Das ABC der Saison 2003/2004


Gampern

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Im ASB-Olymp

Arbeitsverweigerung, die: Renitenz gegen die vertraglich vereinbarten Tätigkeiten. Heuer erstmals auch im Fußball-Profigeschäft praktiziert. Schwelte lange völlig unbemerkt unter der Oberfläche – ein Tabu. Aber nicht alles, was bricht, muss ein Knochen sein. Frag nach bei Paul Scharner.

Burgenland, das: lange darbendes Bundesgebiet, das über Jahre auf Besitzansprüche in der Bundesliga verzichten musste. Heuer ein gewaltiges Comeback: das 6.000-Seelen Dorf Mattersburg hat es auf die ball-tretende Landkarte geschafft. Dorthin begleitet haben es bei jedem Heimspiel genau 10.992 Zuschauer. Eine durchweg erstaunliche Begebenheit.

Chimäre, die: lt. Duden ein Organismus oder einzelner Trieb, der aus genetisch verschiedenen Zellen aufgebaut ist. Erinnert entfernt an die Hacklschmeißer in der Bundesliga-Zentrale. Dort herrscht das Chaos – ein Präsident, der nicht zugegen ist und zwei Vorstände, die sich nicht riechen können. Ach ja, zudem ist die Chimäre ein griechisches Untier: Löwe, Ziege und Schlange in einem. Ein Schelm, wer dabei an den Vorstand denkt.

Didi, der: Dietmar Constantini, eine Art Feuerwehr-Mann für in Not befindliche Vereine, ließ sich hinreißen zu einem Engagement in Klagenfurt, verlor von sechs Spielen fünf, zerstritt sich mit dem von ihm geholten Trainer und sägt an seinem Nimbus, für alle am Boden liegenden Truppen Mitgefühl aufzubringen und Erfolg mitzubringen. Warum, frage ich, tut er sich dieses Geschäft eigentlich an?

Elfmeter, der: Strafstoß, der unter Ausschluss aller bis auf zwei Beteiligten den dramaturgischen Höhepunkt jedes Spiels darstellt. Archaischer wurde seit den Gladiatoren-Kämpfen im alten Rom kein Zweikampf inszeniert. Heuer waren vor allem die Torhüter die bemitleidenswerten: ganze drei Stück von 29 konnten entschärft werden.

Flitzer, der, die –in: in jüngster Zeit bei jedem Großereignis, das etwas auf sich hält, auftretend. Bei der Snooker-WM kam ein Mann ins Bild und bat den Schiedsrichter, er möge ihm doch »die Bälle säubern, bitte«. Findige Sponsoren pinseln ihre Werbe-Botschaften auf die nackten Körper. Nur bei uns noch nicht aufgetaucht. Ob das an der generellen Trägheit mancher Akteure liegt?

GAK, der: wir wurden Zeuge einer fußball-historischen Großtat. OK, ganz so bedeutungsschwanger, wie hier angedacht, ist das heimische Gekicke ja wahrlich nicht. Aber nach 102-jährigem Vereins-Bestehen erstmals den Teller zu holen, ist wenigstens für die bescheiden gewordenen österreichischen Geschichtsbücher ein Grund, dieses Jahr festzuhalten.

Hojac, Peter: der Bundesliga-Vorstand ist bekannt für seine zurückhaltende Art, mit der er ständig per Understatement seine eigene Großartigkeit auf die Spitze treibt. Wird allgemein für seine Wahrhaftigkeit und Diplomatie bewundert und ob seiner gestalterischen und objektiven Urteile mit Lob überhäuft. Ja, ja, so ist er, unser aller Westi. Womit haben wir uns das nur verdient?

Interwetten, geschlechtslos: austrianischer Brutkasten im Marchfeld, in dem Gescheiterte und Emporkömmlinge bunt zusammenwürfelt werden und daraus eine Retorten-Mannschaft geformt wird. Die Austria im Kleinen, quasi. Was sie der Austria voraus haben: in Favoriten wird (noch) nicht unter dem Namen »Magna.Mag.Mann.Eben.« gespielt.

