument. Als vergangenen Herbst ihr aktuelles Album "Geräusch" auf den Markt kam, klebte auf der Hülle ein Logo mit dem Hinweis: "Wie immer ohne Kopierschutz".

faz.net

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Wir sind M&N. Gibt es sonst noch Fragen?
Kopierschutze

Kopierschutztechnologien tät ich sagen :D

Zum Thema: Kopiergeschützte Audio-CDs sind echt fürn Hugo, irgendwie kommt das ganze sowieso ins netz und als MP3 kann man es sowieso viel problemloser abspielen und muss nicht aufs Abspielgerät achten.

Bei den Daten-CDs(vorallem Spielen) siehts mMn anders aus.

Hier hat man mit ProtectCD 5 derzeit den Raubkopierern so ziemlich den gar aus gemacht.

Die anderen Technologien können aber so gut wie alle, größtenteils extrem locker, umgangen werden.

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znarF dnanidreF

na endlich... Ich mein, so ein Kopierschutz ist sowieso nicht so das Hindernis... aber ärgerlich isses trotzdem immer wieder...

Aber mich als überzeugten Minidisc-Anhänger freut das natürlich!

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