Jogi-Bär, der: ständig kuschelbedürftiges, baden-würtenbergisches Bärchen, das den Spießrutenlauf durch die Stronach´schen Feuertaufen immerhin ein dreiviertel Jahr durchhielt. Wurde dann wegen Tabellenführung in die Intensivstation für Plüschtiere verlegt. Ist seither untergetaucht. Jogi, wo bist du?

Kärnten; das südlichste Bundesland hatte sich wieder mal grob verschätzt. Trotz der Verpflichtung von Constantini, Pacult und sechs namhaften Spielern zur Winterpause wurde aus der Karawanken-Truppe kein schlagkräftiges Team. Ob es am Präsidenten liegt, sei dahingestellt. Fakt ist: Kärnten war heuer in keiner Phase reif.

Ländle, das: Bregenz war in der letzten Saison erst in einem denkwürdigem Finish dem fußballerischen Offenbarungs-Eid entgangen. Und heuer? Als einer der ersten Abstiegskandidaten gehandelt waren die Vorarlberger nicht ein Mal am Tabellenende und werden Österreich dieses Jahr im UI-Cup (siehe U) vertreten. Merk-würdig.

Machismo, der: Fußball ist ein Männersport, heißt es. Einer will kickende Damen nicht sehen, der andere will sie wohl sehen – allerdings nur, wenn sie in hot pants auflaufen. So manches testosteron-geschwängerte Hirn sollte sich wohl lieber bei Boxen und Gewichtheben amüsieren. Aber: auch diese Domäne haben die Frauen schon erobert. Ist Mann denn nirgends mehr sicher?

Nachwuchs, der: oft zitierter Hoffnungsträger für die Zukunft der ballesternden Österreicher. Dass einige 35- bis 39-jährige Schwerverdiener jenen aber den Platz auf den Spielerbögen streitig machen, scheint noch nicht bis in die höchsten Verwaltungsebenen der Vereine vorgedrungen zu sein. Wenn das weiterhin der Fall bleibt, wird Österreich von einer Teilnahme an der Heim-EM wegen offensichtlicher Erfolglosigkeit absehen müssen.

Operette, die: ein heiteres, musikalisch-beschwingtes, leicht verdauliches Bühnenwerk. Das Attribut der Operetten-Liga für die hiesigen Kicker-Künstler anzuwenden, lässt sich nur mit einer gewissen Portion Patriotismus wirklich verleugnen. Da Patriotismus jedoch kein Gradmesser sportlicher Leistung ist, bleibt das Resümee: hoffentlich wird aus der Operette kein Drama.

Premiere, die: eine erstmalige Erscheinung, eine erstmalige Aufführung. Eine Erscheinung hatte wohl der Staatsfunk, dem nach langen Jahren die Rechte für die Liga heuer erstmals nicht erteilt wurden. Das müsste im Grunde Anlass sein für Gebührensenkungen oder Qualitäts-Fernsehen. Auch das wäre eine Premiere. Die nicht kommen wird.

Querköpfe, die: so mancher Knallkörper hat heuer wieder seinen Weg in die Stadien gefunden. So manchen Knaller hatten wohl jene, die solche Dinge zünden und in die Menge oder auf den Rasen werfen. Knall- und Querköpfe wohin man blickt. Es ist zum fürchten. Und so mancher wundert sich, dass keine Familien in Fußballstadien gehen.

Rotation, die: manche meinen, sie wäre die ultimative Heilsbringerin, andere sagen, dies wäre der Untergang des fußballerischen Abendlandes. Zum rotieren wurden aber nicht nur die Spieler gebracht, sondern auch die Trainer: bis auf den GAK, Rapid und Bregenz wurden bei allen Teams die Übungsleiter in dieser Saison getauscht.

Schachner, Walter: bei aller Antipathie gegen seine Attitüden, bei allem Grauen vor seinem Schnauzer und bei all den Magenkrämpfen ob seiner rhetorischen Ausführungen bleibt nach der vergangenen Saison als Credo: Walter Schachner ist offenbar der beste Trainer, der in der heimischen Bundesliga werkt.

Tirol, das: heiliges Land, das dank turbokapitalistischer Scheinheiligkeit für zwei Jahre abtauchen musste, ehe es heuer wieder aus den Schrecknissen einer konkurs-verwalteten Masse auf erstieg zu den geweihten Höhen der dünnsten Liga-Luft und dort nächstes Jahr all den selbstherrlichen Despoten zeigen wird, wozu eine hungrige Mannschaft imstande ist. Amen.

UI-Cup, der: kaum beachtetes Sommer-Kick-Geplänkel. Heuer durch den 4:0-Sieg von Pasching gegen Bremen in das mediale Spotlight gerückt und ebenso schnell wieder vergessen. Nur in Österreich wurde ein zweites Cordoba daraus gemacht. Ailton etwa meinte knapp: »Der UI-Cup gehört abgeschafft.«

Verletztenliste, die: oftmals bemühtes Synonym für nicht zu erwartendes Bestehen einer spielerischen Herausforderung (wenn vor dem Spiel erwähnt) bzw. für die Erklärung eines mittleren Desasters auf dem Feld (wenn danach erwähnt). Die V. wird auch im nächsten Jahr inflationäre Aufnahme in den Sprachgebrauch finden.

Winkel, der: auch: Blickwinkel, der. War am 17. März etwas eingeschränkt. Der ORF nannte als Grund für die indisponierte Übertragung von Admira gegen Rapid ein Transparent im Rapid-Sektor, das auf die nach FanMeinung ungünstigen Übertragungszeiten der Mittwoch-live-Spiele hinwies. Ein recht euphemistischer Ausdruck für die wahren Begebenheiten: Scheiß-ORF war da zu lesen. Man muss sich nur verkaufen können.

X und Y müssen wegen Mangels an Assoziationen heuer ausfallen. Die x-te Wiederholung von Phrasen würde nämlich nur einen Ausruf der wissenden Leser nach sich ziehen: »Typisch«

Zehnerliga, die: wen interessiert noch die vierte Auflage von Admira vs. Pasching vulgo Superfund? Nur zur Erörterung: ganze 300 Zuschauer verirrten sich dazu in die Südstadt. Trotzdem wird die anachronistische Zehnerliga als einzig mögliche Lösung propagiert. Dass mit 16 oder 18 Vereinen bei den herrschenden Geldknappheiten auch einige junge Spieler ihre Möglichkeiten bekämen, dürfte wohl doch nicht nur mir klar sein, oder?

[Christian Horvath]

copy&paste von Ballesterer FM

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Die Nr. 1 in Wien sind wir!
Elfmeter, der: Strafstoß, der unter Ausschluss aller bis auf zwei Beteiligten den dramaturgischen Höhepunkt jedes Spiels darstellt. Archaischer wurde seit den Gladiatoren-Kämpfen im alten Rom kein Zweikampf inszeniert. Heuer waren vor allem die Torhüter die bemitleidenswerten: ganze drei Stück von 29 konnten entschärft werden.

Da fehlt noch: wird dem SK Rapid Wien prinzipiell verweigert.

Wir hätten mindestens 4-5 in dieser saison bekommen müssen (inkl. cup) und haben keinen einizigen bekommen.

abgesehen davon schließe ich mich der Meinung von FunMax an

bearbeitet von RAPID FAN

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Beruf: ASB-Poster
Wir hätten mindestens 4-5 in dieser saison bekommen müssen (inkl. cup) und haben keinen einizigen bekommen.

Stimmt schon, dass uns einige verweigert wurden, aber Steffen Hofmann traf per Elfmeter zum 1:1 gegen Klagenfurt im Hanappi und René Wagner zum 4:1 gegen Admira/Wacker in der Südstadt...

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Gast green paul
Stimmt schon, dass uns einige verweigert wurden, aber Steffen Hofmann traf per Elfmeter zum 1:1 gegen Klagenfurt im Hanappi und René Wagner zum 4:1 gegen Admira/Wacker in der Südstadt...

Den fragwürdigen Elfer in Pasching nicht zu vergessen...

Dennoch wurden uns im Frühjahrsdurchgang einige Elfer vorenthalten, keine Frage...

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legende
Da fehlt noch: wird dem SK Rapid Wien prinzipiell verweigert.

Wir hätten mindestens 4-5 in dieser saison bekommen müssen (inkl. cup) und haben keinen einizigen bekommen.

abgesehen davon schließe ich mich der Meinung von FunMax an

Und bei S gehört Schiedsrichter mit der Erklärung: "Pfeifen prinzipiell gegen Rapid". ;)

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